Test: Sensel Morph
Sensel Morph ist ein außergewöhnliches und sehr vielseitiges Touchpad mit 20.000 Drucksensoren und 4.096 Druckstufen.
Die Basis des Systems kommt in einer minimalistischen Verpackung im Apple-Style, Formfaktor und Abmessungen von ca. 24 x 14 Zentimetern wecken Erinnerungen an ein iPad. Dies lässt natürlich direkt die Frage aufkommen, wo denn die Vorteile des Sensel Morph gegenüber einem iPad liegen, das ja mit Apps wie Lemur oder MIDI Designer Pro auch als flexibler MIDI-Controller dienen kann. Das Besondere an Sensel Morph sind aber die Overlays, deren Latexoberflächen mit angepassten Erhöhungen und Aussparungen die einzelnen Bedienelemente fühlbar machen. Zudem setzt die beeindruckende Anzahl an Sensoren die Bewegungen und vor allem auch die Druckstärke der Berührung sehr dynamisch um.
Overlays
Interessant für Musiker sind insbesondere die Overlays Piano, Drumpads, Music Production und Buchla Thunder, die Sie einfach auf dem Touchpad ablegen können. Sie werden magnetisch am richtigen Platz gehalten und der Controller wählt die passende Belegung für das Overlay automatisch aus. Eine Reihe weißer LEDs oben an der Basis gibt Feedback darüber, ob die Touch-Eingabe vom Controller registriert wurde. Allen Overlays gemeinsam ist eine Reihe von Funktionstastern am oberen Rand. Sie dienen beim Keyboard oder den Drumpads zum Ändern der Oktaven bzw. Noten oder beim Music Production Overlay als Transporttasten für Play, Record etc. Diese Tasten müssen etwas kräftiger gedrückt werden, was aber auch sinnvoll ist, damit sie beim kraftvollen Spielen auf den Drumpads oder dem Keyboard nicht versehentlich mitgetriggert werden. Über eine Software lassen sich die vorgegebenen Einstellungen für jedes Overlay umfangreich anpassen. So können Sie den Pianotasten polyphones Aftertouch oder fließende Übergänge beim Gleiten von einer Taste auf die andere beibringen und sich quasi ein ROLI Seaboard für MPE-kompatible Synthesizer basteln. Oder Sie nutzen einen Teilbereich der Drumpads, die sich übrigens auch mit echten Drumsticks oder Besen spielen lassen, zum Umschalten zwischen Instrumenten. Besonders gut gefallen hat uns das Music Production Overlay, da es verschiedene nützliche Elemente wie Regler, Fader, Pads mit einem kleinen Keyboard kombiniert. Die „Regler“haben dabei eine spürbare Vertiefung und einen geriffelten Rand und sind daher auch blind bedienbar, das ist wie oben bereits angedeutet der große Vorteil des Sensel Morph gegenüber einem iPad mit Controller-App.
Live, CV, MPE
Wenn Sie das vorgefertigte Script für Ableton Live laden, erreicht das Sensel Morph mit diesem Overlay eine mit Novations Launchpad vergleichbare Funktionalität. Für experimentelle Musiker mit analogem Equipment ist das in Kooperation mit Buchla entwickelte Thunder-Overlay interessant. Mit einem CV-Konverter wie dem Endorphin.es Shuttle-Control, an dessen Host-Anschluss das Sensel Morph direkt angeschlossen werden kann, versenden Sie CV-Signale an ein Modularsystem. Das Buchla Thunder kann auch als umfangreicher MPE-Controller Host für kompatible Klangerzeuger verwendet werden, ist aber leider auch das Teuerste der getesteten Overlays.
Weitere Overlays, Bluetooth
Neben den speziell für Musiker interessanten Overlays gibt es auch weitere Varianten wie eine klassische Computertastatur, ein
Overlay für Video-Editing oder auch einen Gaming-Controller. Gerade bei beengten Verhältnissen auf dem Schreibtisch und einer universellen Nutzung des Computers ist Sensel Morph daher eine sehr praktische und platzsparende Angelegenheit. Sie können sich mit Hilfe der Software sogar Ihren ganz persönlichen Controller erstellen, ausdrucken und auflegen, wobei dann natürlich das fühlbare Element mangels Latex-Oberfläche wegfällt.
Sensel Morph lässt sich drahtlos über Bluetooth-MIDI nutzen, um z. B. im Aufnahmeraum die DAW zu steuern oder den genialen Drum-Groove entspannt auf dem Sofa einzuspielen. Aber wenn es auf perfektes Timing und möglichst geringe Latenz ankommt, präferieren wir die kabelgebundene Variante, die sich einfach direkter anfühlt – auch gegenüber einem iPad mit Controller-App.
Fazit
Sensel Morph ist ein außergewöhnlicher Controller, der mit seiner Wandelbarkeit durch verschiedene Overlays überzeugt. Die hohe Sensorendichte und Empfindlichkeit ermöglicht eine sehr direkte, dynamische und auf eine eigenständige Weise auch organische Kontrolle von Klangerzeugern und DAW. Wer einen individuell anpassbaren taktilen Controller mit einer Vielzahl an Anwendungsmöglichkeiten sucht und auch offen für neue, unkonventionelle Schnittstellen zwischen Mensch und Maschine wie z. B. MPE ist, sollte Sensel Morph unbedingt antesten.