Boris Salchow, Produzent und Sounddesigner von STRIIIINGS.
Beat / Wie entstand die Idee zu STRIIIINGS?
Boris Die grundlegende Idee zu STRIIIINGS entstand schon vor etwa sechs Jahren bei einem Rotwein mit UJAM-Gründer Peter Gorges, der bei der Entwicklung auch von Anfang bis Ende dabei war. Wir wollten das Prinzip, das UJAMs anderen virtuellen Instrumenten zugrunde liegt, auf „sinfonische“Instrumente übertragen, um Usern, denen die handelsüblichen Orchester-Librarys zu aufwendig sind, ein kleines „Wow, ich fühl mich fast wie Hans Zimmer“-Erlebnis bieten. Ich hätte nie geglaubt, dass Hans sich darauf einlassen würde, so viel von „seinem Schatz“preiszugeben, aber er war da ziemlich entspannt – vielleicht auch, da Peter und er lang befreundet sind und ein gewisses Vertrauen da ist. Unsere Vision war jedenfalls ein virtuelles Instrument, mit dem ein Musikproduzent innerhalb kürzester Zeit eine orchestrale Begleitung aus dem Hut zaubern und auch live auf einem Keyboard arrangieren und spielen kann.
Beat / Wie sah der Aufnahme- und Produktionsprozess konkret aus?
Boris / Für uns ging ein Traum in Erfüllung, dass wir für dieses Produkt Hans Zimmer’s legendäre Library benutzen durften, und das auch noch in seinem „Remote Control“-Studio und mit der Unterstützung von Leuten, die tagein, tagaus mit diesem Orchester arbeiten. Diese seit über zehn Jahren ständig erweiterte und sehr persönlich auf Hans zugeschnittene Library und ihre Vorgängerin haben letztlich den Sound von Hollywood seit Jahrzehnten definiert.
Wir haben mit Hans‘ eigener Orchester-Library komplexe Arrangements ausgefeilt, „entsprechend präpariert“- Betriebsgeheimnis (lacht) - und dann das Ergebnis exportiert. Eine meiner Hauptaufgaben war es, ein Arsenal sowohl gängiger als auch spezieller Streicherarrangements zu schreiben und mit der Hans-Zimmer-Library umzusetzen. Dem schloss sich noch ein ziemlich komplexer Prozess der Weiterverarbeitung und Integration in das eigens von Grund auf entwickelte Instrumenten-Framework an. Da wir einen zeitgemäßen Sound erzielen wollten, haben wir einen neuen und andersartigen Ansatz gewagt. Wir haben heutige Kompositionen angeschaut und festgestellt, was eigentlich alles „erlaubt“ist. Verschiedenste Sektionen und Instrumente werden heute – im Gegensatz zum klassischen Live-Orchester - zu immer neuen Klangfarben kombiniert. Große Sektionen, Chamber-Besetzungen, aber auch einige Soloinstrumente sind alle im STRIIIINGS-Maschinenraum zu finden.
Beat / Was macht das virtuelle Instrument besonders?
Boris / STRIIIINGS sind eigentlich zwei virtuelle Instrumente in einem: Im Kern ist es ein phrasenbasiertes Instrument, ähnlich den Virtual Guitarists und Bassists von UJAM. Inhaltlich haben wir aber einen Fokus auf zeitgenössische Produktionen gelegt, wie z. B. Game- und Film- Scoring, bei denen in Wirklichkeit häufig recht viel getrickst wird und man nur noch selten etwas hört, was von einem Ensemble eins zu eins gespielt werden kann. Und natürlich sollte STRIIIINGS auch in Musikrichtungen wie EDM, HipHop oder auch Mainstream-Pop etwas Neues zu bieten haben.
Bei STRIIIINGS passiert daher unter der Haube viel mehr, als man ahnt – in manchen Presets spielen bis zu acht volle Ensembles gleichzeitig. Der User bekommt von der Komplexität natürlich nichts mit und kann sich also darauf fokussieren, einen saftigen, Larger-thanLife-Sound „auf die Ohren“zu kriegen. Wem die reine Klangerzeugung immer noch nicht weit genug geht, der kann sich an abgefahrenem Sounddesign austoben. Dazu haben wir mehrere umfangreiche Multieffekt-Sektionen eingebaut, dazu eine Spezial-Edition von UJAMs genialem Finisher-Effekt im Master-Bus. Mit diesen Komponenten wird STRIIIINGS zu einem fantastischen und kreativen Sounddesign-Tool. Wunderschöne Pads, verzerrte Loops, Synth-artige Patterns und vieles mehr bieten eine Vielfalt aus „unerhörten“neuen Sounds – alle basierend auf teuer und organisch klingenden Streicheraufnahmen.