OffBeat: Universalübersetzer
Es gibt viele Gründe, warum wir uns für ein bestimmtes elektronisches Musikinstrument entscheiden. Eines der Hauptargumente ist selbstverständlich der Klang, es spielen aber immer auch andere Aspekte eine wichtige Rolle. Frustrierend ist es, wenn sich ein ansonsten großartiges Instrument aufgrund einer fehlenden Funktion nicht wunschgemäß in das eigene Setup integrieren lässt. Für eine wachsende Anzahl von Klangerzeugern gibt es dafür glücklicherweise eine Lösung.
Die Rede ist vom RetroKits RK-002 Active MIDI-Cable. Dieses unscheinbar wirkende Gerät ist auf den ersten Blick von einem herkömmlichen MIDI-Kabel kaum zu unterscheiden. Nur ein orangefarbener Stecker deutet darauf hin, dass sich hinter den Kulissen mehr abspielt als bloße Signalübertragung. Der verbaute Mikroprozessor ist in der Lage, verschiedene Aufgaben zu übernehmen, sei es die Übersetzung von MIDI-Befehlen oder der Einsatz als Sequencer, Arpeggiator oder sogar VJ Tool. Ursprünglich als Add-on für die Korg Volca Sample konzipiert, ist es inzwischen möglich, das Feature Set einer Vielzahl von Synths und Grooveboxen zu erweitern. In der Instrumentensammlung des Autors befinden sich drei Geräte (Korg Kaossilator, Korg Volca Sample, Elektron Digitakt), die mit dem RK-002 kompatibel sind (Bild 1). Im Mittelpunkt dieses Artikels steht das Zusammenspiel mit dem Elektron Digitakt. sich aus MIDI unterstützt. Ein Netzteil ist nicht notwendig, die Elektronik wird über MIDI mit Strom versorgt.
Als high-end Drum Sampler und Sequencer ist der Digitakt bei vielen Musiker*innen beliebt, es gibt jedoch durch das zugrunde liegende Konzept einige Einschränkungen (Bild 4). So ist es seitens des Herstellers nicht intendiert, die internen Samples polyphon zu spielen. Zwar existiert im Digitakt ein Sequencer für eine solche Anwendung, dieser kann allerdings nur externe Instrumente steuern. Das RK-002 erlaubt es, den Digitakt als polyphonen Klangerzeuger anzusprechen, der Mikroprozessor übernimmt die dynamische Zuweisung der MIDI-Noten zu einzelnen Stimmen. Soll der oben genannte Sequencer als Quelle genutzt werden, ist es notwendig, den MIDI-Eingang und -Ausgang des Digitakt unter Zuhilfenahme des RK-002 zu verbinden. Ein Nachteil dieser Vorgehensweise: Um den Digitakt weiterhin mit einem externen Keyboard spielen zu können, muss das entsprechende MIDI-Signal über USB, also eine DAW oder einen USB-to-MIDI-Host zugeführt werden.
Euklidische Sequencer sind in aller Munde (Bild 5). Unabhängig davon, ob innerhalb einer DAW oder als Bestandteil eines Modularsystems, diese auf einer algorithmischen Gleichverteilung musikalischer Ereignisse aufbauende Sequencergattung spielt in vielen Genres eine große Rolle. Die theoretischen Grundlagen dazu würden den Rahmen dieses Artikels sprengen, es ist jedoch selbst vollkommene Unkenntnis jener, auch in der Teilchenphysik und Informatik, relevanten Prinzipien kein Hindernis für den intuitiven Umgang mit diesen Kompositionswerkzeugen. Das RK-002 hält solche, für den Digitakt optimierte, Sequencer bereit. Auch hier ist eine Steuerung über einen der internen MIDI-Tracks möglich. Je höher der Wert der gesendeten Control-Change-Befehle, desto dichter werden die gleichverteilten Rhythmusmuster.
Natürlich können auch andere Instrumente vom Einsatz des RK-002 profitieren, nicht nur durch maßgeschneiderte Firmwares, die es beispielsweise erlauben, den Korg Kaossilator mit einem MIDI-Keyboard zu spielen, sondern auch durch einen universellen Arpeggiator oder Patches für die experimentelle Wiedergabe von lo-res Videomaterial (Bild 6). Weiter besteht die Möglichkeit, selbst Hand anzulegen und mit Arduino IDE eigene Anwendungen für das RK-002 zu programmieren. Ein Open-Source-Gedanke, der erfreulicherweise bei immer mehr Herstellern an Bedeutung gewinnt.