INTERFACE FINDER
MEHR SONGS IN WENIGER ZEIT GEAR FÜR DEN PERFEKTEN FLOW
Ob Sie Melodien oder Vocals aufnehmen, Beats einspielen oder sampeln, ein Modularsystem einbinden oder Live auftreten wollen, nur mit den passenden MIDI-, Audio- oder CV-Interfaces und -Controllern läuft die Sache rund. Doch welche können was und vor allem: Welche passen am besten zum eigenen Workflow? Im folgenden Ratgeber stellen wir Ihnen aktuelle Geräte mitsamt ihren Eigenschaften vor, vergleichen verschiedene Modelle und geben Ihnen konkrete Tipps, wie Sie Ihr Setup optimieren und perfekt erweitern.
Sie sind das Rückgrat eines jeden Setups, im besten Falle Workflow-Booster und der verlängerte Arm des Nutzers. Ohne Audiointerfaces und MIDI-Controller geht im Studio nur wenig. Sicher, so manch asketischer Producer erstellt auch nur mit Laptop und dazugehörigem Trackpad die wunderlichsten Hits, doch je höher die Qualität das verwendeten Audiointerfaces ist, desto besser fällt auch der Output aus und für mehr Haptik sind Controller einfach das Mittel der Wahl. Spätestens beim Einspielen von Akkorden, einer Melodie oder anderen Ideen kommt man zumindest um ein Keyboard nicht mehr herum. So wirklich spannend wird es aber auch erst, wenn die Hardware den kreativen Prozess fördert und mehr tut, als nur Noten zu übertragen. Doch welche Eigenschaften sind wichtig, nach welchen Kriterien sollte man beim geplanten Kauf gehen und welche Art von Interfaces werden für welche Zwecke überhaupt gebraucht? Auf den folgenden Seiten zeigen wir Ihnen diverse Beispielsetups mit konkreten Angaben, welche Art von Hardware dazu jeweils am besten passt. Auf fünf vollgepackten Seiten finden Sie ausführliche Informationen zu zahlreichen Audiointerfaces und Controllern, sowie Angaben, welche davon zu den Setup-Empfehlungen passen. Und sollten dennoch Fragen offen bleiben, werden Sie fündig in den Tipps und persönlichen Meinungen aus der Redaktion. Für die wichtigsten Fachbegriffe in Sachen Audiointerfaces sollten Sie überdies unbedingt einen Blick in unseren Starter Guide werfen, den Sie in den Heft-Downloads finden. Wir stürzen uns auch sofort ins Getümmel und legen direkt los mit dem ersten Tipp. Viel Spaß!
Zusätzliche Ein- und Ausgänge? ADAT kann helfen
Wurden zu Zeiten von Tape-Recordern noch Videokassetten per ADAT be- und überspielt, wird die S chnittstelle heutzutage beinah ausschließlich zur Übertragung von gebündelten Audiostreams verwendet. Dank optischer Übertragung per TOSlink über Lichtleichterkabel lassen sich bis zu acht Spuren gleichzeitig und verlustfrei transportieren. Größter Vorteil der Schnittstelle bei aktuellen Interfaces ist die Möglichkeit, mehrere per ADAT zu kaskadieren, um die Zahl der Ein- und Ausgänge aufzustocken. Dabei können Geräte verschiedener Typen und Hersteller problemlos miteinander kombiniert werden. Bis zu 16 Geräte oder 128 Spuren können maximal im Verbund arbeiten.
Modular-Rack über Audiointerface steuern
Musikalisch gesehen ist AC/DC natürlich eine wahnsinnig erfolgreiche Band, rein technisch betrachtet stehen die Abkürzungen aber für Wechselstrom und Gleichstrom. Während die meisten Audiointerfaces auf reine Audiowiedergabe ausgerichtet sind und per AC-Kopplung ultraniedrige Frequenzen herausfiltern, können DC-gekoppelte Geräte auch Gleichstrom über die Line-Outs senden und qualifizieren sich somit für das Senden und teils auch Empfangen von CV-Signalen für die direkte Einbindung von Modularsystemen. Eine Übersicht an aktuellen DC-Interfaces finden Sie in der Tabelle rechts.
Die CV-Signale selbst müssen allerdings per spezialisierter Software oder Plug-ins erzeugt werden. Etwa per CV Toolkit von Spektro Audio [1], Reaktor von Native Instruments [2], SQ4 Sequence Processor von dialog audio [3], Volta von MOTU [4] oder Silent Way von Expert Sleepers [5].
Mehrere Interfaces kombinieren mit Aggregate Devices & ASIO4ALL
Was tun, wenn Sie mehrere Audiointerfaces kombinieren möchten, aber nicht alle eine ADAT-Schnittstelle bieten? Mac-User können hierzu ganz bequem eine neue Aggregate Device im „Audio MIDI Setup“erstellen und dort per Häkchen wählen, welche der vorhandenen Geräte kombiniert werden sollen. Dann nur noch das neue Device benennen und als Audiointerface in den gewünschten Programmen einstellen.
Nutzer auf Windows wiederum können mit dem kostenlosen ASIO4ALL-Treiber zumindest zwei Interfaces kombinieren. Eine Anleitung finden dazu finden Sie im Video in den Heft-Daten zum Spezial.
Sampling von iTunes, YouTube & SoundCloud
Was ans Audiointerface angeschlossen ist, lässt sich mit einem Handgriff in der
DAW oder einem Sample-Editor aufnehmen. Das Sampling des Outputs von Programmen oder Webseiten wiederum ist nicht einfach so möglich. Aber hier gibt es zwei Tricks: Im persönlichen Tipp unseres Autors Marco Scherer erfahren Sie einerseits, wie eine Lösung über ein Audiointerface funktionieren kann. Andererseits gibt es dank so genannter Loopback-Software wie Virtual Audio Cable [6], BlackHole (früher SoundFlower) [7], Loopback von Rogue Amoeba [8] oder Jack [9] die Möglichkeit, Signale vor dem Audioausgang umzuleiten, damit sie aufgenommen werden können. Die Nutzung der Tools ist nahezu identisch, denn alle erzeugen ein virtuelles Audiointerface, in dem sich ebenfalls virtuelle Ein- und Ausgänge beliebig routen lassen. So gelangt der Output von iTunes, dem Browser oder anderen beliebigen Anwendungen in die DAW oder den Editor.
Flexibler Hardware-Sequenzer für unter 200 Euro
Es ist schon beinah kein Geheimnis mehr, dass sich der gute alte Behringer BCR2000 Controller per Firmware-Update zu einem waschechten Standalone Sequenzer mit bis zu 32 Steps konvertieren lässt, dessen Features sich sehen lassen: Vier mono- oder polyphone Spuren fassen neben den Noten auch Program Changes, Aftertouch und beliebige MIDI-CC-Daten. Dazu gibt es komfortable Recording- und Bearbeitungsfunktionen und der Flash-ROM speichert bis zu 192 Patterns, die per Pattern-Chain übrigens auch hintereinander abgespielt werden können.
Die Zaquencer-Firmware ist für 79 Euro erhältlich [10], der BCR2000 ist gebraucht für durchschnittlich 120 Euro zu haben. Für die gebotenen Features ein Schnäppchen. Und wer sowieso noch einen BCR2000 im Setup hat, muss vermutlich ohnehin nicht lange überlegen.
Novation Circuit als
Synth- Controller mit 51 Reglern
Der Circuit ist nicht nur eine handliche Groovebox, sondern macht sich auch prima als Controller für Plug-ins, allem voran Software-Synthesizern. Zwar bietet die Hardware nur zehn Regler, von denen lediglich neun zum Steuern von Parametern geeignet sind, doch praktischerweise ändert ein Wechsel des aktuellen Views auch die Zuweisung der Regler, sodass sich diese je nach gewähltem View wieder mit anderen Parametern verbinden lassen. So können Sie die Regler 1-8 des Synth 1
View über die MIDI-Learn Funktion eines Synths mit acht Parametern verbinden. Wechseln Sie zum Synth 2 View können Sie mit den gleichen Regler acht andere Parameter steuern. Die Views für Drum 1 und 2, sowie Drum 3 und 4 sind paarweise zusammengefasst und bieten auch jeweils acht Regler. Der Mixer und die beiden Effect Views bieten sechs Regler und Filter kann auch einmalig verwendet werden, sodass Sie in der Summe 51 Parameter über den Circuit steuern können. Im Kombination mit den Pads, dem Stepsequenzer und den internen Skalen wird die Groovebox zu einem beeindruckend umfangreichen Master-Controller.
Mehr Ausdruck beim Spielen mit MPE
ROLI ist der Hersteller des Seaboard, einem MPE-fähigen Controller-Keyboard, der fünf Ausdrucksformen für jede gespielte Note – also polyphon - senden kann. So kann man über MPE (kurz für MIDI Polyphonic Expression) ein Instrument wesentlich dynamischer und expressiver spielen, als mit einem gewöhnlichen Keyboard. Natürlich müssen solche Instrumente auch MPE unterstützen, damit man beispielsweise die Filterfrequenz für jede Note separat verändern kann. Neben den mittlerweile hauseigenen Synths Cypher 2 und Strobe 2 unterstützt auch Arturia’s Pigments das Protokoll, sowie zahlreiche DAWs, Plug-ins und Apps. Eine vollständige Liste finden Sie auf der Webseite von ROLI [11].
Die Alternative: Software-Synths per Hardware steuern
In beinah jedem Studio findet sich der eine oder andere Hardware-Synth und wenn dieser über eine MIDI-Schnittstelle verfügt, stehen die Chancen gut, dass die vorhandenen Bedienelemente auch MIDI-Daten aka Continuous Controller (kurz CC) senden. Und die lassen sich prima zum Steuern von Plug-ins zweckentfremden. Die Nutzung ist denkbar einfach: Die meisten Soft-Synths bieten dazu einen Mapping-Modus. Beim u-he Repro-5 genügt beispielsweise ein Klick auf den roten Button rechts oben. Alle fernsteuerbaren Elemente werden farblich umrahmt. Einfach eines davon anklicken und den Regler am Hardware-Synth bewegen, schon sind beide miteinander verbunden. Wiederholen Sie den Schritt für jeden weiteren Regler, denn Sie steuern möchten.
Hardware-Controller für Plug-ins
Im Gegensatz zur Zweckentfremdung von Synths gibt es auch dedizierte Controller, die eigens zum Steuern von Plug-ins gebaut werden. Die meisten sind vom Layout her auf individuelle Synths ausgelegt, um speziell diesen eine bessere Haptik zu ermöglichen. Andere - wie der Stereoping Synth Controller und Electra One - sind universeller ausgelegt, aber dennoch auf Synthesizer zugeschnitten. Einige Modelle finden Sie in der folgenden Tabelle.