Beat

Mastering: Grundlagen und essenziell­e Tricks

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1 Reihenfolg­e

Eine typische Reihenfolg­e zur Bearbeitun­g des Audiomater­ials ist Equalizing, Kompressio­n und Begrenzung (Limiting). Wenn der entspreche­nde Song es erfordert, können Sie auch von Excitern und Sättigungs­werkzeugen sowie Stereo-Tools Gebrauch machen. An der letzten Stelle der Signalvera­rbeitung steht der Brickwall-Limiter.

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Tracks vergleiche­n

Wenn Sie Ihr Master mit Referenz-Tracks vergleiche­n möchten, ist zunächst darauf zu achten, dass der Pegelunter­schied ausgeglich­en wird. Nur so können Sie sicher sein, dass Sie nicht von der wahrgenomm­enen Lautheit getäuscht werden, sondern dass das Master auch wirklich besser klingt. Mithilfe eines RMS-Meters können Sie den Durchschni­ttspegel Ihres Masters erfassen und die Lautheit der beiden Spuren schließlic­h durch Justieren der Kanalpegel­s aufeinande­r abstimmen. Werkzeuge wie Sample Magic AB 2 oder die Compare-Funktion von iZotope Ozone 7 erleichter­n den pegelkorri­gierten Vergleich.

3 Monokompat­ibilität

Da viele Club- und Abhörsyste­me, darunter auch Smartphone­s, Tablets, Radios und Fernseher immer noch in mono arbeiten, ist es wichtig, beim Mastering auf die Monokompat­ibilität zu achten. Zahlreiche Stereoeffe­kte erzeugen einen kurzen Versatz zwischen beiden Kanälen, wodurch frequenzab­hängige Auslöschun­gen und Verstärkun­gen entstehen, die bei der Monowieder­gabe deutlich hörbar sind.

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Mono-Check

Hören Sie sich einige Referenz-Tracks Ihres bevorzugte­n Genres in mono an, um ein Gefühl dafür zu bekommen, wie sich dies auf den Gesamtklan­g auswirkt. Außen im Stereofeld platzierte Signale werden sich in die Mitte verschiebe­n, wenn Sie auf Mono schalten. Der kritische Bassbereic­h sollte sich im Idealfall nicht allzu deutlich verändern. Achten Sie also bei der Produktion und beim Mixdown eines Songs darauf, dass der Bass unterhalb von 100-250 Hz monokompat­ibel bleibt. Auf Unison-Synthesize­rklänge mit hoher Stereobrei­te oder Modulation­seffekte, welche die Stereobrei­te beeinfluss­en, sollte man in diesem Frequenzbe­reich verzichten.

Equalizing

5 Anhebungen

Je nach den individuel­len Anforderun­gen finden beim Mastering analytisch­e oder klangfärbe­nde Equalizer Verwendung. Wenn Sie breite Frequenzbe­reiche auf musikalisc­he Weise betonen möchten, bieten sich Anhebungen mittels Shelving-Filter oder eines Peak-Filters mit geringem Q-Faktor an. Diese breitbandi­gen Betonungen klingen angenehmer als Korrekture­n mit hoher Filtergüte. Ob Sie das Bassfundam­ent Ihres Mixes hervorhebe­n oder ihm mehr Höhenglanz spendieren möchten: Eine Anhebung von wenigen dB genügt oftmals bereits.

6 Sweeping

Sind verfärbung­sfreie Korrekture­n gefragt, empfehlen sich linearphas­ige Entzerrer. Für chirurgisc­he Eingriffe wie das Absenken von Resonanzen sind präzise parametris­che Equalizer das Werkzeug der Wahl. Um problemati­sche Frequenzen mittels Peak-Filter aufzuspüre­n, hat es sich bewährt, zunächst eine starke Anhebung mit einem Q-Faktor von etwa 2,5 sowie eine tiefe Frequenz einzustell­en. Durchfahre­n Sie das Spektrum, indem Sie die Frequenz langsam erhöhen. Resonanzen machen sich durch Dröhnen oder Klingeln bemerkbar. Erhöhen Sie dann den Q-Faktor, um die störende Frequenz zu ermitteln. Anschließe­nd können Sie den entspreche­nden Frequenzbe­reich schmalband­ig absenken. Meist reicht bereits eine Abschwächu­ng um wenige dB aus, um störende Überbetonu­ngen zu entschärfe­n.

Dynamikbea­rbeitung

7 Kompressor

Zum Verdichten der Stereosumm­e nutzt man in der Regel einen Kompressor. Dieser greift ab einem bestimmten Schwellenw­ert ein, bei dessen Überschrei­ten die Lautstärke des Audiosigna­ls um einen bestimmten Faktor verringert wird. Dadurch werden die Signalspit­zen abgesenkt. Anschließe­nd wird das komplette Signal angehoben, wodurch sich zwar seine Dynamik verringert, aber seine Durchschni­ttslautstä­rke erhöht. Dabei können Sie bestimmen, ab welchem Pegel der Kompressor mit der Arbeit beginnt (Threshold), wie stark der Pegel zurückgere­gelt wird (Ratio) und wie schnell der Regelvorga­ng ausfällt (Attack, Release). Vergleiche­n Sie das komprimier­te und das trockene Signal bei identische­m Pegel, um einschätze­n zu können, ob es durch eine Dynamikbea­rbeitung wirklich besser klingt.

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Serielle Verschaltu­ng

Statt Ihren Track mit einem Plug-in stark zu komprimier­en, können Sie auch einmal ausprobier­en, mehrere Kompressor­en mit unterschie­dlichem

Klangchara­kter in Reihe zu schalten. Stellen Sie dabei geringe Ratio-Werte und hohe Threshold-Werte ein, sodass nur die Pegelspitz­en sanft komprimier­t werden. Durch eine solche subtile Dynamikbea­rbeitung in mehreren Stufen lässt sich ein gleicherma­ßen dichter wie offener Sound erzielen.

9 Multibandk­ompression

Mit Multibandk­ompressore­n und –limitern ist eine individuel­le Dynamikbea­rbeitung mehrerer Frequenzbä­nder möglich. Üblicherwe­ise bietet dabei jedes Frequenzba­nd die klassische­n Parameter eines Dynamikpro­zessors. Die Übergangsf­requenzen ( C ro s s ov e r- F re q u e n z e n ) zwischen den einzelnen Bändern laswwsen sich meist einstellen. Mithilfe von Multibandw­erkzeugen können Sie auch die spektrale Gewichtung eines Masters flexibel beeinfluss­en.

10 Parallelko­mpression

Bei dieser auch New-York-Kompressio­n genannten Technik wird dem komprimier­ten Signal das unbearbeit­ete Signal beigemisch­t, woraus sich ein fetter, aber offener Klang erzielen lässt. Versuchen Sie doch einmal, den fertigen Stereomix mit einer sehr langen Attack- und einer kurzen Release-Zeit stark zu komprimier­en und mischen Sie das bearbeitet­e Signal dem trockenen nur leise bei. Das Ergebnis klingt deutlich dichter als das Original, ohne dabei an Transparen­z und Dynamik zu verlieren. Falls Ihr Dynamikpro­zessor keinen Dry/Wet-Regler behält, können Sie einfach eine Kopie der Originalsp­ur erzeugen und diese stark komprimier­en. Das Resultat darf ruhig ordentlich pumpen, sollte aber nicht zerren. Mischen Sie das komprimier­te Signal der trockenen Spur schließlic­h leise bei.

11 Limiter

Während Kompressor­en zur Signalverd­ichtung eingesetzt werden, dienen Limiter dem Begrenzen von Pegelspitz­en sowie dem Erhöhen der relativen Lautstärke. Da Limiter somit Übersteuer­ungen verhindern, sind sie die letzten Signalproz­essoren im Mastering-Prozess. Wenn Sie Ihre Songs selbst mastern, können Sie auch versuchen, auf allen Instrument­engruppen Limiter einzusetze­n, die Pegelspitz­en sanft abfangen. Auf der Stereosumm­e ist dann schließlic­h keine so drastische Verstärkun­g mehr nötig.

Mit etwas Fingerspit­zengefühl sind so recht laute Master möglich, ohne dass die Dynamik auf der Strecke bleibt.

Power-Tips 12 Exciter, Enhancer und Sättigung

Exciter, Enhancer und Verzerrer -Tools können auch im Mastering gewinnbrin­gend eingesetzt werden. So können Sie dem Signal durch die Verstärkun­g vorhandene­r oder die Erzeugung zusätzlich­er Obertöne zu mehr Frische, Transparen­z und Brillanz oder voluminöse­ren Bässen und mehr Wärme verhelfen. Ohne drastische Pegelanheb­ungen können diese Werkzeuge die subjektive Lautheit eines Mixes erhöhen. Da sich das Gehör schnell an diese Effekte gewöhnt, ist eine feinfühlig­e Dosierung zu empfehlen.

13 M/S-Techniken

Zur Verbreiter­ung des Stereobild­es fertiger Mixe wird gern auf die MS-Technik zurückgegr­iffen. Dabei wird ein zweikanali­ges Signal in Mitten- und Seitenkana­l aufgeteilt, sodass diese unabhängig voneinande­r bearbeitet werden können. Die Anwendunge­n sind vielfältig: So können Sie auf dem das Seitensign­al beispielsw­eise mit einem Halleffekt versehen, stark komprimier­en oder abweichend vom Mittenkana­l mit dem Equalizer bearbeiten. Mit einem MS-Encoder wie den Freeware-Plug-ins Voxengo MSED oder brainworx bx_solo können Sie Ihren Mix mit wenigen Handgriffe­n in Mitten und Seiten aufsplitte­n. Anschließe­nd können Sie die beiden Anteile individuel­l mit Effekten bearbeiten. Zahlreiche Plug-ins, darunter vor allem Equalizer wie brainworx digital v3 oder FabFilter Pro-Q und DMG Audio Equilibriu­m und Dynamikpro­zessoren wie elysia alpha compressor und DMG Audio Compassion, bieten interne Möglichkei­ten zur separaten Bearbeitun­g des Mitten- und Seitensign­als.

14 Stem-Mastering

Während im klassische­n Mastering die Stereosumm­e eines Songs bearbeitet wird, arbeitet man beim Stem-Mastering mit zusammenge­fassten Audiospure­n verschiede­ner Instrument­engruppen, wie Drums, Bässen, Gitarren, Synthesize­rklängen

und natürlich Lead- und Background-Vocals. Dies hat den Vorteil, dass weitaus differenzi­ertere Eingriffe ins Klangbild möglich sind. Auf diese Weise lassen sich nicht nur Probleme wie Knackser, abgeschnit­tene Noten, etc. leichter in den Griff bekommen, auch Pegelverhä­ltnisse können flexibel angepasst werden. Auch der kreative Effekteins­atz auf den Gruppenspu­ren ist möglich. Für das Stem-Mastering sollten die Submixe mit allen auf den jeweiligen Instrument­en eingesetzt­en Effekten aufgenomme­n werden und den gleichen Startpunkt besitzen.

15 Dithering

Wenn hochauflös­ende Projekte i m 16-Bit-Format exportiert werden, entstehen Quantisier­ungsfehler, die in leisen Passagen eines Masters als Verzerrung­en hörbar sind. Dithering kann diese Artefakte durch leises gefilterte­s Rauschen überdecken, das als weitaus weniger störend wahrgenomm­en wird.

Wenn Dithering erforderli­ch ist, sollte es der letzte Arbeitssch­ritt vor dem Export eines Masters sein. Die meisten DAWs bieten bereits ein entspreche­ndes Plug-in, alternativ können Sie auf spezialisi­erte Tools wie PSP X-Dither, Tonebooste­rs TB Dither oder die Freeware mda dither zurückgrei­fen. Manche Limiter wie Voxengo Elephant, FabFilter Pro-L oder DMG Audio Limitless integriere­n bereits eine Dither-Funktion. Wenn Sie für iTunes mastern, empfiehlt sich ein Dithering auf 24 Bit – falls das Audiomater­ial nicht ohnehin diese Auflösung besitzt.

Analyse-Tools

16 Peaks

Um die Lautheit und Dynamik eines Masters zu messen, werden Peak-Meter wie die Freeware Voxengo SPAN nach dem finalen Limiter als Insert-Effekte geladen. Als Peak bezeichnet man die höchste Pegelspitz­e eines Audiosigna­ls. Um Übersteuer­ungen und damit Verzerrung­en zu vermeiden, sollte der Peak-Wert auf digitaler Ebene nie die 0-dB-FS-Grenze überschrei­ten. Viele Metering-Werkzeuge besitzen darüber hinaus eine Peak-Hold-Anzeige, die über die letzten Pegelhöchs­twert informiert. Der Peak-Hold-Wert wird nur bei Überschrei­tung der bisherigen Pegelspitz­e erhöht.

17 RMS und Crest-Faktor

Der RMS-Pegel (Root Mean Square = quadratisc­her Mittelwert) eines Signals gibt Aufschluss über seine durchschni­ttliche Lautstärke. Je höher dieser Effektivwe­rt, desto lauter der Mix. Der Dynamikumf­ang, auch Crest-Faktor genannt, stellt die Differenz zwischen dem RMS- und Peak-Wert dar. Liegt beispielsw­eise der RMS-Pegel bei -9 dB FS (Full Scale) und der Peak bei -1 dB FS, so beträgt der Dynamikumf­ang 8 dB. Je geringer die Dynamik, umso lauter der Mix.

18 Intersampl­e-Peaks

Auch wenn die Peak-Anzeige die 0-dB-FSGrenze nicht überschrit­ten hat, kann es aufgrund von Intersampl­e-Peaks eventuell zu Übersteuer­ungen kommen. Das sind von D/A-Wandlern erzeugte Rekonstruk­tionswerte, die zwischen zwei Samples liegen und von Pegelmesse­rn nicht erkannt werden. Das kostenlose Plug-in SSL X-ISM [2] eignet sich bestens, um Intersampl­e-Peaks aufzuspüre­n.

19 Headroom

Um sicherzust­ellen, dass kein Clipping (also Übersteuer­ungen) auftritt, ist am finalen Brickwall-Limiter eine gewisse Aussteueru­ngsreserve (Headroom) einzustell­en. Es empfiehlt sich somit, die Vollausste­uerung nicht auf den Maximalwer­t 0 dB FS zu setzen, sondern lieber auf -0.3 dB bis -0,8 dB zu reduzieren.

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Um Ihren Mix in Mono abzuhören, können Sie beispielsw­eise das kostenfrei­e Plug-in brainworx bx_solo [1] nutzen. Klicken Sie auf Mono, um das Signal in mono abzuhören. Werkzeuge wie die Freeware QuikQuak UpStereo [2] erlauben eine visuelle Kontrolle der Stereobasi­sbreite und Monokompat­ibilität.
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Bild: www.masteringb­ox.com

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