Beat

Test: Roland A-88

- Von Matthias Sauer

Alle Pianisten und versierten Keyboarder sollen sich wohlfühlen: Roland A-88 MKII versteht nicht nur die Spezifikat­ion des aktualisie­rten MIDI-Standards, sondern punktet auch mit guter Tastatur, sinnvoller Kontrolle und einer Editor-App.

Längst ist der MIDI-Standard auf Version 2 aktualisie­rt worden und Hersteller reagieren mit den entspreche­nden neuen Produkten.

Das A-88 MKII unterstütz­t 256 MIDI-Kanäle, Artikulati­onstypen, besseres Timing und weitere Vorteile des neuen Protokolls. Das A-88 MKII kommunizie­rt aber ebenso mit älterem MIDI-Equipiment, wozu zwei klassische Fünf-PolDIN-Buchsen vorhanden sind. Auf den Punkt gebracht ist es ein großes Controller-Keyboard mit drei Tastaturzo­nen, nützlichen Spielhilfe­n, einem rudimentär­en Arpeggiato­r plus Software-Unterstütz­ung bei der Bedienung. Mit einem Kampfgewic­ht von rund 16 Kilogramm ist es auch für Live-Performanc­es attraktiv.

Hardware

Mechanisch wirkt das Roland A-88 MKII äußerst robust verarbeite­t. Alle Bedienelem­ente liegen links von der Tastatur. Dies wirkt sich eher ungünstig auf die Breite des Controller-Keyboards aus. Eine Abstellflä­che oberhalb der Tastatur gibt es nicht, was in Live-Gigs durchaus praktisch sein kann. Mit einer solchen schlanken Bauform lässt sich die Hardware zumindest aber besser im Studiomöbe­l integriere­n.

Für einen Controller mit 88 Tasten ist die Spielbarke­it der Klaviatur eines der wesentlich­en Kriterien. Getestet mit Klaviersou­nds aus dem Software-Instrument Spectrason­ics Keyscape vermittelt Rolands PHA-4 Tastatur schon beim ersten Anspielen ein tolles Spielgefüh­l, ohne die sechs möglichen Anschlagsd­ynamikstuf­en probieren zu müssen. An die Tastatur des Studiologi­c SL88 Grand, das hier ebenfalls bereit steht, reicht es qualitativ aber nicht ganz heran. Eine Frage des Geschmacks? Nun, es empfiehlt sich jedenfalls ein persönlich­es Antasten beim Händler. Man sollte sich schon vorher im Klaren sein, dass die Tastatur des Roland A-88 MKII nicht auf Druckdynam­ik (Aftertouch) reagiert.

Dass ein Netzteil weder integriert noch mitgeliefe­rt ist, führt zu einem ersten Dämpfer. Die Stromverso­rgung erfolgt über den USB-C-Port. Wer live ein Soundmodul anspielen möchte, ist zunächst weniger erfreut. Leider fehlt auch ein Sustain-Pedal, was man angesichts eines Straßenpre­ises von über 900 Euro und der anvisierte­n Zielgruppe erwarten kann. Das mitgeliefe­rte Zubehör beschränkt sich auf zwei USB-Kabel.

Funktional­ität und Bedienung

Die Tastatur ist längst nicht alles : Acht Pads lassen sich wahlweise als Noten-Trigger-Pads, zum Schalten von Controller-Funktionen und für Programmwe­chsel-Befehle nutzen. Man ist für viele Situatione­n gewappnet und hat auch visuell dank leuchtende­r Bedienelem­ente einen relativ guten Überblick. Natürlich will so ein komplexes Gerät erst einmal gründlich durchforst­et werden, denn vorgeferti­gte umfangreic­he Anpassunge­n für gängige DAWs oder Software-Instrument­e sind nicht vorhanden. Nach getaner Editier-Arbeit lassen sich alle Belegungen der Pads und Drehregler in sechzehn Bänken festhalten. Gängige Split- und Layer-Kreationen sind schnell erstellt, wobei die erste der insgesamt drei Tastaturzo­nen des A-88 MKII einen Arpeggiato­r umfasst, der die klassische­n Auf- und Ab-Muster beherrscht.

Software

Ganz ohne Software geht es nicht. Roland bietet neben Treibern auch einen Editor für Windows/Mac OS: das Programm „A-88MK2 CONTROL“. Auch wenn die Darstellun­gsgröße überrasche­nd klein ausfällt, läuft die Bedienung des Controller­s mit Hilfe dieses Software-Editors entspannt. Split- und Layerkreat­ionen lassen sich schnell erstellen und die acht Pads, acht Drehregler, zwei S-Buttons und drei Pedale beliebigen Controller­n zuweisen. Über die Pads können Noten-, Program-Change- und Control-Change-Befehle gesendet werden. Für die Praxis ergeben sich dadurch einige Möglichkei­ten.

Fazit

Mit dem Roland A-88 MKII bekommt man ein pianistisc­h sehr nuanciert spielbares Master-Keyboard, das die Spezifikat­ion der MIDI-Norm 2.0 erfüllt und somit eine gute Investitio­n darstellt. Bei der Suche nach einem aktuellen Controller-Keyboard hat Roland daher gute Karten. Allerdings gibt es starke Mitbewerbe­r. Zum gleichen Preis konkurrier­t NI mit dem Komplete Kontrol S88 Mk2, welches wie das Arturia KeyLab 88 MkII gleich noch ein Paket an Software-Instrument­en mitbringt. Eine hochwertig­e Fatar-Tastatur hat neben Arturia und Native Instrument­s auch das schon erwähnte Studiologc SL88 Grand, das günstiger zu bekommen ist.

Alles i n allem ist der Roland A-88 MKII ein solider Controller, der beim pianistisc­hen Spielen vor allem im Studio viel Spaß macht. Wer die Vorzüge von MIDI 2.0 nutzen möchte, findet ein passendes Großformat-Keyboard zu einem angemessen­en Preis.

 ??  ??
 ??  ?? Mehr zum Thema
Mehr zum Thema

Newspapers in German

Newspapers from Germany