Test: Roland A-88
Alle Pianisten und versierten Keyboarder sollen sich wohlfühlen: Roland A-88 MKII versteht nicht nur die Spezifikation des aktualisierten MIDI-Standards, sondern punktet auch mit guter Tastatur, sinnvoller Kontrolle und einer Editor-App.
Längst ist der MIDI-Standard auf Version 2 aktualisiert worden und Hersteller reagieren mit den entsprechenden neuen Produkten.
Das A-88 MKII unterstützt 256 MIDI-Kanäle, Artikulationstypen, besseres Timing und weitere Vorteile des neuen Protokolls. Das A-88 MKII kommuniziert aber ebenso mit älterem MIDI-Equipiment, wozu zwei klassische Fünf-PolDIN-Buchsen vorhanden sind. Auf den Punkt gebracht ist es ein großes Controller-Keyboard mit drei Tastaturzonen, nützlichen Spielhilfen, einem rudimentären Arpeggiator plus Software-Unterstützung bei der Bedienung. Mit einem Kampfgewicht von rund 16 Kilogramm ist es auch für Live-Performances attraktiv.
Hardware
Mechanisch wirkt das Roland A-88 MKII äußerst robust verarbeitet. Alle Bedienelemente liegen links von der Tastatur. Dies wirkt sich eher ungünstig auf die Breite des Controller-Keyboards aus. Eine Abstellfläche oberhalb der Tastatur gibt es nicht, was in Live-Gigs durchaus praktisch sein kann. Mit einer solchen schlanken Bauform lässt sich die Hardware zumindest aber besser im Studiomöbel integrieren.
Für einen Controller mit 88 Tasten ist die Spielbarkeit der Klaviatur eines der wesentlichen Kriterien. Getestet mit Klaviersounds aus dem Software-Instrument Spectrasonics Keyscape vermittelt Rolands PHA-4 Tastatur schon beim ersten Anspielen ein tolles Spielgefühl, ohne die sechs möglichen Anschlagsdynamikstufen probieren zu müssen. An die Tastatur des Studiologic SL88 Grand, das hier ebenfalls bereit steht, reicht es qualitativ aber nicht ganz heran. Eine Frage des Geschmacks? Nun, es empfiehlt sich jedenfalls ein persönliches Antasten beim Händler. Man sollte sich schon vorher im Klaren sein, dass die Tastatur des Roland A-88 MKII nicht auf Druckdynamik (Aftertouch) reagiert.
Dass ein Netzteil weder integriert noch mitgeliefert ist, führt zu einem ersten Dämpfer. Die Stromversorgung erfolgt über den USB-C-Port. Wer live ein Soundmodul anspielen möchte, ist zunächst weniger erfreut. Leider fehlt auch ein Sustain-Pedal, was man angesichts eines Straßenpreises von über 900 Euro und der anvisierten Zielgruppe erwarten kann. Das mitgelieferte Zubehör beschränkt sich auf zwei USB-Kabel.
Funktionalität und Bedienung
Die Tastatur ist längst nicht alles : Acht Pads lassen sich wahlweise als Noten-Trigger-Pads, zum Schalten von Controller-Funktionen und für Programmwechsel-Befehle nutzen. Man ist für viele Situationen gewappnet und hat auch visuell dank leuchtender Bedienelemente einen relativ guten Überblick. Natürlich will so ein komplexes Gerät erst einmal gründlich durchforstet werden, denn vorgefertigte umfangreiche Anpassungen für gängige DAWs oder Software-Instrumente sind nicht vorhanden. Nach getaner Editier-Arbeit lassen sich alle Belegungen der Pads und Drehregler in sechzehn Bänken festhalten. Gängige Split- und Layer-Kreationen sind schnell erstellt, wobei die erste der insgesamt drei Tastaturzonen des A-88 MKII einen Arpeggiator umfasst, der die klassischen Auf- und Ab-Muster beherrscht.
Software
Ganz ohne Software geht es nicht. Roland bietet neben Treibern auch einen Editor für Windows/Mac OS: das Programm „A-88MK2 CONTROL“. Auch wenn die Darstellungsgröße überraschend klein ausfällt, läuft die Bedienung des Controllers mit Hilfe dieses Software-Editors entspannt. Split- und Layerkreationen lassen sich schnell erstellen und die acht Pads, acht Drehregler, zwei S-Buttons und drei Pedale beliebigen Controllern zuweisen. Über die Pads können Noten-, Program-Change- und Control-Change-Befehle gesendet werden. Für die Praxis ergeben sich dadurch einige Möglichkeiten.
Fazit
Mit dem Roland A-88 MKII bekommt man ein pianistisch sehr nuanciert spielbares Master-Keyboard, das die Spezifikation der MIDI-Norm 2.0 erfüllt und somit eine gute Investition darstellt. Bei der Suche nach einem aktuellen Controller-Keyboard hat Roland daher gute Karten. Allerdings gibt es starke Mitbewerber. Zum gleichen Preis konkurriert NI mit dem Komplete Kontrol S88 Mk2, welches wie das Arturia KeyLab 88 MkII gleich noch ein Paket an Software-Instrumenten mitbringt. Eine hochwertige Fatar-Tastatur hat neben Arturia und Native Instruments auch das schon erwähnte Studiologc SL88 Grand, das günstiger zu bekommen ist.
Alles i n allem ist der Roland A-88 MKII ein solider Controller, der beim pianistischen Spielen vor allem im Studio viel Spaß macht. Wer die Vorzüge von MIDI 2.0 nutzen möchte, findet ein passendes Großformat-Keyboard zu einem angemessenen Preis.