Frag einen Filmmusikkomponisten … Im Talk mit Andreas Moisa
Andreas Moisa komponiert zusammen mit Philipp Kümpel Musik für Film und Fernsehen. Das Zweiergespann zeigt sich unter anderem für die musikalische Untermalung der Serie SOKO Leipzig und diverse Dokumentationen wie Terra X verantwortlich. Wir sprachen mit Andreas Moisa unter anderem über seine Arbeitsweise und Verdienstmöglichkeiten als Filmmusikkomponist.
Beat / Hi Andreas, erzähl uns doch kurz von deinen Anfängen.
Andreas / Ich komponiere zusammen mit Philipp Kümpel Musik. Wir spielten Ende der neunziger Jahre in einer Band. Nachdem sich diese auflöste, machten wir gemeinsam weiter. Da unsere Tracks damals schon sehr nach Filmmusik klangen, beschlossen wir in diesem Bereich unser Glück zu versuchen. Wir haben bei Filmhochschulen angefragt, ob Bedarf an musikalischer Untermalung für beispielsweise die Abschlussproduktionen der Studenten besteht. So kam es, dass wir an vielen Kurzfilmen mitgearbeitet haben.
Beat / Wie seid ihr denn dazu gekommen, Musik für das Fernsehen zu komponieren?
Andreas / Über die Jahre arbeiteten wir mit vielen Filmschaffenden zusammen. So kam dann auch der Kontakt zu UFA zustande, die die SOKO Leipzig produzieren. Zu dieser Zeit gab es gerade einen Engpass in Bezug auf die musikalische Untermalung der Serie. Sie haben uns dann gefragt, ob wir kurzfristig einspringen können und waren zufrieden mit unserer Arbeit. Als dann noch ein weiterer Komponist abgesprungen ist, wurden wir ein fester Bestandteil im Team. Wie so oft war es ein glücklicher Zufall, dass wir dort gelandet sind.
Beat / Hast du Musikkomposition studiert oder bist du ein klassischer Quereinsteiger?
Andreas / Ich habe Jazz und Popularmusik studiert mit dem Hauptfach Gitarre. Auf dieser musikalischen Vorbildung habe ich aufgebaut und mir alles weitere selbst beigebracht. Im Bereich der Filmmusikkomposition ist besonders die Produktion der Musik ein großer Aspekt.
Beat / Also besteht dein Job nicht nur aus dem Komponieren der Musik?
Andreas / Nein, auch das Produzieren, Mixing und Mastering ist Teil der Arbeit. Ich sehe das als einen gemeinsamen, großen Prozess. Wobei ehrlich gesagt der Mix oft schon so gut funktioniert, dass kein separates Mastering mehr gemacht werden muss. Das Wissen habe ich mir über die Jahre selbst angeeignet. Mir hat es sehr geholfen Musik von bekannten Komponisten wie beispielsweise
Hans Zimmer anzuhören und mit meinen Stücken zu vergleichen. Ich habe auch eine Masterclass von Alan Meyerson, dem Toningenieur von Hans Zimmer, besucht und dort einiges gelernt.
Beat / Gibt es unterschiedliche Herangehensweisen, wenn ihr Musik für einen Film komponiert?
Andreas / Wir arbeiten mit zwei verschiedenen Prozessen. Bei Prozess Nummer eins beginnen wir unsere Arbeit, ohne dass es einen fertigen Film gibt. Das ist meistens der Fall, wenn wir Dokumentationen vertonen. Wir sprechen dann im Vorhinein mit unseren Auftraggebern, um auszuloten, welches Thema die Doku hat und welche Stimmungen durch die Musik erzeugt werden sollen. Danach komponieren wir zwischen 30 und 40 verschiedene Tracks, die wir weitergeben, sobald der Film geschnitten wird. So können unsere Auftraggeber auf einen großen Pool an Musik zurückgreifen. Sollte es noch Änderungswünsche in Bezug auf Länge und/oder Instrumentierung eines oder mehrerer Tracks geben, arbeiten wir diese ein.
Beat / Und wie geht ihr vor, wenn der Film bereits abgedreht ist?
Andreas / Prozess Nummer zwei ist die Arbeit mit einem fertig geschnittenen Film mit sogenanntem Picturelock. Das bedeutet, dass der Bildschnitt bildgenau feststeht. Oft sind die Projekte bereits mit bekannter Filmmusik unterlegt, sogenannten Temporary Tracks. So wissen wir, welche Stimmung in den Szenen gewünscht ist, wann die Musik beginnen beziehungsweise enden soll und wo es bestimmte Umschwünge und Akzente gibt. Anschließend löschen wir die unterlegte Musik und versuchen diese komplett zu vergessen, um etwas Eigenes zu erschaffen, das aber die gleiche Funktion erfüllt (lacht). Nun ist es wichtig, die Musik so zu gestalten, dass sie die Emotionen untermalt und eine Einheit mit den Dialogen und Geräuschen bildet.
Beat / Wie geht es weiter, wenn ihr die Musik für beispielsweise einen Film fertiggestellt habt?
Andreas / Meistens geben wir unsere Musik als Stereofile ab. Manchmal möchte das Tonstudio, das den Gesamtmix des Films erstellt, zusätzlich noch mit Stem-Spuren der einzelnen Instrumente beliefert werden. So ist auch eine Surround-Mischung möglich, die wir jedoch nicht übernehmen.
Beat / Ihr produziert auch Musik für Werbe- und Imagefilme. Gibt es in diesem Bereich Unterschiede zur Arbeit an großen Filmprojekten?
Andreas / Bei Werbe- und Imagefilmen ist die Musik meistens sehr präsent und zudem energetisch. Auch beim Mixing und Mastering orientieren wir uns hier häufig an Pop-Musik. Bei einer freien Filmmusik für einen Spielfilm, bei der eine Szene untermalt werden soll, ist meist eine reduzierte Arbeitsweise der Weg zum Erfolg. Ich vergleiche das gerne mit einem Klangteppich, den wir weben. So reicht oft schon ein einzelner Pad-Sound mit einem Klavier aus, um eine Szene gut zu untermalen und Platz für den Dialog zu lassen. Bei Werbung gilt es ein Grundgefühl zu vertonen, bei Filmen treten vermehrt Gefühlsänderungen auf.
Beat / Aus welchen Quellen setzen sich deine Einnahmen zusammen?
Andreas / Das meiste Geld nehmen wir über die GEMA ein. Bei jeder Ausstrahlung des Films, der Doku oder der Serie im Fernsehen bekommen wir die Dauer, die unsere Musik gespielt wird, vergütet – auch bei Wiederholungen. Vor kurzem haben wir eine Library auf den Markt gebracht, die Filmmusik von uns aus den letzten Jahren enthält, für die wir noch alle Rechte haben. Diese stellen wir Leuten aus der Film- und Fernsehbranche kostenlos zur Verfügung und können so weitere Einnahmen durch die GEMA generieren.