Test: Cubase Pro 11
Seit der ersten Version im Jahr 1989 hat sich Cubase zu einem der leistungsfähigsten Programme für Komposition, Recording, Editing und Mixing entwickelt. Umso gespannter waren wir darauf, was Version 11 Neues bringt!
Neben der hier getesteten Pro-Version von Cubase sind zwei günstigere Varianten [1] mit reduziertem Funktionsumfang erhältlich. Wie gewohnt wartet die neue Version der DAW mit Workflow- und Performance-Verbesserungen wie Optimierungen des Noten-Editors auf. Zu diesen gehört auch die Möglichkeit, bei den MIDI-CC- und Pitchbend-Spuren im Key-Editor Kurven und Verläufe erstellen, wie man es von der Automation kennt. Gut gefallen hat uns zudem, dass man Pitch-Bends jetzt auf Halbtöne einstellen kann. Für frische Inspiration sorgen die neuen Sample Sets, die sich u. a. Hip-Hop, Tech-House, Synth-Wave und Trailer-Musik widmen.
Von Skalen und Loops
Tools, die den Kompositionsprozess erleichtern, gehörten immer zu unseren liebsten Features in Cubase. Zu dieser Kategorie gehört auch der neue Scale Assistant. Nachdem Sie die gewünschte Skala festgelegt haben, werden MIDI-Noten, die Sie auf Ihrem Keyboard spielen, in Echtzeit so korrigiert, sodass alle zu der gewählten Tonart passen. Der Skalenassistent kann auch die zu MIDI-Aufnahmen passende Tonart ermitteln und die Tonhöhen ausgewählter Noten auf Knopfdruck entsprechend quantisieren.
Cubase 11 macht auch den geschätzten Sampler-Track noch besser: In dem neuen Slicing-Modus werden importierte Loops automatisch zerschnitten, sodass Sie die einzelnen Slices individuell triggern können. Der Vintage-Modus sorgt bei Bedarf durch Bit- und
Sampleratenreduktion und eine Turntable-Emulation für einen markanten Retro-Sound. Zur Modulation von Parametern wie der Tonhöhe stehen nun zwei LFOs bereit.
Time-Saver für Profis
Durch die Verbesserung des Audioexports geht das Bouncing von Audiospuren jetzt schneller und komfortabler denn je von der Hand. Mithilfe von Warteschlangen können Sie z. B. verschiedene Varianten der ausgewählten Spuren in einem Rutsch exportieren. Einen hohen Nutzwert hat zudem der neue Audio-Analyzer Supervision, den Sie nach Belieben konfigurieren können. Dieser gibt anschaulich über Pegel, Phase, Frequenzspektrum und Wellenform Aufschluss.
Insbesondere wer Remixe und MashUps produziert, wird sich sehr darüber freuen, dass Steinberg Cubase Pro und Artist eine kleine Version seines visuellen Audioeditors SpectraLayers One spendiert hat. Dieser erlaubt eine gezielte Editierung von Audiodateien auf der Frequenzebene. Das Trennen von Gesang und Instrumenten gelingt dabei zwar nicht ohne Artefakte, aber oft überraschend gut, wenn die Vocals nicht allzu stark mit Effekten bearbeitet wurden. Die von SpectraLayers erstellten Stems lassen sich einfach ins Projektfenster von Cubase ziehen. Sehr praktisch! Eine Undo- und Redo-Funktion für VST-Instrumente und -Effekte bleibt hingegen leider weiterhin ein Wunsch, ebenso wie eine „Sandbox-Funktion“, die verhindert, dass ein Drittanbieter-Plug-in die DAW einfrieren oder abstürzen lässt.
Mix- und Kreativwerkzeuge
Das neue Effekt-Plug-in Squasher, das
Downward- und Upward-Kompression kombiniert, stellt eine heiße Konkurrenz zu dem Freeware-must-have Xfer Records OTT dar. Squasher ist allerdings weitaus flexibler: Die Dynamikbearbeitung lässt sich für drei Bänder individuell einstellen, wobei jedes Band internes und externes Sidechaining gestattet. Mit dem Tool können Sie Sounds effektiv zu mehr Durchsetzungsvermögen und Biss oder Mixen zu einer höheren Lautheit verhelfen.
Nicht minder gelungen ist das Update des Equalizers Frequency. Aktiviert man den neuen Dynamik-Modus, wird das entsprechende Frequenzband nur abgesenkt oder angehoben, wenn ein eingestellter Schwellwert überschritten wird. Dadurch sind sehr dynamische Korrekturen oder klangfärbende Eingriffe möglich. Eine willkommene Ergänzung ist auch der Multiband Imager, mit dem Sie die Panoramaposition, Stereobreite und den Pegel von vier Frequenzbändern individuell regeln können.
Fazit
Auf den ersten Blick fehlt Cubase Pro 11 ein großes Highlight wie ein neuer Synthesizer. Setzt man sich ausgiebig mit der aktuellen Version auseinander, wird man allerdings einige hervorragende neue Werkzeuge und Funktionen entdecken. Für viele ist sicher bereits der inspirierende Scale Assistant allein den Update-Preis wert. Loop-Bastler werden den verbesserten Sampler-Track sehr schätzen. Sehr gelungen sind auch die neuen Effekte, der Multibandkompressor Squasher sowie der dynamische EQ. Und die kleine Version von SpectraLayers One punktet als ausgezeichneter Helfer, um alte Aufnahmen zu bereinigen oder auch den Gesang aus einem Stereomix isolieren. Features wie der verbesserte Audioexport, die Erweiterungen des Key-Editors sowie der neue Analyzer machen das Arbeiten mit Cubase noch komfortabler. Ein gelungenes Update einer der leistungsfähigsten DAWs!