Beat

Interview: Pretty Pink

- Von Laura Emiliano

Pretty Pink gilt als eine der bekanntest­en Acts in den Bereichen Deep Melodic & Tech House. Wir haben die Künstlerin gefragt, wie sie neben ihrer Arbeit im Studio und hinter den Decks sowie ihren Veröffentl­ichungen noch Zeit für zwei Labels und eine eigene Radioshow findet.

Pretty Pink gilt als eine der bekanntest­en Acts in den Bereichen Deep Melodic und Tech House. Auch dank ihres Edits von Daft Punks „Get Lucky“sowie #1 Platzierun­gen ihrer Tracks auf Beatport blickt sie heute auf eine große internatio­nale Fanbase und Gigs wie auf dem Tomorrowla­nd Festival in Belgien mit über 400.000 Besuchern. Wie Pretty Pink neben ihrer Arbeit im Studio, Veröffentl­ichungen wie auf Anjuna und hinter den Decks stehend auch noch Zeit für zwei Labels und eine eigene Radioshow auf sunshine live findet, haben wir sie im folgenden Interview gefragt. Beat / Wie bist du zum Auflegen gekommen und wann erfolgte der Schritt in s Studio für erste eigene Produktion­en?

Pretty Pink / Meine ersten Schritte in der elektronis­chen Musik als DJ machte ich in einer kleinen Region in D eutschland, dem s chönen Harz. Für Clubs in der R egion machte ich damals das Artwork für die F lyer und bin d ann durch Zufall an einem Abend hinter die Decks gestellt worden. Das hat trotz fehlender Routine direkt gut funktionie­rt. Ich habe mich direkt ins Auflegen verliebt und immer mehr Zeit damit verbracht. Im Laufe der Monate nahmen die Auftritte zu und aus den kleineren wurden Shows in gr ößeren Clubs und später Festivals. Während dies er Z eit v erspürte ich a uch den W unsch, meine ei genen Tr acks, Edits und Remixe zu kreieren, die ich auch spielen kann. Und so wurde ich Produzenti­n. Zugegeben: Seit meiner J ugend interessie­re ich mich bereits für Musik, Kunst, Design und kr eative Prozesse. Letzten Endes ist es wie natürlich entstanden und zu dem gewachsen, wo ich heute stehe.

Beat / Welche Einschnitt­e hast du als Künstlerin durch Corona in diesem Jahr erfahren müssen?

Pretty Pink / I ch m uss g estehen, v or allem am Anfang war das für mic h eine w irklich intensive Erfahrung. I ch m usste meine b ereits g eplante USA-Tournee in dies em J ahr k omplett a uf Eis legen. Auch Gigs wie auf dem Tomorrowla­nd und andere ausländisc­he und nationale Auftritte und Festivals sind alle abgesagt worden. Und wie jeder weiß, nimmt dies einen großen Teil des Einkommens eines Künstlers in Anspruch. Ich bin jedoch ziemlich autark und h abe nicht viele F ixkosten, sodass es sicher andere viel härter getroffen hat. Trotzdem ist es nicht einfach, und man muss erst einmal lernen, d amit um zugehen. Mittlerwei­le habe ich die nun freien Wochenende­n für Sport, Freunde, aber auch zusätzlich­e Stunden im S tudio an den R eglern genutzt. Und trotzdem kann ich es k aum e rwarten, i rgendwann w ieder i m Club zu spielen und mit den Leuten zu feiern.

Beat / Und wie bist du dann mit der Situation umgegangen?

Pretty Pink / Ich hatte schon vorher ein eigenes Musiklabel „Wanderlust“und habe im Laufe des Jahres ein zweites Label namens „Deep Woods“ins Leben gerufen. In beide Labels investiere ich viel Zeit und Energie. Daneben mache ich noch eine wöchentlic­he Radioshow mit dem gleichen Titel „Deep Woods“auf sunshine live, welche aber auch im Nachgang in Australien, Ibiza und den USA zu hören ist. Dazu kommt ein monatliche­r Video-Livestream des Mixes, um auch den Fans weiterhin Nähe zur Musik zu ermögliche­n. Ich denke das fehlt gerade vielen.

Beat / Was hilft dir kreativ zu bleiben und an frischem Output zu arbeiten?

Pretty Pink / Ich bin ein Mensch der Routinen. Ein regelmäßig­er Tagesablau­f ist für mich besonders wichtig. Frühmorgen­s aufstehen, trainieren, dann von 9 bis 5 Uhr im Büro des Labels und abends ins Studio. Darüber bekomme ich viel Power aus meinen Live-Streams auf Twitch. Aber auch durch das Feedback der Fans auf meinen Social-Media-Kanälen. Früher habe ich viel Inspiratio­n während meiner Reisen und Touren gesammelt. Jetzt verbringe ich viel Zeit in der Natur und hole mir meine Trackideen beim morgendlic­hen Joggen durch den Wald.

Beat / Wie setzt du deine Ideen im Studio um?

Pretty Pink / Ich habe immer eine konkrete Idee, mit der ich starte. Meistens ist das eine Melodie, die ich versuche, auf ein paar ersten Loops einzufange­n. Erst wenn die steht, und ich mit der erste Synthesize­r-Auswahl zufrieden bin, mache ich mich ans Gerüst. Das Zusammensp­iel aus Bass, Drums und Synths ist mir sehr wichtig, wobei ich mich nicht stundenlan­g um ein Sounddetai­l einer High-Hat kümmere. Auch im Studio gehe ich effektiv vor und setze meine Zeitressou­rcen möglichst sinnvoll ein. Natürlich gibt es auch Projektide­en, die am Anfang total gut klingen und im Laufe der Zeit doch nicht zum Ziel führen. Ich habe dann auch kein Problem, wieder alles a uf null zu setzen und am nächsten Tag mit frischen Ohren und I deen neu z u starten. Auch wenn es dann manchmal wehtut.

Beat / Wie s ieht d ein S etup a us u nd w ie d ein Studio?

Pretty Pink / Ich le ge mit zw ei bis dr ei Pione er CDJ-3000 auf und als Mixer nutze ich in der Regel den Pioneer DJM 900 NXS2. Auch zu Hause habe ich die 3000er , w elche ic h un ter ander em für meine L ive-Streams im Eins atz h abe. M einen Flow an den Decks versuche ic h auch im Studio einzufange­n. Als D AW nutze ich seit Beginn an Logic Pro. Ich erinnere mich noch gut an die alten V ersionen und die E ntwicklung, die ic h gerne mit gemacht habe und mich über jede Verbesseru­ng in La ufe der J ahre g efreut h abe. B ei meinem Monitor Setup setz ich auf KRK, die sind für mic h p ersönlich einfac h s ehr an genehmen und meine O hren ermüden nicht zu sehr, wenn es wieder mal länger im S tudio wird. Ansonsten bin ich echt ein Freund von „In the Box“, optisch gesehen wirkt sich das im Studio „leider“eher unspektaku­lär a us [l acht], d afür h abe ic h a ber überall m aximale kr eative Fr eiheit und einen guten und schnellen Workflow. Umso mehr habe ich dann natürlich die Liebe zu Plug-ins entdeckt. Arturia, U-He und co. machen hierbei echt einen guten Job und bieten mir die bestmöglic­hen Emulatione­n der legendären Synths. Und das egal, ob ich unterwegs oder im Studio bin.

Beat / Was ist dir bei der Produktion eines Tracks besonders w ichtig – w orauf l egst d u a lso d en Schwerpunk­t?

Pretty Pink / W enn ic h g enau d arüber n achdenke, g ibt e s z wei A rten, w ie i ch m it e inem Track s tarte. Zum Einen den eher kl assischen Weg: Man hat plötzlich eine Melodie im Kopf, die man schnell festhalten möchte – g anz egal wie. [lacht] Falls es aber unter dieser eher panisch wirkenden Methode nic ht s tattfindet,b eginne ic h immer sehr gerne mit Drums & Bassline und lass

Ich habe mich direkt ins Auflegen verliebt und immer mehr Zeit

damit verbracht. «

die Kreativitä­t im Prozess laufen. Letzten Endes muss der Track aber einen möglichst klaren Sound und vor allem Groove haben, ohne dabei künstlich zu klingen. Ich verbaue auch immer natürliche Sounds wie Wassergepl­ätscher, Vogelgezwi­tscher, weitere Naturkläng­e und meine Signatur-Synthesize­r-Sounds.

Beat / In deinen aktuellen Produktion­en finden sich auch oft Vocals – wie gestaltet sich da die Recording-Session?

Pretty Pink / Oft arbeite ich mit Sängerinne­n und Sängern aus UK und den USA. So auch gerade bei meiner aktuellen Single „Come Back“auf Anjunabeat­s. Der Trend der letzten Jahre ging sehr stark zu „Online“-working auch im Recording-Bereich, welches mir die Zusammenar­beit oder das gemeinsame arbeiten an einem Song extrem erleichter­t. Die Recording-Sessions erfolgen meist in deren Studio vor Ort und ich kann direkt nach Erhalt der Spuren weiterarbe­iten und mich auf die Bearbeitun­g und Arrange der

Vocals konzentrie­ren. Manchmal recorde ich aber auch ganz einfach selbst die Vocals, wie bei „Sex, Drugs, Crowd Control“oder „Repeat“. [lacht]

Beat / Und welche der beiden Diszipline­n „das Auflegen“u nd „ die Arbeit i m S tudio“l iegt d ir mehr am Herzen?

Pretty Pink / G anz e hrlich? B eide h aben et was für s ich! B eim Auflegen s püre ic h j edoch me hr Adrenalin und habe diesen besonderen Kick. Das erinnert mich an meine Z eit als L eistungssp­ortlerin und daher kann ich mich dem Moment des Auflegens auch mit vollem Körper und Kopfeinsat­z hin geben. Die Ar beit im S tudio s teht dem eher als Kontrast. Hier kann ich in Ruhe und konzentrie­rt Ideen umsetzen und entwickle während der Session diesen besonderen Flow, auf dem ich manchmal stundenlan­g davonflieg­e.

Beat / Wie s ehen deine Pläne für die nächsten Wochen aus?

Pretty Pink / M eine neue S ingle „ Taste Y our Love” feat. TheElement auf Found Frequencie­s erscheint am 11. Dezember. Darauf freue ich mich schon sehr. Wöchentlic­h bin ich auf sunshine live zu hören und pr äsentiere un ter ander em auch neue und un veröffentl­ichte Pr oduktionen v on mir und von meinen beiden Labels. Für 2021 stehen bereits die ersten Veröffentl­ichungen fest und ich drücke uns allen die Daumen, dass es ein vor allem gesundes neues Jahr wird.

Man hat plötzlich eine Melodie im Kopf, die man schnell festhalten möchte – ganz egal wie.

www.prettypink.de

 ??  ??
 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany