Mastering mit Freeware
Bereits mit einer der gängigen DAWs und einer kleinen, aber feinen Ausstattung an Freeware-Plug-ins lassen sich druckvoll und ausgewogen klingende Master erstellen. Im folgenden Workshop zeigen wir Ihnen Schritt für Schritt, wie Sie mit freien Werkzeugen den besten Sound aus Ihren Stereomixen herausholen..
1 Vorbereitungen
Laden Sie den Stereo-Mix, den Sie mastern möchten, auf eine Audiospur Ihrer DAW. Wir verwenden für den folgenden Workshop den Beispiel-Track unseres EDM-Spezials der letzten Ausgabe. Zunächst möchten wir die lauteste Stelle des Songs abhören. Falls Sie auch mit dem Track „Mario Schumacher - BEAT - Spezial EDM-Mixdown“arbeiten, definieren Sie ein Projekttempo von 128 BPM.
2 Analyzer
Aktivieren Sie dann Sie im Transportfeld den Cycle- Modus und setzen Sie den linken Locator auf 97.1.1.0 und den rechten auf 105.1.1.0. Anschließend ist das Plug-in Voxengo SPAN in dem siebtem Effekt-Slot zu aktivieren. Dieses ist ein nützlicher Helfer, um Lautheit und Frequenzverteilung des Tracks zu beurteilen. Neben dem Spitzenpegel (Peak) zeigt es auch die durchschnittliche Lautheit (RMS) an.
3 Lautheitsmessung
Auch Clipping wird hier in dieser Sektion angezeigt. Bei unserem Master streben wir für die lauteste Passage einen Wert zwischen -8 und -10 dB/RMS an. Dies ist bei Club-Musik ein gesunder Mittelweg zwischen Lautheit und Dynamik. Um eine Überschreitung der 0-dB-Grenze (und damit eine unangenehm klingende Übersteuerung) zu vermeiden, laden wir den MeldaProduction MLimiter in Insert-Slot 4.
4 Equalizing
Stellen Sie Output Gain auf -0.50 dB, Threshold auf –5 dB und Even harmonics auf 0%. An erster Stelle der Mastering-Signalkette steht meist ein Equalizer. Laden Sie den parametrischen EQ Tokyo Dawn Records TDR Nova in den ersten Insert-Slot des Audiokanals. Um etwas Headroom zu gewinnen, dämpfen wir die Signalanteile unterhalb von 25 Hz mit einem Hochpassfilter (Flankensteilheit: 24 dB/Oktave).
5 Resonanzen
Für gezielte Korrekturen problematischer Frequenzen empfehlen sich schmalbandige Absenkungen. Kontrollieren Sie mit einem Glockenfilter mittels der Sweep-Technik (siehe Tipps), ob bei Ihrem Track störende Resonanzen auftreten. Falls dies der Fall sein sollte, ist es sinnvoll, diese schmalbandig abzusenken. Da unser Beispiel-Track bereits recht ausgewogen klingt, ersparen wir uns diesen Schritt.
6 Betonungen
Nun möchten wir dem Track mehr Druck und Präsenz verleihen. Um breite Frequenzbereiche auf musikalische Weise hervorzuheben, bieten sich Anhebungen mittels Shelving- oder Peak-Filter mit geringem Q-Faktor an. Probieren Sie aus, von welchen Anhebungen Ihr Track profitiert. Bei unserem Beispielsong verstärken wir die Bässe um 80 Hz mithilfe eines Peak-Filters um 1,5 dB (Q-Faktor: 1.00).
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Kompression
Eine Anhebung um 1,5 dB bei 3,7 kHz (Q: 1.00) spendiert dem Mix mehr Präsenz. Zur Verdichtung des Musikstücks ist ein Kompressor das Mittel der Wahl. Laden Sie TDR Kotelnikov als zweiten Insert-Effekt. Das integrierte Sidechain-Filter hilft, Pumpeffekte zu minimieren. Definieren Sie in der Sektion Low Freq Relax eine Frequenz von 150 Hz und eine Flankensteilheit (Slope) von 12 dB/Oktave.
8 Kompressoreinstellungen
Reduzieren Sie den Stereo-Sensitity-Wert auf 50%. Stellen Sie im Anschluss den Schwellenwert (Threshold) auf -20,0 dB und Ratio auf 2.0:1. Drehen Sie den Peak-Crest-Regler für eine besonders sanfte Kompression ganz nach rechts und stellen Sie Soft Knee auf 2.0 dB. Probieren Sie nun, welche Attack- und Release-Zeiten bei Ihrem Audiomaterial die besten Ergebnisse liefern.
9 Zeitkonstanten
Zur Komprimierung unseres Beispielsongs entscheiden wir uns für die Werte Attack: 7.0 ms und Release RMS: 165 ms. Schauen Sie nun, welche Pegelreduktion die Gain-Reduction-Anzeige bei Ihrem Audiomaterial anzeigt. Diese können Sie mit dem Makeup-Regler ausgleichen. Unseren Track heben wir um 3.0 dB an. Ein Blick auf SPAN zeigt, dass die Lautheit des Mixes nun bereits deutlich höher ist.
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Musikalisches EQing
Etwas mehr Fülle und Höhenglanz gefällig? Eine leichte Übung für das Plugin Tokyo Dawn Records TDR SlickEQ. Wählen Sie das Preset LF Tilt an. Auch hier gilt es auszuprobieren, welche Einstellungen bei Ihrem Audiomaterial die besten Resultate hervorbringen. Bei unserem EDM-Track definieren wir für das tiefe Frequenzband eine Frequenz von 256 Hz und eine Verstärkung von 2.0 dB.
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Lautheit steigern
Die Höhen über 10 kHz heben wir mit einem Shelving-Filter ebenfalls um 2 dB an. Probieren Sie auch einmal aus, wie sich die anderen EQ-Modelle (American, British und Soviet) auf den Klang auswirken. Um die Gesamtlautstärke wie gewünscht zu steigern, sind nun die Limiter-Einstellungen anzupassen. Wechseln Sie dazu zu dem MeldaProduction MLimiter und erhöhen Sie den Gain-Wert auf +5.00 dB.
12 Limiting
Experimentieren Sie ruhig auch einmal mit den übrigen Einstellungen des Limiters, denn ggf. verträgt Ihr Audiomaterial auch eine stärkere Pegelanhebung. Die Ausgangsverstärkung (Output Gain) sollte immer bei etwa -0.30 dB bleiben. Wenn Sie für das MP3-Format mastern, ist ein noch größerer Headroom erforderlich (siehe Tipps). Kontrollieren Sie dabei stets die Lautheit mit Voxengo SPAN.
13 Überprüfen
Wenn Sie mit dem Sound zufrieden sind, ist es ratsam, den kompletten Track noch einige Male anzuhören. Eventuell fallen Ihnen dabei noch Probleme auf, die Sie durch Justieren der Equalizer-, Kompressor- und Limiter-Parameter beheben können. Vor dem finalen Export der hochauflösenden Audiodatei in das CD-Format (16 Bit, 44,1 kHz) empfiehlt sich der Einsatz eines Dithering-Plug-ins.
14 Fade-Out
Dieser Prozess kaschiert Quantisierungsverzerrungen bei leisen Signalen, die bei der Reduktion der Bittiefe auftreten. Da das Dithering nach dem Setzen von Fades erfolgen sollte, ist das Plug-in Post-Fader zu insertieren. In Cubase arbeiten die letzten beiden Effekt-Slots eines Kanals Post-Fader. Durch Automation der Lautstärke des Audiokanals können Sie Ihr Master mit einem Fade-Out versehen.
15 Dithering
Wir laden für das Dithering das Cubase-Plug-in UV22HR in Insert-Slot 8. Falls Ihre DAW kein entsprechendes Werkzeug anbietet, können Sie auch auf die Freeware mda Dither [1] zurückgreifen. Stellen Sie hier eine Bit-Auflösung von 16 Bit ein. Bei unserem Track liefert die Dither-Verstärkung Hi gute Ergebnisse. Nun können Sie das fertige Master mit der Bounce-Funktion Ihrer DAW exportieren.