Test: Mackie EM-Chromium
Das robuste USB-Mikrofon verfügt als Besonderheit über ein Mehrkanal-Audiointerface und funktioniert im kleinen Projektstudio als Gesamtlösung.
USB-Mikrofone sind im meist beengten Desktop- oder Bedroom-Studio schon eine praktische Sache. Man erspart sich zusätzliche Hardware in Form von Mikrofonvorverstärker und Audiointerface und den zugehörigen Kabelsalat und erhält zum vergleichsweise günstigen Preis ein Komplettpaket. Andererseits zeigen sich diese Mikrofone meist nicht sehr flexibel in Sachen Klang und Anwendungsbereich. Meist ist man auf Nierencharakteristik festgelegt, muss mit einem mäßigen eingebauten Vorverstärker leben und die Anschlussmöglichkeiten für zusätzliches Equipment fehlen. Mackies Flaggschiff aus der Element-Serie will hier Abhilfe schaffen und bietet neben verschiedenen Richtcharakteristiken und einem guten Mikrofonvorverstärker auch ein eingebautes Mehrkanal-Audiointerface.
Robust und schick
Mackie benutzt meist für seine Produkte den Werbespruch „Built like a tank“, und das trifft auch auf das Chromium zu. Das Mikrofon ist fest mit dem Tischstativ verbunden, alles ist aus robustem Metall und steht mit 1,6 kg Gewicht stabil und sicher auf dem Desktop. Da verrutscht nichts und auch ein Umfallen des Mikrofons ist bei normaler Nutzung nicht zu befürchten, selbst wenn man die vorgesehene Möglichkeit des Anwinkels des Mikrofons um bis zu 45 Grad nutzt. Da hatten wir gerade in der Sparte USB-Mikrofone schon deutlich instabilere und fragilere Lösungen zum Testen im Studio. Die empfindliche Membran ist durch einen Drahtgeflechtkorb mit zusätzlichen Metallstreben geschützt, das Mikrofon dürfte also auch grobere Behandlung oder gar einen Sturz vom Desktop schadlos wegstecken. Chromium ist überwiegend in schwarz gehalten und macht auch optisch durchaus was her.
Mehrkanal-Interface
Die Bedienelemente sind nach Einsatzzweck verteilt. Am Mikrofon selbst angebracht, finden Sie den Pegelregler für den Vorverstärker, einen Drehschalter zur Auswahl der Richtcharakteristik sowie den insbesondere bei der Aufnahme von Podcasts und Streams nützlichen Mute-Taster, der aber leider ein leises Klicken im Signalweg verursacht. Im Standfuß sind die Bedienelemente für das Audiointerface angebracht. Es gibt getrennte Regler für die Lautstärke des Instrumenten- und des Aux-Eingangs, für den Kopfhörerausgang sowie für das Mischverhältnis zwischen USB-Playback und Mikrofonsignal, um latenzfreies Monitoring bei der Aufnahme sicher zu stellen. Auf der Oberseite des Standfußes befinden sich die Kopfhörerausgang und Aux-Eingang, jeweils als Miniklinke in Stereo ausgelegt. Auf der Rückseite ist der Instrumenteneingang (6,3mm Klinke) sowie der USB-C-Anschluss zur Verbindung mit dem Computer angebracht, ein mit ca. 1 Meter etwas kurz geratenes Kabel ist im Lieferumfang.
4 Richtcharakteristiken
Im Inneren des Mikrofons sind drei 16mm-Kapseln verbaut. Dies ermöglicht neben der klassischen Nierencharakteristik für Gesang auch eine Kugelcharakteristik, die umgreifend den Schall aufnimmt und so den gesamten Raum aufnehmen kann. Die Achtercharakteristik ist praktisch bei Interviews, bei denen die Beteiligten entspannt gemeinsam am Tisch sitzen und plaudern können. Schließlich gibt es noch einen Stereomodus für räumlichere Aufnahmen. Auf die Superniere des kleinen Bruders Carbon wurde verzichtet, diese Charakteristik wird im Desktop-Studio aber auch eher selten benötigt.
Guter Mikrofonklang
Klanglich weiß das Mikrofon ebenfalls zu gefallen. Gesangsaufnahmen klingen kräftig, warm und rund. Der Nahbesprechungseffekt lässt sich für noch volleren Sound ausnutzen, bei etwas mehr Abstand überzeugt es mit guter Sprachverständlichkeit. Bei Aufnahmen akustischer Instrumente sind die Details gut herauszuhören, ohne dass es zu einer Überbetonung bestimmter Frequenzen kommt. Gut gefallen hat uns auch die Räumlichkeit der Aufnahmen bei Nutzung der anderen Richtcharakteristiken. Wenn es etwas zu kritisieren gibt, ist es das Rauschen, das insbesondere bei höher aufgedrehtem Mikrofonvorverstärker zu Tage tritt und diesbezüglich empfindliche Gemüter stören könnte.
Fazit
Chromium ist eine i nteressante Allin-One-Lösung für Aufnahmen i m Desktop- und Bedroom-Studio. Die Kombination aus USB-Mikrofon und Audiointerface ist sehr robust verarbeitet, die Bedienung ist schnell durchschaut und Klangqualität sowie Preis stimmen. Das Mikrofon überzeugt bei Gesangs- und Sprachaufnahmen mit einem warmen und runden Sound, die alternativen Richtcharakteristiken ermöglichen aber auch andere Anwendungsgebiete. Das integrierte Mehrkanal-Audiointerface kann in kleinen Setups eine Soundkarte überflüssig machen und erspart zusätzliche Verkabelung und Treiberinstallationen.