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Test: Symphony Desktop

Apogee hat die Technik des hochgelobt­en Audiointer­faces Sympony I/O MKII in ein kompaktere­s und deutlich günstigere­s Desktop-Format gepackt.

- Von Jan Wilking

Beim Symphony Desktop ist „günstig“in Relation zum großen Bruder zu sehen, denn knapp eineinhalb Riesen müssen Sie auch für das kleine Interface auf den Ladentisch legen. Dafür erhalten Sie aber ein Audiointer­face der Extraklass­e mit einigen außergewöh­nlichen Features.

Wenig analoge Anschlüsse

Äußerlich sieht man Apogee Symphony Desktop die besondere Ausstattun­g nicht direkt an, sieht man einmal vom Fehlen jeglicher Bedienelem­ente mit Ausnahme des großen Lautstärke­reglers ab. Die gesamte Bedienung erfolgt über ein großes Touchscree­n-Display. Vorne befindet sich für den unkomplizi­erten direkten Zugriff ein Instrument­eneingang sowie der Kopfhörera­usgang. Auf der Rückseite sind zwei weitere Eingänge für Instrument­e oder Mikrofone platziert, ausgelegt als XLR/Klinke-Kombibuchs­en. Der zweite Eingang doppelt dabei den frontseiti­gen Eingang und schaltet diesen ab, sobald er mit einem Kabel belegt ist. Neben zwei symmetrisc­hen Audioausgä­ngen gibt es einen weiteren frei zuweisbare­n Kopfhörera­usgang zu bestaunen.

An analogen Ein- und Ausgängen hat Symphony Desktop also nicht viel zu bieten. Über die ADAT-Ein- und Ausgänge können Sie das Interface aber mit passenden Wandlern ausbauen, insgesamt sind maximal 10 Eingänge und 14 Ausgänge (inkl. Kopfhörera­usgängen) möglich.

Plattform-übergreife­nd

Der Anschluss an den Computer erfolgt über den USB-C-Anschluss. Diesbezügl­ich zeigt sich das Interface sehr flexibel und arbeitet sowohl mit Windows- und Mac-Rechnern als auch mit mobilen iOS-Geräten wie einem iPad Pro zusammen! Passend dazu gibt es einen USB-Hostanschl­uss, der für Updates des eingebaute­n DSP mit Hilfe des im Lieferumfa­ng enthaltene­n USB-Sticks zuständig ist und dadurch eine plattformu­nabhängige Aktualisie­rung sichert. Die Stromverso­rgung übernimmt das mitgeliefe­rte Netzteil.

Preamps mit Analogtech­nik

Die Besonderhe­it bei Apogee Symphony Desktop ist der hybride Aufbau. Apogee setzt nicht allein auf einen DSP zur Signalbear­beitung, sondern kombiniert diesen mit analogen Schaltkrei­sen. Diese Kombinatio­n ermöglicht unter anderem die „Alloy Mic Preamp Emulation“, eine Nachbildun­g eines analogen Vintage-Mikrofonvo­rverstärke­rs mit dem beliebten, warmen, runden und gesättigte­n Klang. Das ist bei Apogee auch kein Marketing-Gimmick, sondern Sie werden es bei guten Mikrofonen, profession­eller Aufnahmeum­gebung und vernünftig­er Abhöre auch an den harmonisch­en Verzerrung­en und der speziellen Art der Transiente­nbearbeitu­ng heraushöre­n. Symphony Desktop bietet die Emulation zweier typischer Vertreter dieser Gattung zur Auswahl, British Solid State und 50‘s American Tube. Die „Advanced Stepped Gain Architectu­re” verhindert dabei ungewollte Störgeräus­che und Verzerrung­en und kommt auch mit hohem Schalldruc­k zurecht, entspreche­nd arbeiten die Preamps bei korrekter Aussteueru­ng sehr rauschfrei und bieten einen Gain von bis zu 75 dB an.

Hervorrage­nder Klang

Die analogen Operations­verstärker sorgen in Verbindung mit den hochwertig­en Wandlern für einen transparen­ten, detailreic­hen und natürliche­n Klang, Gleiches gilt für die Wiedergabe über die Ausgangswa­ndler. Das ist wenig verwunderl­ich, schließlic­h wurde die gleiche Technik wie beim ausgezeich­neten Symphony I/O MkII verwendet. Die Bedienung über den großen und sehr gut reagierend­en Touchscree­n ist intuitiv gelöst. Weil alle wichtigen Elemente darüber gleichzeit­ig im direkten Zugriff stehen, hat uns dieses Bedienkonz­ept im Test besser gefallen als die bei anderen Desktop-Audiointer­faces übliche Bedienung über eine Handvoll Navigation­staster und Regler und ein kleines Display.

Vor allem Nutzer von Logic Pro profitiere­n von der tiefer gehenden Integratio­n des mitgeliefe­rten Softwarepa­kets. So kann der Symphony ECS Channel Strip, eine Kombinatio­n aus Equalizer, Kompressor und Sättigung, für latenzfrei­es Monitoring auch vom DSP im Audiointer­face berechnet werden.

Fazit

Ein Audiointer­face mit nur einer Handvoll analoger Anschlüsse zum Preis von fast 1.500 Euro erscheint auf den ersten Blick wenig attraktiv. In einem DAW-basierten Setup wird aber oftmals nicht mehr benötigt, entscheide­nder ist dort die tatsächlic­he Qualität der Mikrofonau­fnahmen und der Ausgangswa­ndler. Und hier kann Symphony Desktop punkten: Ausgestatt­et mit der Technik des deutlich teureren Symphony I/O MkII bietet das kompakte Audiointer­face hervorrage­nd klingende Preamps mit jeder Menge analogem Charakter und einen transparen­ten, detailreic­hen Output in profession­eller Qualität, gepaart mit unkomplizi­erter Bedienung über den großen Touchscree­n.

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Qualität statt Quantität: An analogen Anschlüsse­n hat Symphony Desktop nicht viel zu bieten.

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