Test: TC electronic Master X Brickwall
Die Kombination aus Dynamik-Plug-ins und darauf abgestimmten USB-Controllern ist eine interessante Alternative zu externen Hardware-Effekten.
Vor allem in Bedroom- oder Desktop-Studios findet sich nur selten externes Outboard-Equipment. Platzmangel, keine Lust auf Kabelsalat oder schlicht zu wenig Ein- und Ausgänge beim Audiointerface lassen Produzenten meist auf Plug-ins ausweichen. Hinzu kommen die teils deutlich höheren Preise für die Hardware im Vergleich zu deren Emulationen im Plug-in-Format. Und klanglich haben viele Plug-ins mittlerweile eine Qualität erreicht, die dem Hardware-Vorbild kaum noch nachsteht. Je nach Leistungsstärke des Rechners können Plug-ins zudem auf mehreren Kanälen verwendet und mit dem Song abgespeichert werden.
Was aber gegenüber der Hardware fehlt, ist ein speziell auf den Effekt angepasstes Hardware-Interface. Master X und Brickwall wollen dieses Problem zumindest in Bezug auf die Dynamikbearbeitung lösen und arbeiten besonders gut im Team zusammen.
Multiband-Kompressor
Master X ist ein Multiband-Kompressor/ Expander/Limiter. Er bedient sich der Technik aus dem bewährten TC Finalizer, setzt den Schwerpunkt aber auf schnelle und unkomplizierte Bedienung mit bestmöglichen klanglichen Ergebnissen. Daher haben Sie auch keinen Zugriff auf die einzelnen Parameter der drei Bänder, sondern stellen nur die Übergangsfrequenzen und die Target Curve ein. Ähnlich wie bei einem Tilt-EQ funktioniert das in der Praxis überraschend gut, da sich die Kompression von Bässen und Höhen im Verhältnis zum Mittenband schnell und unkompliziert anpassen lässt und es zudem vorgefertigte Kurven mit verschiedenen Frequenzbetonungen gibt. Als Master-Kompressor kann es je nach Einsatzgebiet an den Optionen zur Feinjustierung fehlen, als Spur- oder Gruppenkompressor ist der Master X aber uneingeschränkt empfehlenswert.
Brickwall-Limiter
Brickwall ist ein Limiter und bietet zwei verschiedene Algorithmen aus dem TC 6000, hinzu kommen adaptives Release und wie beim Master X eine Softclip-Option. Master entspricht dem bekannten Brickwall-Limiter. Über den Input-Gain stellen Sie ein, wie kräftig der Limiter zu Werke gehen soll, während Ceiling den Headroom bestimmt. So können Sie auch knapp unter 0 dB bleiben und dadurch sicherstellen, dass bei späterer Komprimierung durch MP3- oder Streaming-Codecs keine unerwünschten Artefakte entstehen.
Insbesondere für die Veröffentlichung über Streaming-Dienste wie Spotify oder Apple Music empfiehlt sich der Loudness Limiter, der auf Durchschnittswerte setzt und die LUFS-Lautstärkemessung als Maßstab nimmt. So lässt sich die Lautstärke und Dynamik perfekt auf die Algorithmen dieser Plattformen anpassen.
Kompakte Controller
Die sehr kompakten Controller sind robust verarbeitet und fühlen sich gut an, nur die Taster sind etwas wackelig. Die Oberfläche ist bedienfreundlich zum Nutzer geneigt und aus Metall. Entsprechend schwer ist der Controller. Er steht dank Gummifüßen stabil auf dem Desktop und findet mit seinen geringen Abmessungen auch im kleinsten Studio einen Platz. Der Controller passt in eine Hand; so lässt sich die Dynamik einer Spur oder Gruppe entspannt im Studiostuhl oder direkt an der perfekten Abhörposition anpassen. Verbunden wird der Controller per USB, die passende MicroUSB-Buchse ist auch der einzige Anschluss am Gerät. Die Bedienung erfolgt über zwei Regler und mehrere Auswahltaster, diverse LED-Ketten als Pegelanzeigen sowie beleuchtete Statuszeigen geben visuelles Feedback und sorgen für Hardware-Feeling. Auch hier hat uns Master X mehr überzeugt, da die Bedienung über den Controller etwas logischer aufgebaut ist als beim Brickwall. Im Gegensatz zu früheren Hybrid-Produkten dient der Controller übrigens nicht als Dongle für das zugehörige Plug-in, sondern der Kopierschutz erfolgt über iLok – allerdings ist nur eine Aktivierung möglich!
Fazit
TC Electronic bietet mit Master X und Brickwall eine Hybrid-Lösung aus Dynamik-Effekten als universelle Plug-ins und kompakten, gut verarbeiteten Hardware-Controllern an und bringt damit Hardware-Feeling auch in kleine Studios. Die Oberflächen beider Plug-ins sind übersichtlich, zahlreiche Grafiken visualisieren die Einstellungen und deren Auswirkungen auf den Klang. Der Sound ist transparent und druckvoll, die Parametrisierung durchdacht. Man kann die beiden Plug-ins auch als musikalische Sweetspot-Effekte bezeichnen. Einsteiger können hier nichts falsch machen. Vor allem Master X hat im Test mit schnellen und guten Ergebnissen bei unkomplizierter Bedienung überzeugt.