Neue Effekt-Plug-ins
Equalizer sind eine weitverbreitete Spezies und was sie tun, ist relativ klar. Oder? Zumindest im Groben, aber es gibt doch immer wieder Spezialisten, die entweder außergewöhnliche Features oder besonderen Sound bieten. Oder beides ...
Mit dem SonEQ Free konnte Hersteller Sonimus schon vor langer Zeit viele Fans sammeln. Kein Wunder, der kostenlose Effekt bietet eine Emulation des legendären EQP-1A inklusive Pultec-Trick und extra Drive-Funktion. Klanglich allererste Sahne. Der SonEQ 2 vereint nun dessen Features mit einem modularen Konzept. Geboten werden die fünf Bestandteile Low, Low Mid, Hi Mid, High und Preamp, von denen sich bis zu 16 in beliebiger Reihenfolge kombinieren lassen. Wenn also ein einzelner Bass-Boost nicht genügt, lässt sich einfach ein zweites Low-Modul einbauen, um den Boost nochmals zu verstärken. Oder erst boosten, dann per Preamp verzerren und danach wieder zähmen? Oder 16 Preamps in Reihe schalten ... Das Plug-in macht hier keine Vorgaben und setzt lediglich eine Grenze mit den 16 maximal möglichen Modulen. Die Auswirkungen sind im Gegensatz zu parametrischen EQs eher musikalisch statt drastisch, umso willkommener ist der modulare Aufbau.
Die Equalizer im Detail
Wie erwähnt, wurde das Low-Modul dem EQP-1A nachempfunden und bietet daher die Möglichkeit, die Frequenzbereiche um 20, 30, 60 und 100 Hz anzuheben und zu senken, oder auch beides gleichzeitig, was durch die Überschneidung zu dem so berühmten Effekt führt, mit dem sich viele Sounds knackiger gestalten lassen. Die beiden Module Low Mid und Hi Mid bieten neben der Frequenzauswahl einen Schalter namens HI Q bzw. MID Q, die laut Anleitung „für klinische Eingriffe gedacht“sind. Rein t echnisch wird dadurch das Frequenzband verschmälert, womit sich Bereiche gezielter bearbeiten lassen. Die klangliche Auswirkung ist meist ein weicher, aber auch druckvoller Sound, in etwa vergleichbar mit dem typischen Ergebnis von Röhren. In den Heft-Downloads haben wir übrigens ein paar Audiodemos für Sie parat!
Der Preamp
Der Preamp bietet neben den knackigen High- und Lowpass-Filtern eine Saturation-Stage, die mit einem Modul seiner Art relativ sachte eingreift. Für drastischere Ergebnisse sorgt eine Reihenschaltung mehrerer Preamps mit aufgedrehtem Drive. Hinter dem g eheimnisvollen WO OW-S chalter verbirgt sich, laut Hersteller, ein subtiler Boost von Räumlichkeit und Stereobreite, was wir nicht wirklich hörbar nachvollziehen konnten. Auch waren beim Check von ganzen Mixen mit und ohne WOOW-Effekt keine optischen Änderungen in Phase- und Correlation-Tools zu erkennen. Durchaus eine Änderung bewirkt aber die Wahl des Oversampling. Möglich sind zwei-, vier-, acht- oder sogar 16-faches Oversampling bei 705,6 kHz, was dann je nach Anzahl der Module ordentlich Rechnerleistung zieht. Unser halbwegs aktueller Quadcore Mac lag bei zwei EQs mit maximalem Oversampling bei rund 50% Auslastung, bei zweifachem Oversampling wiederum bei 10%. Hier sei angemerkt, dass auch die minimale Rate feinsten Klang serviert, sodass höhere Einstellungen wirklich nur im Highend-Bereich spürbar sein dürften.
Brauche ich das denn?
Nachbauten von Vintage-Gear fangen für gewöhnlich einen ganz speziellen Sound ein, der die Produktionen und Aufnahmen analoger klingen lassen soll. Die Einsatzgebiete hierfür liegen wegen des meist subtilen Effekts hauptsächlich bei Instrumenten im traditionellen Bereich und natürlich Vocals. Auf Synthesizer angewendet ist die Auswirkung eher zu dezent, auf Bässen und Drumloops wiederum macht das mehr Sinn. Mit seinem modularen Aufbau punktet der SonEQ 2 aber sogar im elektronischen Bereich, denn hat man erst mal begonnen, die vorhandenen Module zu kombinieren, lassen sich selbst Synth-Sounds ordentlich verbiegen. Und das von subtil bis drastisch, wobei der EQ immer transparent bleibt und die Ergebnisse nur bei wirklich extremer Anwendung unangenehm klingen.
Fazit
Es lässt sich nur schwer anders ausdrücken: SonEQ 2 ist ein Hammer. Klanglich rangiert er auf extrem hohem Niveau und der modulare Aufbau bietet sogar anspruchsvollen Sounddesignern viel musikalischen Spielraum. Und es macht einfach einen Riesenspaß, die Module zu kombinieren, die Reihenfolgen einfach mal umzukehren und sich vom Ergebnis überraschen zu lassen. Fettes Ding!
Fazit