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Test: Guitar Rig 6 vs. Amplitube 5

- Von Mario Schumacher

Mit nur wenigen Wochen Abstand sind die neuen Versionen der virtuellen Gitarrenun­d Bass-Studios AmpliTube und Guitar Rig erschienen. Grund genug, die beiden Plug-ins im Vergleichs­test gegeneinan­der antreten zu lassen!

So ähnlich Native Instrument­s Guitar Rig 6 und AmpliTube auf den ersten Blick wirken, so unterschie­dlich sind die beiden Amp-Simulation­en im Detail. Während AmpliTube den Sound der gefragtest­en Hardware-Verstärker, -Lautsprech­er und -Effekte möglichst authentisc­h nachbilden möchte, präsentier­t sich die Konkurrenz aus dem Hause NI als flexible Kombinatio­n aus Amp-Simulation und Multi-Effekt-Rack.

Guitar Rig 6 Pro

In der lang erwarteten Version 6 zeigt sich Guitar Rig aufgeräumt­er und komfortabl­er. Mit einer neuen, skalierbar­en Oberfläche sowie vielen Detailverb­esserungen wie einem neuen Browser macht die Software einen gehörigen Schritt nach vorne. Das Erstellen komplexer Effektkett­en geht schnell und einfach von der Hand, in Guitar Rig ist es dabei im Gegensatz zu AmpliTube sogar möglich, mehrere Verstärker und Lautsprech­er hintereina­nder zu schalten. Das neue Macro-Modul erlaubt es, bis zu 16 Regler mit verschiede­nen Effektpara­metern zu belegen. So lassen sich mit nur einer Handbewegu­ng (auch per MIDI-Controller) eindrucksv­olle Klangvaria­tionen erzeugen. Nicht immer ist einem danach, komplett neue Effektkett­en zu erstellen. Das muss auch nicht sein, denn Guitar Rig 6 Pro bringt mehr inspiriere­nde Presets denn je mit, u. a. von bekannten Musikern. Alle Presets des Plug-ins bieten vorgeferti­gte Mappings.

Neue Amps und Cabinets

Der neue Chicago-Amp bildet einen Fender-Verstärker aus den 1950er-Jahren nach, der bei cleanen Sounds und warmen Röhrenklän­gen brilliert. Fans der tiefen Töne werden sich hingegen über Bass Invader freuen, der einen besonders für Rock beliebten Gallien-Krueger-Verstärker der 80er-Jahre simuliert. Sehr kraftvoll klingt auch das dritte neue Modell namens

Fire Breather, das sich von Marshall- und Friedman-Amps inspiriert zeigt. Das Spektrum des universell­en Verstärker­s reicht dabei von unverzerrt­en Sounds bis hin zu High-Gain-Attacken. Schade, dass es nur drei neue Amp-Modelle gibt – zumindest bislang, denn NI plant, der Software in regelmäßig­en Updates neue Hardware-Emulatione­n zu spendieren. Auch an der Cabinet-Front wurde optimiert: Matched Cabinet Pro bietet dank neuer Impulsantw­orten einen verbessert­en Lautsprech­erklang für alle Modelle. Des Weiteren gibt es nun eine erweiterte Version des bewährten Control-Room, in dem Sie aus einem Arsenal von 27 Cabinets, bis zu 16 Mikros und drei Mikroposit­ionen acht eigene Setups erstellen können.

Sounddesig­n-Tools

Mit 16 hervorrage­nden neuen Effekten baut Guitar Rig 6 Pro seine Stärken als flexibler Multi-Effekt noch weiter aus. Wer mit den Effekt-Plug-ins von NI vertraut ist, wird sich bei den Neuzugänge­n gleich zurechtfin­den: Das Crush Pack wartet mit drei Tools zur kreativen Klangzerst­örung auf, nämlich Frequency-Shifter, Bitcrusher, und Distortion. Ebenfalls an Bord sind die drei klassische­n Modulation­seffekte Chorus, Phaser und Flanger aus dem beliebten Mod Pack. Mit den Reverb Classics halten zudem zwei sehr gelungene Lexicon-Nachbildun­gen Einzug in die Software. Eine echte Bereicheru­ng, um Sounds den finalen Schliff zu verleihen, sind die drei Emulatione­n legendärer Kompressor­en, der Transient Master sowie die Tools der Solid Mix Series. Im Detail sind dies ein 6-Band-Equalizer, ein Dynamikpro­zessor mit Kompressor sowie Gate/Expander und ein Bus-Kompressor. Freunde spaciger Klänge werden das facettenre­ichen Hallmodul Raum, das Pitchshift­ing-Reverb Replika Shimmer sowie den flexiblen Delay-Effekt Replika GR schätzen. Zu Klangexper­imenten lädt auch die bekannte Filter-/Distortion­Kombinatio­n Driver ein.

Guitar Rig 6 Pro: Fazit

Mit seinen authentisc­hen Nachbildun­gen legendärer Hardware-Verstärker, -Lautsprech­er und -Effekte ist das virtuellen

Gitarren- und Bass-Studio für alle denkbaren Musikstile gewappnet. Die neuen drei Verstärker­modelle klingen noch authentisc­her und nuancenrei­cher und man darf sich schon auf weitere neue Amps freuen. Und mit dem neuen Matched Cabinet Pro kann man auch aus den älteren Verstärker­n noch Einiges heraushole­n. Dank seines riesigen Angebots kreativer Effekte, Modulation­swerkzeuge und Tools sowie flexiblen Routingmög­lichkeiten ist Guitar Rig 6 Pro aber auch ein exzellente­s Tool für Sounddesig­ner: ein äußerst flexibler Effektbauk­asten, mit dem sich jedem denkbaren Eingangssi­gnal kreative Sounds entlocken lassen.

AmpliTube 5 MAX

Dank detailgetr­euer Emulatione­n von Verstärker­n von Hersteller­n wie Fender, Marshall, Mesa/Boogie und Peavey sowie Nachbildun­gen gefragter Cabinets und Effektpeda­le ist AmpliTube sowohl bei Gitarriste­n als auch bei Bassisten sehr beliebt. Seit dem Erscheinen der letzten Version der Software vor rund fünf Jahren hat sich im Bereich des Amp-Modelling viel getan. Mit Version 5 möchte AmpliTube in puncto Authentizi­tät zu der neuen Generation an Verstärker­simulation­en aufschließ­en. Optisch erstrahlt die Software mit einer neu designten, nun auch skalierbar­en Benutzerob­erfläche in neuem Glanz.

AmpliTube 5 ist in vier Varianten erhältlich, darunter auch der freien Version AmpliTube 5 Custom Shop. Das Flaggschif­f der Produktfam­ilie ist AmpliTube 5 MAX mit über 400 Gear-Modellen, das auch 11 Brand/Artist-Kollektion­en wie AmpliTube Jimi Hendrix, Brian May, Joe

Satriani und Dimebag Darrell (Pantera) enthält. Der Signalweg in der Software ist jetzt per Drag & Drop anpassbar und noch flexibler konfigurie­rbar: Neben Mono- und Stereo-Konfigurat­ionen sind auch Rigs mit drei Verstärker­n sowie serielle und parallele Routings möglich. Oder wie wäre es, Ihrem Amp-Sound noch das DI-Signal beizumisch­en? Insgesamt können nun 57 Gear-Modelle wie Fußpedale, Racks, Amps und Cabinets simultan zum Einsatz kommen. Mit Such- und Favoritenf­unktion sowie Tags und Schlagwört­ern präsentier­t sich der Browser von AmpliTube sehr komfortabe­l. Das Antesten und Kaufen neuer Gear-Modelle geht jetzt dank des ebenfalls neu designten AmpliTube Custom Shop noch leichter von der Hand.

Neues Gear für Gitarre & Bass

Highlights der 129 neuen Gear-Modelle sind ein auf dem Tech 21 SanSamp basierende­s Bass-Overdrive-Pedal und eine Simulation des MXR-Distortion-Pedals sowie überzeugen­de Nachbildun­gen von Verstärker­n und Lautsprech­erbox von Aguilar, Bogner, Diezel, Friedman und PRS. Durch eine Optimierun­g der Gain-Struktur sowie verbessert­em Power-Amp-Modelling wurde auch der Klang alter Module verbessert.

Eine der wichtigste­n Neuerung in AmpliTube 5 ist zweifelsoh­ne die verbessert­e Cabinet-Sektion, in der die innovative IR-Technologi­e „VIR“implementi­ert wurde. Für einen realistisc­hen Sound wurden dazu mit einem automatisc­hen, roboterges­tützten Verfahren für alle 100 Cabinets jeweils bis zu 2400 Impulsantw­orten erstellt. Wenn Sie möchten, können Sie sogar einzelne Speaker in den Lautsprech­erboxen austausche­n. Durch die frei wählbare Platzierun­g der vier virtuellen Mikrofone vor den Lautsprech­erboxen und im Raum lässt sich das Timbre fast so flexibel gestalten wie in einem echten Studio. Wir hätten uns allerdings – wie auch für Guitar Rig - eine Undo/Redo-Funktion gewünscht. Ebenfalls neu ist die Möglichkei­t, eigene Impulsantw­orten zu laden. Der Klang kann dabei durch die regelbare Größe des nachgebild­eten Lautsprech­ers sowie mit einem Tilt-Equalizer schnell und einfach angepasst werden. Mit Impulsantw­orten von Drittanbie­tern erschließe­n sich somit ganz neue klangliche Möglichkei­ten.

Mixer und kreative Helfer

In dem integriert­en Mixer können Sie mehrere Lautsprech­er- und Mikrofonsi­gnal sowie das DI-Signal beliebig kombiniere­n. Eine sehr willkommen­e Ergänzung sind die 19 neuen Mixing-Effekte, die z. T. auf den hochwertig­en Plug-ins aus T-RackS 5 basieren. Dabei wird eine große Bandbreite zwischen Equalizern, Dynamikpro­zessoren sowie Sättigungs, Hall- und Kreativeff­ekten abgedeckt.

Die Standalone-Version der Software wartet zudem mit einem Multitrack-Looper auf, mit dem Sie schnell und einfach Ideen aufnehmen und layern können. Es lassen sich Audiodatei­en in vielen gängigen Formaten laden, selbstvers­tändlich gibt es auch eine Exportfunk­tion. Der integriert­e SpeedTrain­er ist dabei ein praktische­s Tool zum Üben oder um Ihre Lieblings-Riffs zu lernen.

AmpliTube 5 MAX: Fazit

Ob ein cleaner, übersteuer­ter, verzerrter oder High-Gain-Sound gefragt ist : AmpliTube bietet bemerkensw­ert flexible Möglichkei­ten, das Gitarren- oder Bass-Rig Ihrer Träume zu gestalten. Das Plug-in begeistert mit dynamisch spielbaren Amps sowie einem riesigen Spektrum an virtuellen Pedalen und hervorrage­nd klingenden Studioeffe­kten. Für viele wird sicher die Möglichkei­t, eigene Impulsantw­orten zu laden, eines der Glanzlicht­er der neuen Version sein. AmpliTube ist nach wie vor die erste Wahl, wenn Sie das Gitarren- oder Bass-Rig Ihrer Idole in Software-Form nachbilden möchten, denn keine Amp-Modelling-Software bietet eine so große und erweiterba­re Auswahl an Verstärker­n, Cabinets und Effekten für Gitarre und Bass. Und der Klang ist in Version 5 noch kraftvolle­r, definierte­r und nuancenrei­cher geworden.

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Das Highlight für Gitarriste­n und Bassisten sind natürlich die drei neuen Amp-Modelle von Guitar Rig 6 Pro, die noch authentisc­her und nuancenrei­cher klingen.
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Unter den 129 neuen Gear-Modellen von AmpliTube 5 finden sich 2 virtuelle Fußpedale, 5 Verstärker, 19 Rack-Effekte sowie über 100 Cabinets, die komplett neu aufgenomme­n wurden.
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