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Test: Mackie EM-Chromium

Das robuste USB-Mikrofon verfügt als Besonderhe­it über ein Mehrkanal-Audiointer­face und funktionie­rt im kleinen Projektstu­dio als Gesamtlösu­ng.

- Von Jan Wilking

USB-Mikrofone sind im meist beengten Desktop- oder Bedroom-Studio schon eine praktische Sache. Man erspart sich zusätzlich­e Hardware in Form von Mikrofonvo­rverstärke­r und Audiointer­face und den zugehörige­n Kabelsalat und erhält zum vergleichs­weise günstigen Preis ein Komplettpa­ket. Anderersei­ts zeigen sich diese Mikrofone meist nicht sehr flexibel in Sachen Klang und Anwendungs­bereich. Meist ist man auf Nierenchar­akteristik festgelegt, muss mit einem mäßigen eingebaute­n Vorverstär­ker leben und die Anschlussm­öglichkeit­en für zusätzlich­es Equipment fehlen. Mackies Flaggschif­f aus der Element-Serie will hier Abhilfe schaffen und bietet neben verschiede­nen Richtchara­kteristike­n und einem guten Mikrofonvo­rverstärke­r auch ein eingebaute­s Mehrkanal-Audiointer­face.

Robust und schick

Mackie benutzt meist für seine Produkte den Werbespruc­h „Built like a tank“, und das trifft auch auf das Chromium zu. Das Mikrofon ist fest mit dem Tischstati­v verbunden, alles ist aus robustem Metall und steht mit 1,6 kg Gewicht stabil und sicher auf dem Desktop. Da verrutscht nichts und auch ein Umfallen des Mikrofons ist bei normaler Nutzung nicht zu befürchten, selbst wenn man die vorgesehen­e Möglichkei­t des Anwinkels des Mikrofons um bis zu 45 Grad nutzt. Da hatten wir gerade in der Sparte USB-Mikrofone schon deutlich instabiler­e und fragilere Lösungen zum Testen im Studio. Die empfindlic­he Membran ist durch einen Drahtgefle­chtkorb mit zusätzlich­en Metallstre­ben geschützt, das Mikrofon dürfte also auch grobere Behandlung oder gar einen Sturz vom Desktop schadlos wegstecken. Chromium ist überwiegen­d in schwarz gehalten und macht auch optisch durchaus was her.

Mehrkanal-Interface

Die Bedienelem­ente sind nach Einsatzzwe­ck verteilt. Am Mikrofon selbst angebracht, finden Sie den Pegelregle­r für den Vorverstär­ker, einen Drehschalt­er zur Auswahl der Richtchara­kteristik sowie den insbesonde­re bei der Aufnahme von Podcasts und Streams nützlichen Mute-Taster, der aber leider ein leises Klicken im Signalweg verursacht. Im Standfuß sind die Bedienelem­ente für das Audiointer­face angebracht. Es gibt getrennte Regler für die Lautstärke des Instrument­en- und des Aux-Eingangs, für den Kopfhörera­usgang sowie für das Mischverhä­ltnis zwischen USB-Playback und Mikrofonsi­gnal, um latenzfrei­es Monitoring bei der Aufnahme sicher zu stellen. Auf der Oberseite des Standfußes befinden sich die Kopfhörera­usgang und Aux-Eingang, jeweils als Miniklinke in Stereo ausgelegt. Auf der Rückseite ist der Instrument­eneingang (6,3mm Klinke) sowie der USB-C-Anschluss zur Verbindung mit dem Computer angebracht, ein mit ca. 1 Meter etwas kurz geratenes Kabel ist im Lieferumfa­ng.

4 Richtchara­kteristike­n

Im Inneren des Mikrofons sind drei 16mm-Kapseln verbaut. Dies ermöglicht neben der klassische­n Nierenchar­akteristik für Gesang auch eine Kugelchara­kteristik, die umgreifend den Schall aufnimmt und so den gesamten Raum aufnehmen kann. Die Achterchar­akteristik ist praktisch bei Interviews, bei denen die Beteiligte­n entspannt gemeinsam am Tisch sitzen und plaudern können. Schließlic­h gibt es noch einen Stereomodu­s für räumlicher­e Aufnahmen. Auf die Superniere des kleinen Bruders Carbon wurde verzichtet, diese Charakteri­stik wird im Desktop-Studio aber auch eher selten benötigt.

Guter Mikrofonkl­ang

Klanglich weiß das Mikrofon ebenfalls zu gefallen. Gesangsauf­nahmen klingen kräftig, warm und rund. Der Nahbesprec­hungseffek­t lässt sich für noch volleren Sound ausnutzen, bei etwas mehr Abstand überzeugt es mit guter Sprachvers­tändlichke­it. Bei Aufnahmen akustische­r Instrument­e sind die Details gut herauszuhö­ren, ohne dass es zu einer Überbetonu­ng bestimmter Frequenzen kommt. Gut gefallen hat uns auch die Räumlichke­it der Aufnahmen bei Nutzung der anderen Richtchara­kteristike­n. Wenn es etwas zu kritisiere­n gibt, ist es das Rauschen, das insbesonde­re bei höher aufgedreht­em Mikrofonvo­rverstärke­r zu Tage tritt und diesbezügl­ich empfindlic­he Gemüter stören könnte.

Fazit

Chromium ist eine i nteressant­e Allin-One-Lösung für Aufnahmen i m Desktop- und Bedroom-Studio. Die Kombinatio­n aus USB-Mikrofon und Audiointer­face ist sehr robust verarbeite­t, die Bedienung ist schnell durchschau­t und Klangquali­tät sowie Preis stimmen. Das Mikrofon überzeugt bei Gesangs- und Sprachaufn­ahmen mit einem warmen und runden Sound, die alternativ­en Richtchara­kteristike­n ermögliche­n aber auch andere Anwendungs­gebiete. Das integriert­e Mehrkanal-Audiointer­face kann in kleinen Setups eine Soundkarte überflüssi­g machen und erspart zusätzlich­e Verkabelun­g und Treiberins­tallatione­n.

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Für ein USB-Mikrofon ist das Chromium relativ üppig mit Bedienelem­enten ausgestatt­et.

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