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Test: Cubase Pro 11

- Von Mario Schumacher

Seit der ersten Version im Jahr 1989 hat sich Cubase zu einem der leistungsf­ähigsten Programme für Kompositio­n, Recording, Editing und Mixing entwickelt. Umso gespannter waren wir darauf, was Version 11 Neues bringt!

Neben der hier getesteten Pro-Version von Cubase sind zwei günstigere Varianten [1] mit reduzierte­m Funktionsu­mfang erhältlich. Wie gewohnt wartet die neue Version der DAW mit Workflow- und Performanc­e-Verbesseru­ngen wie Optimierun­gen des Noten-Editors auf. Zu diesen gehört auch die Möglichkei­t, bei den MIDI-CC- und Pitchbend-Spuren im Key-Editor Kurven und Verläufe erstellen, wie man es von der Automation kennt. Gut gefallen hat uns zudem, dass man Pitch-Bends jetzt auf Halbtöne einstellen kann. Für frische Inspiratio­n sorgen die neuen Sample Sets, die sich u. a. Hip-Hop, Tech-House, Synth-Wave und Trailer-Musik widmen.

Von Skalen und Loops

Tools, die den Kompositio­nsprozess erleichter­n, gehörten immer zu unseren liebsten Features in Cubase. Zu dieser Kategorie gehört auch der neue Scale Assistant. Nachdem Sie die gewünschte Skala festgelegt haben, werden MIDI-Noten, die Sie auf Ihrem Keyboard spielen, in Echtzeit so korrigiert, sodass alle zu der gewählten Tonart passen. Der Skalenassi­stent kann auch die zu MIDI-Aufnahmen passende Tonart ermitteln und die Tonhöhen ausgewählt­er Noten auf Knopfdruck entspreche­nd quantisier­en.

Cubase 11 macht auch den geschätzte­n Sampler-Track noch besser: In dem neuen Slicing-Modus werden importiert­e Loops automatisc­h zerschnitt­en, sodass Sie die einzelnen Slices individuel­l triggern können. Der Vintage-Modus sorgt bei Bedarf durch Bit- und

Samplerate­nreduktion und eine Turntable-Emulation für einen markanten Retro-Sound. Zur Modulation von Parametern wie der Tonhöhe stehen nun zwei LFOs bereit.

Time-Saver für Profis

Durch die Verbesseru­ng des Audioexpor­ts geht das Bouncing von Audiospure­n jetzt schneller und komfortabl­er denn je von der Hand. Mithilfe von Warteschla­ngen können Sie z. B. verschiede­ne Varianten der ausgewählt­en Spuren in einem Rutsch exportiere­n. Einen hohen Nutzwert hat zudem der neue Audio-Analyzer Supervisio­n, den Sie nach Belieben konfigurie­ren können. Dieser gibt anschaulic­h über Pegel, Phase, Frequenzsp­ektrum und Wellenform Aufschluss.

Insbesonde­re wer Remixe und MashUps produziert, wird sich sehr darüber freuen, dass Steinberg Cubase Pro und Artist eine kleine Version seines visuellen Audioedito­rs SpectraLay­ers One spendiert hat. Dieser erlaubt eine gezielte Editierung von Audiodatei­en auf der Frequenzeb­ene. Das Trennen von Gesang und Instrument­en gelingt dabei zwar nicht ohne Artefakte, aber oft überrasche­nd gut, wenn die Vocals nicht allzu stark mit Effekten bearbeitet wurden. Die von SpectraLay­ers erstellten Stems lassen sich einfach ins Projektfen­ster von Cubase ziehen. Sehr praktisch! Eine Undo- und Redo-Funktion für VST-Instrument­e und -Effekte bleibt hingegen leider weiterhin ein Wunsch, ebenso wie eine „Sandbox-Funktion“, die verhindert, dass ein Drittanbie­ter-Plug-in die DAW einfrieren oder abstürzen lässt.

Mix- und Kreativwer­kzeuge

Das neue Effekt-Plug-in Squasher, das

Downward- und Upward-Kompressio­n kombiniert, stellt eine heiße Konkurrenz zu dem Freeware-must-have Xfer Records OTT dar. Squasher ist allerdings weitaus flexibler: Die Dynamikbea­rbeitung lässt sich für drei Bänder individuel­l einstellen, wobei jedes Band internes und externes Sidechaini­ng gestattet. Mit dem Tool können Sie Sounds effektiv zu mehr Durchsetzu­ngsvermöge­n und Biss oder Mixen zu einer höheren Lautheit verhelfen.

Nicht minder gelungen ist das Update des Equalizers Frequency. Aktiviert man den neuen Dynamik-Modus, wird das entspreche­nde Frequenzba­nd nur abgesenkt oder angehoben, wenn ein eingestell­ter Schwellwer­t überschrit­ten wird. Dadurch sind sehr dynamische Korrekture­n oder klangfärbe­nde Eingriffe möglich. Eine willkommen­e Ergänzung ist auch der Multiband Imager, mit dem Sie die Panoramapo­sition, Stereobrei­te und den Pegel von vier Frequenzbä­ndern individuel­l regeln können.

Fazit

Auf den ersten Blick fehlt Cubase Pro 11 ein großes Highlight wie ein neuer Synthesize­r. Setzt man sich ausgiebig mit der aktuellen Version auseinande­r, wird man allerdings einige hervorrage­nde neue Werkzeuge und Funktionen entdecken. Für viele ist sicher bereits der inspiriere­nde Scale Assistant allein den Update-Preis wert. Loop-Bastler werden den verbessert­en Sampler-Track sehr schätzen. Sehr gelungen sind auch die neuen Effekte, der Multibandk­ompressor Squasher sowie der dynamische EQ. Und die kleine Version von SpectraLay­ers One punktet als ausgezeich­neter Helfer, um alte Aufnahmen zu bereinigen oder auch den Gesang aus einem Stereomix isolieren. Features wie der verbessert­e Audioexpor­t, die Erweiterun­gen des Key-Editors sowie der neue Analyzer machen das Arbeiten mit Cubase noch komfortabl­er. Ein gelungenes Update einer der leistungsf­ähigsten DAWs!

 ??  ?? Mit den neuen Slicing-Funktionen der Sampler-Spur wird das Rearrangie­ren von Phrasen und das Erstellen von zeitgemäße­n Vocal-Chops zum Kinderspie­l.
Mit den neuen Slicing-Funktionen der Sampler-Spur wird das Rearrangie­ren von Phrasen und das Erstellen von zeitgemäße­n Vocal-Chops zum Kinderspie­l.
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Länge
Test von Cubase Pro 11 in voller Länge

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