OffBeat: Vintage Sampler
Nach dem Triumph moderner DAWs wurde es ein wenig still um die klassischen Sampler-Schlachtschiffe der 80er und 90er Jahre. In den letzten Jahren ist allerdings wieder eine zunehmende Nachfrage nach diesen Geräten zu beobachten. Höchste Zeit, einen Blick darauf zu werfen, wie wir sie auch in einer modernen Produktionsumgebung mühelos einsetzen können.
Rein technisch sind Hardware Sampler wie der Ensoniq ASR-10, Akai S950 oder auch der legendäre E-mu SP1200 moderner Software selbstverständlich unterlegen. In vielen Fällen bieten sie jedoch professionelle Features, die heute so relevant sind wie damals: Einzelausgänge, wohlklingende Effekte und komplexe Klangsynthese-Werkzeuge. Dazu kommt oftmals eine Klangfärbung, die für viele musikalische Stilrichtungen prägend war und ist. (Bild 1).
Eine der schwerwiegenden Schwachstellen bei der Integration dieser Sampler in moderne Workflows ist die Verwendung von 3,5” Disketten als Massenspeicher. Diese sind nicht nur stark in ihrer Speicherkapazität beschränkt, sondern auch zunehmend fehleranfällig. (Bild 2).
Glücklicherweise gibt es dafür inzwischen eine Lösung in Form von Floppy-Emulatoren. (Bild 3) Diese Geräte agieren als Adapter zwischen den Anschlüssen eines herkömmlichen Diskettenlaufwerks und einem USB-Port und sind mit vielen klassischen Hardware-Samplern kompatibel. Sehen wir uns im konkreten Fall an, wie wir die berüchtigte “OOPS! Bad data from disk”-Meldung des Akai S950 ein für alle Mal aus unserem Workflow verbannen können. (Bild 4). Floppy-Emulatoren sind nicht ab Werk für die
Verwendung in elektronischen Musikinstrumenten geeignet. Sie müssen mit einer speziellen Firmware geflasht werden, die von Anbietern wie HxC bezogen werden kann. Diese Firmware ist auch mit anderen nicht-musikalischen Geräten von der CNC Fräse bis hin zum Amiga Home-Computer kompatibel. Generische Floppy-Emulatoren sind günstig von vielen Anbietern erhältlich, für den Mod des Akai Samplers wurde jedoch auf ein teureres und bereits für den Anwendungszweck modifiziertes Modell der Firma Monotanz zurückgegriffen. Diese Emulatoren werden mit der geeigneten Firmware ausgeliefert, hardwareseitige Einstellungen wie Jumper-Settings sind bereits vorgenommen, sie durchlaufen eine zusätzliche Qualitätskontrolle
und man erhält Zugang zu notwendigen Dateien und vorformatierten Sound-Libraries.
Der Einbau des Floppy-Emulators gestaltet sich einfach. Die größte Herausforderung liegt darin, Zugang zu den Anschlüssen des Diskettenlaufwerks zu erlangen. Dafür wurde im Falle des Akai S950 nicht nur die Frontplatte, sondern auch eine Tochterplatine kurzfristig entfernt. Das bestehende Laufwerk muss dem modernen Ersatz Platz machen, dessen Halterung kommt aber weiter zum Einsatz. Die Verbindung zum Sampler wird über das vorhandene Molex-Kabel für die Stromversorgung und das IDE-Kabel für den Datenaustausch hergestellt. Vor dem Schließen des Gehäuses empfiehlt sich ein kurzer Test. (Bilder 5 & 6).
Die Bedienung des Floppy-Emulators ist geradlinig: Mithilfe eines Drehencoders und den beiden Buttons werden die virtuellen Disketten ausgewählt, geladen wird sie über das Interface des Samplers. (Bild 7) Unter Zuhilfenahme der HxC-Emulator-Software können bestehende Disk-Images konvertiert werden. Für das Erstellen eigener Sample-Sets ist als Zwischenschritt die Verwendung eines Disk-Creator-Programms wie EMXP notwendig.
Der Einbau eines alternativen Laufwerks ist nicht zuletzt aufgrund der gestiegenen Gebrauchtpreise mit einer gewissen Hemmschwelle verbunden. Soll das Instrument jedoch nicht nur als Museumsstück dienen, sondern auch in zeitgenössischer Musikproduktion zum Einsatz kommen, erlaubt diese Modifikation den Zugriff auf Tausende Sample-Disks, schnell und sicher vom USB-Stick geladen.
Links
Monotanz (für verschiedene Sampler optimierte Floppy-Emulatoren): monotanz.de
Generische Gotek-Floppy-Emulatoren (nicht für Musikinstrumente optimiert): www.gotekemulator.com
HxC (kostenpflichtige Firmware für Floppy-Emulatoren): hxc2001.com
EMXP (Freeware File Management Software für E-mu und Akai Sampler): users.skynet.be/emxp/features.htm
Umfassende Liste: https://hxc2001.com/download/floppy_drive_emulator/ support.htm