Magische Melodien finden
Zweifellos zeichnet sich Observer durch seine hin- und mitreißenden Melodien aus, die aus einem Guss zu kommen scheinen, aber doch vielschichtig sind. Wie aber entstehen interessante Konstrukte und mit welchen Synths lassen sie sich am einfachsten erzeugen? Das klären wir gleich ...
1 Grundlage
Eine gute Anlaufstelle zum Finden von schönen Hooklines sind Arpeggiatoren. Idealerweise jene, die mehr als nur 16tel-Patterns wiedergeben können. Wir greifen daher auf unseren Thorn Solo zurück, denn hier lassen sich Sequenzen ganz easy erstellen. Laden Sie den Synth und wählen das Preset PLUCK Lonely, das mit sanftem Sound eine ideale Basis darstellt.
2 Akkord
Aktivieren Sie ARPEGGIO und starten mit einem typischen Dreiklang, etwa G#1, D#2 und G#2. Die mittlere Note liegt sieben Halbtöne über der Grundtonart, ein populärer Intervall für positive Grundstimmung. Diesen Intervall halten wir, variieren aber das obere G# alle halbe oder ganze Takte. Ab hier beginnt die Idee dann erst wirklich interessant zu werden.
3 Arpeggio-Trick
Spannender wird die Melodie, wenn wir die gespielte Sequenz variieren und uns vom üblichen 16tel-Rhythmus lösen. Mit dem Thorn Arpeggiator kein Problem. Stellen Sie dessen SPEED auf 1/32 und fahren die VEL( ocity) jedes zweiten Steps herunter. Damit bleibt erstmal ein 16tel-Rhythmus erhalten. Die Schritte 3 und 9 reduzieren wir aber auf halbe Velocity.
4 Artefakt
Ebenso Step 16, der dann als 32tel-Note gespielt wird. Dessen Tonhöhe transponieren wir mit NOTE 12 eine Oktave höher. Im Playback erklingt das extra 32tel wie ein stellenweise eingestreutes Artefakt und bringt wortwörtlich eine eigene Note ins Spiel. So weit so gut, wem die geschaffene Grundlage zu brav ist, kann noch einen Schritt weiter gehen.
5 Skalen!
Denn wie wäre es, wenn die Melodie eben nicht mehr so zuckersüß und brav daher käme, sondern musikalisch gesehen etwas ungehobelter oder auf einer anderen Skala abseits von Dur gespielt wird? Für diese Zwecke gibt es jede Menge Tools. Wir nutzen Ableton Scale, doch mit Cales, Chordz, Ripchord und Tonespace finden Sie Alternativen in den Heft-Daten.
6 Neue Ideen
So laden wir den Scale-Effekt mit der Skala Byzantine auf die Spur des Thorn und schon bekommt die Melodie einen gänzlich anderen Charakter. Hier liegt viel Spielraum, um eine Idee nochmal gehörig umzukrempeln, wenn die erste Euphorie verflogen ist. Doch ein Arpeggio ist natürlich nicht alles, es fehlen definitiv noch ein Bass und ergänzende Sounds.
BASSLINE
7 Bass
Den Bass gestalten wir stilgetreu mit einer Minimoog-Emulation, in diesem Falle The Legend [1]. Ebenso gut kommen Monark [2], Mini V [3] oder Little One [4] in Frage. Mit dem Preset Boogie Bass EX findet sich ein guter Startpunkt mit dem gewollt typischen Moog-Klang. Lediglich Cutoff drehen wir leicht zurück und dafür ENV AMT im gleichen Maße hoch.
8 Sequenz
Dadurch spielt der Bass weniger lang in höheren Frequenzen mit. Das Muster der Bassline halten wir mit einem Wechsel von G# auf F# alle vier Takte sehr simpel, lediglich im zweiten Durchlauf bauen wir in den letzten beiden Takten ein C#2 ein. Damit der Bass aber nicht öde vor sich hin dümpelt, nehmen wir ein paar Pitch-Automationen auf.
9 Pitch-Automationen
Am Ende von jeweils zwei Takten lassen wir die aktuelle Note per Pitch-Wheel nach oben oder unten sliden. Falls danach ein Tonlagenwechsel folgt, kündigt die Automation diesen somit schonmal an. Damit klingt die Bassline wesentlich interessanter und verliert sich nicht in Langeweile. Das Grund Fundament steht, jetzt ist es an der Zeit für Akzente.
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Analog-Klassiker
Als Ergänzung zu einer Hookline machen sich zwei Elemente immer besonders gut: Ein Pad und ein Synth, der sparsam verteilt immer mal wieder Passagen kurz betont. Für letzteren bietet sich ein weitere Synth-Klassiker an, der auffallend häufig bei Melodic Techno Verwendung findet: ein Oberheim. Der Obsession [1] von Synapse Audio kommt hier gerade recht.
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Frage / Anwort
Alternativ finden Sie die OB-Xd Emulation in den Heft-Daten. Das Obsession Preset LD Cyborg T800 KS bietet genau diesen für Analog-Synths so typischen Klang, den wir suchen und dazu jede Menge Reverb. Die Sequenz des Synths wird eine Art Frage-Antwort-Spiel: Zum Beginn jedes ungeraden Takts spielt einfach ein G#2 auf dem vierten 16tel.
12 Fill-ins
Am Ende jedes vierten Taktes platzieren wir eine super-kurze Sequenz von drei 16teln, die lediglich bisher verwendete Noten schnell hintereinander spielen, allerdings mit unterschiedlicher Anschlagstärke. Da sich diese auf das Filter auswirkt, kommt ein wunderbar dynamisch klingendes Pattern dabei heraus. Für den Feinschliff laden wir zwei Kompressoren.
13 Vocal?
Der erste verklebt Synth und Reverb ein wenig und sorgt für homogen lauten Sound. Der zweite sorgt per Sidechain für ein angenehmes Pumpen des Reverbs. Tipp: Verwenden Sie statt oder zusätzlich zum Oberheim ein kurzes Vocal im Sampler mit der gleichen Sequenz. Wenn das Vocal korrekt getuned ist, kann es als Fill-in sogar der Aufhänger des Tracks werden.
14 Fake-Pad
Als letztes Element fügen wir ein Pad hinzu bzw. verwandeln ein Arpeggio per Reverb in einen Pad-Hybriden. Dazu duplizieren wir die komplette Spur mit dem Thorn Arpeggio, drehen Reverb zu fast 50 % auf und spielen eine alternative Sequenz ein. Diese fokussiert sich für vier Takte auf den einleitenden Akkord G#1, D#2 und G#2. Danach wechselt D#2 zu F#2.
15 Arpeggio-Roller
Dank des vielen Reverbs klingt das Arpeggio im Kontext beinah wie ein Pad. Übrigens lässt sich ganz einfach noch ein perlender Effekt hinzufügen: Da die ARPEGGIO- Sequenz auf 32tel basiert, blenden wir alle geraden Steps sukzessive ein (wie im Bild zu sehen). Außerdem können Sie die STEPS auf 12 reduzieren, damit das Muster etwas asynchroner verläuft.