Epischer Sound in drei Akten
Epischer geht’s kaum: Trailer-Musik zeichnet sich durch eine spannungsreiche Kombination von wuchtigen Orchesterklängen sowie Synth-Sounds mit hohem Wiedererkennungswert aus. In den letzten Jahren hat sich die Trailer-Musik zu einem eigenständigen Genre entwickelt, das auch losgelöst von bewegten Bildern eine immer größere Hörerschaft begeistert. Grund genug für uns, einen typischen Track in dieser Stilrichtung ganz genau zu beleuchten!
1 Los geht’s!
Wie viele Trailer-Kompositionen beginnt unser 95 BPM schneller Track ganz reduziert. Ein bewährter Weg, um mit der Komposition zu starten, ist mit dem Piano harmonische, aber auch melodische und rhythmische Ideen zu skizzieren. Wir haben uns für ein Piano-Patch der Library Orchestral Tools Berlin Inspire 2 entschieden, das sich auf die Dynamikstufen pianissimo bis mezzopiano beschränkt.
2 Pianoakkorde
Daraus resultiert ein sanfter, intimer Klang. Für den gewünschten atmosphärischen Sound sorgt zudem der Halleffekt Eventide Blackhole. Bereits Komponisten wie Hans Zimmer [1] haben bewiesen, dass man für epische Musik keine komplexen Akkordfolgen braucht. Für unseren Beispiel-Track haben wir die Akkorde d-Moll, C-Dur, G-Dur sowie d-Moll, C-Dur, a-moll, G-Dur in der Tonart a-Moll gewählt.
3 Streicherbegleitung
Diese Progression bildet die Grundlage des ganzen Tracks. Im letzten Teil des Intros haben wir ergänzend zu den Pianoakkorden eine kleine Melodie eingespielt, die gemeinsam mit den Streichern die Spannung steigern soll. Für die Streicherbegleitung greifen wir auf ein Ensemble-Patch von Cinematic Strings zurück. In Takt 1- 8 spielen die Streicher nur die Akkordgrundtöne in den tiefen Lagen.
4 Realismus
Danach ergänzen wir den Terz- und den Quintton der jeweiligen Akkorde. Im letzten Teil des Intros wurden diese so arrangiert, dass die oberen Töne eine aufsteigende Melodielinie ergeben. Um den gewünschten Spannungsverlauf und einen lebendigen Klang zu erzielen, steuern wir mit dem Modulationsrad die Dynamik. Wie Sie sehen, steigt die Dynamik wellenformartig von leise bis hin zu laut.
5 Staccato-Strings
Durch das Überblenden zwischen den Dynamikstufen des Arco/Sustain-Patches des Streicherensembles klingt die einfache Akkordfolge schon sehr expressiv. Zusätzlich nutzen wir ein Staccato-Patch, um ein rhythmisches Momentum erzeugen. Dieses spielt einfach die Pianoakkorde im durchgängigen Achtelrhythmus. Durch Variation der Anschlagsstärke bestimmen Sie die Betonung der einzelnen Noten.
6 Intensität
Mit dem Expression-Controller (CC11) steigern wir die Dynamik der Staccato-Streicher sukzessive im Verlauf des Intros. In Akt 2 und 3 erhöhen wir die Intensität des Staccato-Patterns durch Oktavdopplungen. Wenn besonders opulente Streicherarrangements gefragt sind, können Sie die einzelnen Töne einer Akkordfolge oder Melodie auf die verschiedenen Instrumentengruppen der Streichersektion verteilen.
7 Streichermelodie
So spielen in Akt 2 und 3 die Cellos, 1. und 2. Violinen und Violas eine Unisono-Melodie in unterschiedlichen Oktavlagen. Doch was ist der Vorteil gegenüber der Nutzung eines Ensemble-Patchs? Durch das Legatospiel der einzelnen Instrumentengruppen klingt das Motiv viel ausdrucksstärker und realistischer – insbesondere, da die Dynamik individuell für die Gruppen gesteuert werden kann.
8 Layering
Damit die Streichermelodie sich auch in dem sehr dichten Mix Akt durchsetzt, doppeln wir sie mit einem Piano und einem Holzbläserensemble. Für Letztgenanntes greifen wir auf Spitfire Albion One zurück. Was wäre ein epischer Trailer-Track ohne die Klanggewalt eines Blechbläserensembles? Unsere Wahl fällt auf das Kontakt-Instrument Cinematic Studio Brass, das die Akkorde in weiter Lage spielt.
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Blech- und Holzbläser
Oktavdopplungen sorgen für einen voluminösen Klang und eine Dynamikvariation mit dem Modulationsrad für mehr Realismus. Um in Akt 3 für zusätzliche Bewegung zu sorgen, spielen wir mit einem Holzbläser-Ensemble aus Red Room Audio Palette ein Staccato-Ostinato auf der Grundlage unserer Akkorde ein. Wir doppeln es mit einem Streicherensemble und einem PluckSound aus u-he HIVE 2.
10 Percussion
Was fehlt noch? Na klar, Percussion! Für einen vielschichtigen und epischen Groove kombinieren wir mehrere Instrumente: Trommeln und Hand-Percussion aus NI Action Strikes sowie Hi-Hats aus Heavyocity Damage sorgen mit einem durchgängigen Sechzehntelrhythmus für den gewünschten Drive. Anschließend lassen wir es mit dem Drum-Ensemble Audio Imperia Decimator Drums und Action Strikes richtig krachen.
11 Klanggewalt
Durch das Layering von Taikos, Toms und „Giant Drums“von Action Strikes erzielen wir einen sehr druckvollen Sound. Der Rhythmus wird durch Bassdrums, Toms und Snares der Decimator Drums komplettiert. Auch hier sind Variationen der Anschlagstärke wichtig. Mithilfe kaum hörbarer Schläge (Ghost Notes), gestalten Sie Ihren Groove lebendiger. Für die Synth-Bassline verwenden wir Synapse Audio DUNE 3.
12 Synth-Bassline
Deaktivieren Sie bei dem Preset „Adrenaline KS“die Effekte Delay 1 und Reverb. Wählen Sie dann den Filtermodus XP Lowpass 12 dB an und justieren Sie die Filterparameter wie abgebildet. Für die gewünschte pulsierende Bassline nehmen wir die gezeigte Zuweisung in Zeile 7 der Matrix vor. Dadurch beeinflusst der Velocity-Wert des Arpeggiators, wie stark das Filter durch die Filterhüllkurve geöffnet wird.
13 Extra-Bombast
Wählen Sie dann auf der ARP1- Seite Step Sequencer als Type. Passen Sie die Velocity- Werte der Sequenz nach Belieben an. Mit dem Modulationsrad können Sie die Filterfrequenz dynamisch variieren. Um Akt 3 einen noch epischeren Charakter zu verleihen, bringen wir einen Chor ins Spiel. Ab der ersten Hälfte sorgt ein Chor-Crescendo in jedem dritten und vierten Takt für Dramatik.
14 Chor
Für diese Aufgabe spielen wir mit dem Kontakt-Instrument „8Dio Lacrimosa Marcato“gehaltene Akkordnoten auf dem Vokal A. In der zweiten Hälfte von Akt 3 steuert der Chor aus Performance Samples Oceania eine Kontermelodie bei. Bei dem Staccato-Pattern wird automatisch zwischen verschiedenen Silben und Vokalen umgeschaltet, woraus lateinische klingende Wortschöpfungen resultieren.
15 Effekte
Um trotz Verwendung verschiedener Librarys einen homogenen Klang zu erzielen, haben wir alle Orchesterinstrumente mittels Faltungshallprozessor in demselben Konzertsaal platziert. Drums, Effektklänge und SynthesizerSpuren erhalten durch einen subtilen Halleffekt mehr Räumlichkeit. Für knalligen Klang sorgt auf den Gruppenspuren der Multiband-Kompressor Xfer Records OTT.