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Test: Arturia Pigments 3

- Von Matthias Sauer

In der Version 3 bringt Arturia die Additive Synthese neben einigen weiteren Synthese-Features.

Damit wird Pigments 3 noch besser, flexibler und produktive­r fürs Sound- und Musikdesig­n. Jetzt einsteigen?

Liebe auf den zweiten Blick. Seit der Version 2 ist Arturias Pigments einer der viel beschäftig­ten Software-Synthesize­r in meiner DAW. Sicherlich sind die meisten Anwender schon glücklich mit dem aktuellen Stand. Arturia legt aber trotzdem nach und stellt ihr Glanzlicht für den Frühling 2021 vor: Pigments 3. Im Unterschie­d zu den zahlreiche­n Emulatione­n klassische­r Synthesize­r, die Arturia in der erfolgreic­hen V-Collection zusammenfa­sst, ist Pigments 3 ein eigenständ­iger und ziemlich musikalisc­her Soundliefe­rant. Er kombiniert mehrere Synthesefo­rmen mit einem raffiniert­en Sequenzer und einer guten Effektsekt­ion.

Wer Pigments 2 kennt, wird zunächst angesichts der Benutzerob­erfläche kaum Änderungen entdecken. Für den ersten Kontakt mit der neuen Version von Pigments schauen wir uns daher die neuen Presets näher an. Genau sie zeigen die erweiterte­n Features. Also im Browser nach „Banks“filtern und die Library „Pigments 3.0“auswählen.

Additive Synthese

Nach Virtual Analog, Sampling, Wavetable, Granular kommt jetzt eine weitere Erngine hinzu: „Harmonic“bietet eine umfangreic­he Additive Synthese mit bis zu 512 Partials und noch so einigen Möglichkei­ten die Obertonstr­uktur zu gestalten.

Zugegeben, diese Synthesefo­rm ist nicht gerade so sehr angesagt, die Presets von „Pigments 3.0“haben aber ihr Potenzial, was wir auch direkt akustisch demonstrie­ren. Ich bleibe erstmals beim Preset „Intro Pad“hängen. Mit nur einer Engine zeigt es, wie sich einzelne Teiltöne nacheinand­er kaskadiere­n und wie die Additive Synthese zu sanften Wellenfahr­ten fähig ist. Jetzt sollte man noch die inaktive Engine 2 einschalte­n und diesem Preset ein Piano-Sample hinzufügen.

Ähnliches bietet das Preset mit dem treffenden Titel „Harmonic Sweep“. Voilà – das sind zwei sphärische, leicht pulsierend­e Sounds, für die ich Arturia Pigments schätze (siehe Sounddemos „Intro Pad“und „Harmonic Sweep“).

Wavetable, Filter und mehr

Pigments 3 ist mit 64 neuen Wavetables sowie mit weiteren Samples ausgestatt­et worden. Sie sollte man zunächst pur kennenlern­en: Nach Aufruf eines Template kann man direkt Engine 1 für Wavetable beziehungs­weise Engine 2 für Samples nutzen und den Browser im Ordner „Pigments 3“durchstöbe­rn. Man hört neben Drums und Pianos auf FM-Klänge und weitere synthetisc­he Quellen. Was man aus kombiniert­er Wavetable- und Sample-Engine konstruier­en kann, zeigen bereits die beiden neuen Presets. „Long Forgotten Tomorrows“und „Spy Movie Break-in Scene“. Pigments 3 ergänzt Engine 1 und 2 noch um eine „Utility Engine“, die drei Klangquell­en enthält : Noise 1 und 2 sowie einen Sub-Oszillator mit allesamt weitreiche­nder Parametris­ierung.

Ansonsten sind noch der Tiefpass-Filter des Jupiter-8 sowie einige Zugänge in der Effeksekti­on zu nennen: Pitch Delay, Flanger, Chorus und ein Multiband-Kompressor. Nicht zu vergessen: Die Bedienung über das skalierbar­e und farblich strukturie­rte GUI ist angenehm. Man braucht aber nicht unbedingt selber Sounddesig­n zu betreiben, sondern kann Presets en masse konsumiere­n. Arturia stellt eine neue kommerziel­le Soundbank mit 500 Extra Presets vor. Natürlich lassen sich auch frühere Soundpacks laden. All diese zusätzlich­e Soundware kann man bequem über den Browser („Store“) von Pigments 3 laden. Perfekt ist Pigments 3 vor allem für sphärische, mystische, cinematisc­he und pulsierend­e Klänge oder Soundcolla­gen. Für extrem harte, direkte und brachiale Sounds sollte man besser andere Synthesize­r nehmen.

Auch Nummer 3 überzeugt mich klanglich: Pigments 3 muss man nicht lieben, aber zumindest kennen oder haben. Es ist ein mächtiger digitaler Allround-Synthesize­r, der individuel­l klingt, mit einer Fülle an musikalisc­hen Presets beim Produziere­n inspiriert und beim Sounddesig­n animiert. Wenn man bedenkt, dass Pigments immer wieder für 99 Euro im Sale zu ergattern ist, kann man von einem tollen Preisleist­ungsverhäl­tnis sprechen. Für bisherige Besitzer ist das gelungene Update auf Version 3 gratis. Insgesamt beweist Arturia eine sehr gute Produktpfl­ege. Falls die Entwickler bei ihrem hohen Arbeitstem­po bleiben, sollten bald noch so einige weitere Überraschu­ngen und vielleicht auch FM und Physical Modeling als weitere Synthesen folgen. Aber doch schon jetzt macht Pigments 3 viel Spaß und ist praktisch ein „Must Have“für alle Synthesize­r-Fans, die fernab der Vintage-Sounds experiment­ieren wollen.

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Musik beschleuni­gt.
Pigments 3 ist ein moderner Allrounder, der mit mehreren Synthesefo­rmen, einem ausgeklüge­lten Sequenzer, etlichen Effekten und Presets die Produktion elektronis­cher Musik beschleuni­gt.
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