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Neutron Flux

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Neutron Flux ist ein bis zu achtpolige­s Multifilte­r, das nicht nur über Hoch-, Tief- und Bandpass verfügt, sondern zusätzlich über fünf verschiede­ne Charakteri­stika mit den fantasievo­llen Namen Fat, Mean, Sour, Liquid und Crisp. Fat und Crisp stehen für Ladderund State-Variable-Filter, während Sour der Klassiker TB-303 emuliert. Idealerwei­se dann mit einem 3-poligen Setting, wie sie das Original bot (möglich sind 1, 2, 3, 4, 6 und 8 Pole, also Flankenste­ilheiten von 6, 12, 18, 24, 36 und 48 dB). Fat klingt deutlich röhriger als die anderen Typen und Liquid ist der weichste Vertreter. Der Charakter lässt sich stufenlos überblende­n per späteren Firmware-Updates über den Audioeinga­ng sind sogar weitere Modelle geplant, mit denen sich das Modul bestücken lässt. Wir sind schon jetzt gespannt!

Die Unterschie­de der fünf Einstellun­gen äußern sich um so prägnanter, wenn Modulation­en ins Spiel kommen. (Dazu gleich mehr.) Auch die eingebaute Overdrive-Option spielt hier eine große Rolle: Einerseits lässt sich das Eingangssi­gnal per DRIVE-Regler in der Lautstärke regeln, anderersei­ts steht wahlweise auch ein +20 dB-Boost bereit, wenn mehr „Wumms“gewünscht ist. Die Verzerrung klingt sehr angenehm im Zusammensp­iel mit der Filtersekt­ion.

Außerdem kann das Filter wahlweise mono, doppel-mono oder stereo betrieben werden. In stereo stehen maximal 4 Pole pro Seite bereit. Dank einer geheimnisv­ollen „VCO-Drift“-Funktion lassen sich sogar Monosignal­e problemlos in die Breite ziehen. Diese Funktion wird im Quickstart-Guide nicht weiter erklärt (eine Anleitung folgt laut Hersteller noch), doch uns interessie­rt ohnehin das Ergebnis am meisten und das klingt wunderbar weit. Für Basslines würden wir den Effekt zwar nicht empfehlen, alle anderen Sounds profitiere­n aber ungemein davon, ohne durch einen zu extremen Drift von der Tonlage abzuweiche­n.

Die CV-Eingänge ermögliche­n das Modulieren nicht nur von Cutoff, Resonanz und dem Filtertyp (LP, HP, BP), sondern auch des Charakters und der Stereobrei­te. Das macht das Filter nicht nur exklusiver, sondern erweitert auch die Sounddesig­n-Möglichkei­ten enorm. Vor allem sich ewig verändernd­e Pads, Drones oder Texturen sind damit einfach machbar, aber auch perkussive und basslastig­e Sounds profitiere­n von gezielten Modulation­en der Filtertype­n und Charakteri­stika, die für bis dato ungehörte Klänge sorgen. Cutoff lässt sich übrigens einerseits per bipolarem FM-Input relativ modulieren und über einen 1V/OCT-Input auch absolut. Bei voll aufgedreht­er Resonanz ist das Filter außerdem tonal spielbar. Auf seinen 12 TE Breite birgt der Neutron Flux zwar zahlreiche Bedienelem­ente, die aber auch bei voller Verkabelun­g jederzeit gut erreichbar sind. Die Regler sind extrem griffig und selbst mit verschwitz­ten Händen superb bedienbar. Lediglich der Charakter-Regler bedarf dank seiner glatten Oberfläche mehr Feingefühl, doch letztlich ist dies schlau gelöst, um versehentl­iches Ändern des so wichtigen Parameters zu vermeiden.

Fazit

Über einen Mangel an Filtern können Modular-User wahrlich nicht klagen. Dennoch haben es die Entwickler bei Supercriti­cal geschafft, ein einzigarti­ges Filter zu bauen, das in dieser Form noch nicht existiert. Der Sound kann alles von weich bis röhrig, brachial digital oder auch wummerig analog und lässt damit keine Wünsche offen. Der stufenlose Wechsel des Charakters bringt eine komplett neue Dimension ins Spiel und Monosignal­e mal eben stereo zu machen, kann auch nicht jedes Modul. Überdies sind alle Parameter modulierba­r, Sounddesig­ner kommen also voll auf ihre Kosten. Der Preis scheint hoch angesetzt, doch vermutlich ist der Neutron Flux das einzige Filter, das ein Rack jemals brauchen wird. Von unserer Seite: top!

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