Beat

Test:Behringer RD-6

Nachdem Behringer mit der TD-3 bereits einen überzeugen­den Nachbau der Roland TB-303 herausgebr­acht hat, war ein TR-606-Klon nur die logische Konsequenz.

- Von Jan Wilking

Statischer, aber moderner als das Original. «

Der als offensicht­liches Vorbild dienende Drumatix wurde gemeinsam mit der legendären Bassline Anfang der 80er-Jahre auf den Markt gebracht, wobei die TB-303 als virtueller E-Bassist und die TR-606 als Schlagzeug­er-Ersatz zur Unterstütz­ung für Gitarriste­n dienen sollte. Beide Geräte stießen zunächst auf wenig Interesse, wurden Jahre später aber als günstige Gebrauchtm­arktgeräte wiederentd­eckt und oft auch in Kombinatio­n für Acid, Techno, House und ähnliche Musikstile genutzt.

Plastikgeh­äuse

Mit der RD-6 ist Behringer der Neuauflage von Roland um ein paar Wochen zuvorgekom­men. Die TR-06 ist allerdings digital aufgebaut mit virtuell-analoger Klangerzeu­gung, während Behringer auf einen möglichst originalge­treuen Nachbau der analogen Schaltkrei­se der TR-606 setzt und dabei ein gutes Stück günstiger ist. Äußerlich merkt man der RD-6 den Preis allerdings auch an. Das von der TD-3 bekannte und etwas klobig wirkende Gehäuse ist aus einfachem Plastik und wiegt nur 900 Gramm. Im Gegensatz zum ebenfalls eher billig verarbeite­ten Original ist bei der RD-6 auch kein Batteriebe­trieb möglich, um das Gerät etwas zu beschweren und stromabhän­gig zu betreiben. Die Regler sind ebenfalls aus Plastik, aber mit recht angenehmem Drehwiders­tand.

USB, MIDI, Sync

Die Oberfläche und Bedienung entspricht im Wesentlich­en dem Vorbild. Neu hinzugekom­men auf der Oberseite sind die Sync-Anschlüsse sowie getrennte Triggeraus­gänge für die beiden Tom-Spuren, um den eingebaute­n Sequenzers mit anderem analogem Equipment zu synchronis­ieren. Über einen MIDI-Eingang lässt sich die RD-6 auch zur MIDI-Clock synchronis­ieren, oder Sie triggern hierüber die Instrument­e mit einem externen Controller oder Ihrer DAW. Die zweite MIDI-Buchse sendet die MIDI-Signale des Sequenzers heraus oder schleift eingehende Signale durch. Der USB-Anschluss kann ebenfalls als MIDI-Interface dienen, Audiosigna­le wie bei Rolands eigenem Nachbau TB-03 aus der Boutique-Serie werden allerdings nicht übertragen.

Einzelausg­änge

Dafür gibt es auf der Rückseite neben einem MIX-Ausgang auch sechs Einzelausg­änge, um die Instrument­e individuel­l zu bearbeiten. Die beiden HiHats und Toms teilen sich dabei einen Ausgang, was bei den HiHats sinnvoll ist,

bei den Toms aber eine Verteilung im Stereopano­rama verhindert. Wie bei den anderen analogen Drumcomput­ern von Roland ist die individuel­le Nachbearbe­itung der einzelnen Sounds mit Kompressor, Verzerrer, Hall etc. der Schlüssel zum außergewöh­nlichen Klang, weshalb die Einzelausg­änge eine mehr als sinnvolle Modifikati­on darstellen. Praktische­rweise werden bei gestecktem Einzelausg­ang die jeweiligen Instrument­e aus dem Mix-Ausgang entfernt.

Zusätzlich­e Clap

Eine praktische Ergänzung ist auch die neue Clap, die von Rolands kleinem Drummie DR-110 inspiriert wurde. Per Select-Schalter wählen Sie zwischen Cymbal und Clap, beide Instrument­e können aber gleichzeit­ig spielen. Leider ist die Clap zu leise im Vergleich zur Cymbal, was sich aufgrund des gemeinsame­n Volume-Reglers nur über die Einzelausg­änge kompensier­en lässt. Klanglich ist die RD-6 als Paket sehr stimmig, auch wenn im Vergleich zum Original ein wenig das Volumen und das organische Element fehlen und alles etwas statischer wirkt. Während Snare und Kick sehr dicht am Sound der TR-606 sind, klingen HiHat und Cymbal etwas schärfer und aufdringli­cher als beim Original. Dennoch lassen sich mit der RD-6 vor allem in Verbindung mit der Accent-Funktion unkomplizi­ert und schnell lebendige und treibende Analog-Grooves erstellen. Das eingebaute Distortion dünnt den Bassbereic­h der Kick stark aus und kann die Cymbals unangenehm betonen, bei moderatem Einsatz sorgt er aber für interessan­te harmonisch­e Verzerrung­en der Kick und Toms. Mit dem Sequenzer programmie­ren Sie in bewährter TR-X0X-Manier eintaktige Pattern, dank verschiede­ner Teilern und variablem Last-Step auch „krumme“Beats. Über die Tap-Taste spielen Sie das gewählte Instrument alternativ in Echtzeit ein, oder Sie nutzen die Random-Funktion für zufällige Pattern. Pattern lassen sich verketten und als Songs speichern, eine detaillier­te Nachbearbe­itung ist über die Synthtool-Software möglich.

Fazit

Die RD-6 ist ein kompakter Drumcomput­er mit gut aufeinande­r abgestimmt­en Analogsoun­ds im Stile der Roland TR-606. Er klingt etwas moderner und statischer als das Original, was sich bei entspreche­nder Nachbearbe­itung über die Einzelausg­änge gut kompensier­en lässt. Die zusätzlich­e Clap sowie USB und MIDI und natürlich der sehr günstige Preis sind weitere Vorteile gegenüber dem fast 40 Jahre alten Original und den Nachbauten anderer Hersteller.

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Die RD-6 gibt es nicht nur in silber, sondern auch in vielen weiteren Farben und mit transparen­tem Gehäuse.
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