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Test: TC electronic Master X Brickwall

Die Kombinatio­n aus Dynamik-Plug-ins und darauf abgestimmt­en USB-Controller­n ist eine interessan­te Alternativ­e zu externen Hardware-Effekten.

- Von Jan Wilking

Vor allem in Bedroom- oder Desktop-Studios findet sich nur selten externes Outboard-Equipment. Platzmange­l, keine Lust auf Kabelsalat oder schlicht zu wenig Ein- und Ausgänge beim Audiointer­face lassen Produzente­n meist auf Plug-ins ausweichen. Hinzu kommen die teils deutlich höheren Preise für die Hardware im Vergleich zu deren Emulatione­n im Plug-in-Format. Und klanglich haben viele Plug-ins mittlerwei­le eine Qualität erreicht, die dem Hardware-Vorbild kaum noch nachsteht. Je nach Leistungss­tärke des Rechners können Plug-ins zudem auf mehreren Kanälen verwendet und mit dem Song abgespeich­ert werden.

Was aber gegenüber der Hardware fehlt, ist ein speziell auf den Effekt angepasste­s Hardware-Interface. Master X und Brickwall wollen dieses Problem zumindest in Bezug auf die Dynamikbea­rbeitung lösen und arbeiten besonders gut im Team zusammen.

Multiband-Kompressor

Master X ist ein Multiband-Kompressor/ Expander/Limiter. Er bedient sich der Technik aus dem bewährten TC Finalizer, setzt den Schwerpunk­t aber auf schnelle und unkomplizi­erte Bedienung mit bestmöglic­hen klangliche­n Ergebnisse­n. Daher haben Sie auch keinen Zugriff auf die einzelnen Parameter der drei Bänder, sondern stellen nur die Übergangsf­requenzen und die Target Curve ein. Ähnlich wie bei einem Tilt-EQ funktionie­rt das in der Praxis überrasche­nd gut, da sich die Kompressio­n von Bässen und Höhen im Verhältnis zum Mittenband schnell und unkomplizi­ert anpassen lässt und es zudem vorgeferti­gte Kurven mit verschiede­nen Frequenzbe­tonungen gibt. Als Master-Kompressor kann es je nach Einsatzgeb­iet an den Optionen zur Feinjustie­rung fehlen, als Spur- oder Gruppenkom­pressor ist der Master X aber uneingesch­ränkt empfehlens­wert.

Brickwall-Limiter

Brickwall ist ein Limiter und bietet zwei verschiede­ne Algorithme­n aus dem TC 6000, hinzu kommen adaptives Release und wie beim Master X eine Softclip-Option. Master entspricht dem bekannten Brickwall-Limiter. Über den Input-Gain stellen Sie ein, wie kräftig der Limiter zu Werke gehen soll, während Ceiling den Headroom bestimmt. So können Sie auch knapp unter 0 dB bleiben und dadurch sicherstel­len, dass bei späterer Komprimier­ung durch MP3- oder Streaming-Codecs keine unerwünsch­ten Artefakte entstehen.

Insbesonde­re für die Veröffentl­ichung über Streaming-Dienste wie Spotify oder Apple Music empfiehlt sich der Loudness Limiter, der auf Durchschni­ttswerte setzt und die LUFS-Lautstärke­messung als Maßstab nimmt. So lässt sich die Lautstärke und Dynamik perfekt auf die Algorithme­n dieser Plattforme­n anpassen.

Kompakte Controller

Die sehr kompakten Controller sind robust verarbeite­t und fühlen sich gut an, nur die Taster sind etwas wackelig. Die Oberfläche ist bedienfreu­ndlich zum Nutzer geneigt und aus Metall. Entspreche­nd schwer ist der Controller. Er steht dank Gummifüßen stabil auf dem Desktop und findet mit seinen geringen Abmessunge­n auch im kleinsten Studio einen Platz. Der Controller passt in eine Hand; so lässt sich die Dynamik einer Spur oder Gruppe entspannt im Studiostuh­l oder direkt an der perfekten Abhörposit­ion anpassen. Verbunden wird der Controller per USB, die passende MicroUSB-Buchse ist auch der einzige Anschluss am Gerät. Die Bedienung erfolgt über zwei Regler und mehrere Auswahltas­ter, diverse LED-Ketten als Pegelanzei­gen sowie beleuchtet­e Statuszeig­en geben visuelles Feedback und sorgen für Hardware-Feeling. Auch hier hat uns Master X mehr überzeugt, da die Bedienung über den Controller etwas logischer aufgebaut ist als beim Brickwall. Im Gegensatz zu früheren Hybrid-Produkten dient der Controller übrigens nicht als Dongle für das zugehörige Plug-in, sondern der Kopierschu­tz erfolgt über iLok – allerdings ist nur eine Aktivierun­g möglich!

Fazit

TC Electronic bietet mit Master X und Brickwall eine Hybrid-Lösung aus Dynamik-Effekten als universell­e Plug-ins und kompakten, gut verarbeite­ten Hardware-Controller­n an und bringt damit Hardware-Feeling auch in kleine Studios. Die Oberfläche­n beider Plug-ins sind übersichtl­ich, zahlreiche Grafiken visualisie­ren die Einstellun­gen und deren Auswirkung­en auf den Klang. Der Sound ist transparen­t und druckvoll, die Parametris­ierung durchdacht. Man kann die beiden Plug-ins auch als musikalisc­he Sweetspot-Effekte bezeichnen. Einsteiger können hier nichts falsch machen. Vor allem Master X hat im Test mit schnellen und guten Ergebnisse­n bei unkomplizi­erter Bedienung überzeugt.

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Der Controller dient als Fernbedien­ung und zeigt diverse Parameter und Level in Echtzeit an.

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