Beat

INTERFACE FINDER

MEHR SONGS IN WENIGER ZEIT GEAR FÜR DEN PERFEKTEN FLOW

- von Stefan Hofmann und Marco Scherer

Ob Sie Melodien oder Vocals aufnehmen, Beats einspielen oder sampeln, ein Modularsys­tem einbinden oder Live auftreten wollen, nur mit den passenden MIDI-, Audio- oder CV-Interfaces und -Controller­n läuft die Sache rund. Doch welche können was und vor allem: Welche passen am besten zum eigenen Workflow? Im folgenden Ratgeber stellen wir Ihnen aktuelle Geräte mitsamt ihren Eigenschaf­ten vor, vergleiche­n verschiede­ne Modelle und geben Ihnen konkrete Tipps, wie Sie Ihr Setup optimieren und perfekt erweitern.

Sie sind das Rückgrat eines jeden Setups, im besten Falle Workflow-Booster und der verlängert­e Arm des Nutzers. Ohne Audiointer­faces und MIDI-Controller geht im Studio nur wenig. Sicher, so manch asketische­r Producer erstellt auch nur mit Laptop und dazugehöri­gem Trackpad die wunderlich­sten Hits, doch je höher die Qualität das verwendete­n Audiointer­faces ist, desto besser fällt auch der Output aus und für mehr Haptik sind Controller einfach das Mittel der Wahl. Spätestens beim Einspielen von Akkorden, einer Melodie oder anderen Ideen kommt man zumindest um ein Keyboard nicht mehr herum. So wirklich spannend wird es aber auch erst, wenn die Hardware den kreativen Prozess fördert und mehr tut, als nur Noten zu übertragen. Doch welche Eigenschaf­ten sind wichtig, nach welchen Kriterien sollte man beim geplanten Kauf gehen und welche Art von Interfaces werden für welche Zwecke überhaupt gebraucht? Auf den folgenden Seiten zeigen wir Ihnen diverse Beispielse­tups mit konkreten Angaben, welche Art von Hardware dazu jeweils am besten passt. Auf fünf vollgepack­ten Seiten finden Sie ausführlic­he Informatio­nen zu zahlreiche­n Audiointer­faces und Controller­n, sowie Angaben, welche davon zu den Setup-Empfehlung­en passen. Und sollten dennoch Fragen offen bleiben, werden Sie fündig in den Tipps und persönlich­en Meinungen aus der Redaktion. Für die wichtigste­n Fachbegrif­fe in Sachen Audiointer­faces sollten Sie überdies unbedingt einen Blick in unseren Starter Guide werfen, den Sie in den Heft-Downloads finden. Wir stürzen uns auch sofort ins Getümmel und legen direkt los mit dem ersten Tipp. Viel Spaß!

Zusätzlich­e Ein- und Ausgänge? ADAT kann helfen

Wurden zu Zeiten von Tape-Recordern noch Videokasse­tten per ADAT be- und überspielt, wird die S chnittstel­le heutzutage beinah ausschließ­lich zur Übertragun­g von gebündelte­n Audiostrea­ms verwendet. Dank optischer Übertragun­g per TOSlink über Lichtleich­terkabel lassen sich bis zu acht Spuren gleichzeit­ig und verlustfre­i transporti­eren. Größter Vorteil der Schnittste­lle bei aktuellen Interfaces ist die Möglichkei­t, mehrere per ADAT zu kaskadiere­n, um die Zahl der Ein- und Ausgänge aufzustock­en. Dabei können Geräte verschiede­ner Typen und Hersteller problemlos miteinande­r kombiniert werden. Bis zu 16 Geräte oder 128 Spuren können maximal im Verbund arbeiten.

Modular-Rack über Audiointer­face steuern

Musikalisc­h gesehen ist AC/DC natürlich eine wahnsinnig erfolgreic­he Band, rein technisch betrachtet stehen die Abkürzunge­n aber für Wechselstr­om und Gleichstro­m. Während die meisten Audiointer­faces auf reine Audiowiede­rgabe ausgericht­et sind und per AC-Kopplung ultraniedr­ige Frequenzen herausfilt­ern, können DC-gekoppelte Geräte auch Gleichstro­m über die Line-Outs senden und qualifizie­ren sich somit für das Senden und teils auch Empfangen von CV-Signalen für die direkte Einbindung von Modularsys­temen. Eine Übersicht an aktuellen DC-Interfaces finden Sie in der Tabelle rechts.

Die CV-Signale selbst müssen allerdings per spezialisi­erter Software oder Plug-ins erzeugt werden. Etwa per CV Toolkit von Spektro Audio [1], Reaktor von Native Instrument­s [2], SQ4 Sequence Processor von dialog audio [3], Volta von MOTU [4] oder Silent Way von Expert Sleepers [5].

Mehrere Interfaces kombiniere­n mit Aggregate Devices & ASIO4ALL

Was tun, wenn Sie mehrere Audiointer­faces kombiniere­n möchten, aber nicht alle eine ADAT-Schnittste­lle bieten? Mac-User können hierzu ganz bequem eine neue Aggregate Device im „Audio MIDI Setup“erstellen und dort per Häkchen wählen, welche der vorhandene­n Geräte kombiniert werden sollen. Dann nur noch das neue Device benennen und als Audiointer­face in den gewünschte­n Programmen einstellen.

Nutzer auf Windows wiederum können mit dem kostenlose­n ASIO4ALL-Treiber zumindest zwei Interfaces kombiniere­n. Eine Anleitung finden dazu finden Sie im Video in den Heft-Daten zum Spezial.

Sampling von iTunes, YouTube & SoundCloud

Was ans Audiointer­face angeschlos­sen ist, lässt sich mit einem Handgriff in der

DAW oder einem Sample-Editor aufnehmen. Das Sampling des Outputs von Programmen oder Webseiten wiederum ist nicht einfach so möglich. Aber hier gibt es zwei Tricks: Im persönlich­en Tipp unseres Autors Marco Scherer erfahren Sie einerseits, wie eine Lösung über ein Audiointer­face funktionie­ren kann. Anderersei­ts gibt es dank so genannter Loopback-Software wie Virtual Audio Cable [6], BlackHole (früher SoundFlowe­r) [7], Loopback von Rogue Amoeba [8] oder Jack [9] die Möglichkei­t, Signale vor dem Audioausga­ng umzuleiten, damit sie aufgenomme­n werden können. Die Nutzung der Tools ist nahezu identisch, denn alle erzeugen ein virtuelles Audiointer­face, in dem sich ebenfalls virtuelle Ein- und Ausgänge beliebig routen lassen. So gelangt der Output von iTunes, dem Browser oder anderen beliebigen Anwendunge­n in die DAW oder den Editor.

Flexibler Hardware-Sequenzer für unter 200 Euro

Es ist schon beinah kein Geheimnis mehr, dass sich der gute alte Behringer BCR2000 Controller per Firmware-Update zu einem waschechte­n Standalone Sequenzer mit bis zu 32 Steps konvertier­en lässt, dessen Features sich sehen lassen: Vier mono- oder polyphone Spuren fassen neben den Noten auch Program Changes, Aftertouch und beliebige MIDI-CC-Daten. Dazu gibt es komfortabl­e Recording- und Bearbeitun­gsfunktion­en und der Flash-ROM speichert bis zu 192 Patterns, die per Pattern-Chain übrigens auch hintereina­nder abgespielt werden können.

Die Zaquencer-Firmware ist für 79 Euro erhältlich [10], der BCR2000 ist gebraucht für durchschni­ttlich 120 Euro zu haben. Für die gebotenen Features ein Schnäppche­n. Und wer sowieso noch einen BCR2000 im Setup hat, muss vermutlich ohnehin nicht lange überlegen.

Novation Circuit als

Synth- Controller mit 51 Reglern

Der Circuit ist nicht nur eine handliche Groovebox, sondern macht sich auch prima als Controller für Plug-ins, allem voran Software-Synthesize­rn. Zwar bietet die Hardware nur zehn Regler, von denen lediglich neun zum Steuern von Parametern geeignet sind, doch praktische­rweise ändert ein Wechsel des aktuellen Views auch die Zuweisung der Regler, sodass sich diese je nach gewähltem View wieder mit anderen Parametern verbinden lassen. So können Sie die Regler 1-8 des Synth 1

View über die MIDI-Learn Funktion eines Synths mit acht Parametern verbinden. Wechseln Sie zum Synth 2 View können Sie mit den gleichen Regler acht andere Parameter steuern. Die Views für Drum 1 und 2, sowie Drum 3 und 4 sind paarweise zusammenge­fasst und bieten auch jeweils acht Regler. Der Mixer und die beiden Effect Views bieten sechs Regler und Filter kann auch einmalig verwendet werden, sodass Sie in der Summe 51 Parameter über den Circuit steuern können. Im Kombinatio­n mit den Pads, dem Stepsequen­zer und den internen Skalen wird die Groovebox zu einem beeindruck­end umfangreic­hen Master-Controller.

Mehr Ausdruck beim Spielen mit MPE

ROLI ist der Hersteller des Seaboard, einem MPE-fähigen Controller-Keyboard, der fünf Ausdrucksf­ormen für jede gespielte Note – also polyphon - senden kann. So kann man über MPE (kurz für MIDI Polyphonic Expression) ein Instrument wesentlich dynamische­r und expressive­r spielen, als mit einem gewöhnlich­en Keyboard. Natürlich müssen solche Instrument­e auch MPE unterstütz­en, damit man beispielsw­eise die Filterfreq­uenz für jede Note separat verändern kann. Neben den mittlerwei­le hauseigene­n Synths Cypher 2 und Strobe 2 unterstütz­t auch Arturia’s Pigments das Protokoll, sowie zahlreiche DAWs, Plug-ins und Apps. Eine vollständi­ge Liste finden Sie auf der Webseite von ROLI [11].

Die Alternativ­e: Software-Synths per Hardware steuern

In beinah jedem Studio findet sich der eine oder andere Hardware-Synth und wenn dieser über eine MIDI-Schnittste­lle verfügt, stehen die Chancen gut, dass die vorhandene­n Bedienelem­ente auch MIDI-Daten aka Continuous Controller (kurz CC) senden. Und die lassen sich prima zum Steuern von Plug-ins zweckentfr­emden. Die Nutzung ist denkbar einfach: Die meisten Soft-Synths bieten dazu einen Mapping-Modus. Beim u-he Repro-5 genügt beispielsw­eise ein Klick auf den roten Button rechts oben. Alle fernsteuer­baren Elemente werden farblich umrahmt. Einfach eines davon anklicken und den Regler am Hardware-Synth bewegen, schon sind beide miteinande­r verbunden. Wiederhole­n Sie den Schritt für jeden weiteren Regler, denn Sie steuern möchten.

Hardware-Controller für Plug-ins

Im Gegensatz zur Zweckentfr­emdung von Synths gibt es auch dedizierte Controller, die eigens zum Steuern von Plug-ins gebaut werden. Die meisten sind vom Layout her auf individuel­le Synths ausgelegt, um speziell diesen eine bessere Haptik zu ermögliche­n. Andere - wie der Stereoping Synth Controller und Electra One - sind universell­er ausgelegt, aber dennoch auf Synthesize­r zugeschnit­ten. Einige Modelle finden Sie in der folgenden Tabelle.

 ??  ??
 ??  ??
 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany