Test: Symphony Desktop
Apogee hat die Technik des hochgelobten Audiointerfaces Sympony I/O MKII in ein kompakteres und deutlich günstigeres Desktop-Format gepackt.
Beim Symphony Desktop ist „günstig“in Relation zum großen Bruder zu sehen, denn knapp eineinhalb Riesen müssen Sie auch für das kleine Interface auf den Ladentisch legen. Dafür erhalten Sie aber ein Audiointerface der Extraklasse mit einigen außergewöhnlichen Features.
Wenig analoge Anschlüsse
Äußerlich sieht man Apogee Symphony Desktop die besondere Ausstattung nicht direkt an, sieht man einmal vom Fehlen jeglicher Bedienelemente mit Ausnahme des großen Lautstärkereglers ab. Die gesamte Bedienung erfolgt über ein großes Touchscreen-Display. Vorne befindet sich für den unkomplizierten direkten Zugriff ein Instrumenteneingang sowie der Kopfhörerausgang. Auf der Rückseite sind zwei weitere Eingänge für Instrumente oder Mikrofone platziert, ausgelegt als XLR/Klinke-Kombibuchsen. Der zweite Eingang doppelt dabei den frontseitigen Eingang und schaltet diesen ab, sobald er mit einem Kabel belegt ist. Neben zwei symmetrischen Audioausgängen gibt es einen weiteren frei zuweisbaren Kopfhörerausgang zu bestaunen.
An analogen Ein- und Ausgängen hat Symphony Desktop also nicht viel zu bieten. Über die ADAT-Ein- und Ausgänge können Sie das Interface aber mit passenden Wandlern ausbauen, insgesamt sind maximal 10 Eingänge und 14 Ausgänge (inkl. Kopfhörerausgängen) möglich.
Plattform-übergreifend
Der Anschluss an den Computer erfolgt über den USB-C-Anschluss. Diesbezüglich zeigt sich das Interface sehr flexibel und arbeitet sowohl mit Windows- und Mac-Rechnern als auch mit mobilen iOS-Geräten wie einem iPad Pro zusammen! Passend dazu gibt es einen USB-Hostanschluss, der für Updates des eingebauten DSP mit Hilfe des im Lieferumfang enthaltenen USB-Sticks zuständig ist und dadurch eine plattformunabhängige Aktualisierung sichert. Die Stromversorgung übernimmt das mitgelieferte Netzteil.
Preamps mit Analogtechnik
Die Besonderheit bei Apogee Symphony Desktop ist der hybride Aufbau. Apogee setzt nicht allein auf einen DSP zur Signalbearbeitung, sondern kombiniert diesen mit analogen Schaltkreisen. Diese Kombination ermöglicht unter anderem die „Alloy Mic Preamp Emulation“, eine Nachbildung eines analogen Vintage-Mikrofonvorverstärkers mit dem beliebten, warmen, runden und gesättigten Klang. Das ist bei Apogee auch kein Marketing-Gimmick, sondern Sie werden es bei guten Mikrofonen, professioneller Aufnahmeumgebung und vernünftiger Abhöre auch an den harmonischen Verzerrungen und der speziellen Art der Transientenbearbeitung heraushören. Symphony Desktop bietet die Emulation zweier typischer Vertreter dieser Gattung zur Auswahl, British Solid State und 50‘s American Tube. Die „Advanced Stepped Gain Architecture” verhindert dabei ungewollte Störgeräusche und Verzerrungen und kommt auch mit hohem Schalldruck zurecht, entsprechend arbeiten die Preamps bei korrekter Aussteuerung sehr rauschfrei und bieten einen Gain von bis zu 75 dB an.
Hervorragender Klang
Die analogen Operationsverstärker sorgen in Verbindung mit den hochwertigen Wandlern für einen transparenten, detailreichen und natürlichen Klang, Gleiches gilt für die Wiedergabe über die Ausgangswandler. Das ist wenig verwunderlich, schließlich wurde die gleiche Technik wie beim ausgezeichneten Symphony I/O MkII verwendet. Die Bedienung über den großen und sehr gut reagierenden Touchscreen ist intuitiv gelöst. Weil alle wichtigen Elemente darüber gleichzeitig im direkten Zugriff stehen, hat uns dieses Bedienkonzept im Test besser gefallen als die bei anderen Desktop-Audiointerfaces übliche Bedienung über eine Handvoll Navigationstaster und Regler und ein kleines Display.
Vor allem Nutzer von Logic Pro profitieren von der tiefer gehenden Integration des mitgelieferten Softwarepakets. So kann der Symphony ECS Channel Strip, eine Kombination aus Equalizer, Kompressor und Sättigung, für latenzfreies Monitoring auch vom DSP im Audiointerface berechnet werden.
Fazit
Ein Audiointerface mit nur einer Handvoll analoger Anschlüsse zum Preis von fast 1.500 Euro erscheint auf den ersten Blick wenig attraktiv. In einem DAW-basierten Setup wird aber oftmals nicht mehr benötigt, entscheidender ist dort die tatsächliche Qualität der Mikrofonaufnahmen und der Ausgangswandler. Und hier kann Symphony Desktop punkten: Ausgestattet mit der Technik des deutlich teureren Symphony I/O MkII bietet das kompakte Audiointerface hervorragend klingende Preamps mit jeder Menge analogem Charakter und einen transparenten, detailreichen Output in professioneller Qualität, gepaart mit unkomplizierter Bedienung über den großen Touchscreen.