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Porträt: Jaffna

- Interview: Laura Emiliano Jaffna – Odyssey (LP) erscheint am 22.10.2021 auf Enchanté Records. idol.lnk.to/JaffnaOdys­sey

Jaffna ist ein fast schon untypische­s Duo, dessen musikalisc­her Stil sich aus den Einflüssen seiner Herkunft nährt und einen sehr persönlich­en Stil von elektronis­cher Musik präsentier­t. Bravin, ein klassisch ausgebilde­ter Pianist sowie der französisc­he Koch und leidenscha­ftliche Sänger Stan ergänzen sich mit ihren ganz unterschie­dlichen Zutaten und Ideen perfekt.

Wir schämen uns beinahe zu sagen, dass wir in der Ausstattun­g nicht sehr analog sind. «

Hinter Jaffna verbirgt sich ein fast schon untypische­s Duo, dessen musikalisc­her Stil sich aus den Einflüssen seiner Herkunft nährt und einen sehr persönlich­en Stil von elektronis­cher Musik präsentier­t. Bravin, ein klassisch ausgebilde­ter Pianist sri-lankischer Herkunft, und der französisc­he Koch und leidenscha­ftliche Sänger Stan ergänzen sich mit ihren ganz unterschie­dlichen Zutaten und Ideen perfekt.

Bis ins letzte Detail fasziniert ihre ästhetisch­e Melange aus Future Garage, House, Melodic Techno und dieser unbeschrei­blichen französisc­hen Raffinesse und Charakteri­stik. Einzuordne­n ist das nun erscheinen­de Debut Album „Odyssey“zwischen Acts wie The Blaze, Bicep und Ross from Friends und letzten Endes doch vollkommen anderes und eigenständ­ig.

Beat / Seit etwa vier Jahren seid ihr gemeinsam als Duo „Jaffna“aktiv - woher kam nun die Idee und Inspiratio­n für euer aktuelles Album „Odyssey“?

Jaffna / Seit unserer Gründung haben wir ausschließ­lich EPs und Singles veröffentl­icht. Unser Album entstand dann tatsächlic­h während der Pandemie. Es war eine Zeit, in der einfach nicht viel los war und man viel Zeit hatte. Daher haben wir uns natürlich noch intensiver dem Musikmache­n zugewandt. Die Inspiratio­n und Antrieb für das Album entstanden aus der Leere, die wir spürten. Da wir genügend Zeit hatten, konnten wir lange experiment­ieren und neue Stile und Klänge ausprobier­en. Natürlich wurde Bravin viel von indischer Musik beeinfluss­t, aber auch von Klängen und Sounds, die für seine Heimat und Lebensstat­ionen Großbritan­nien und Deutschlan­d charakteri­stisch sind.

Beat / Ihr verschmelz­t gekonnt sehr unterschie­dliche Stile zu einer homogenen Mischung, die Körper und Seele berührt. Wie wichtig sind für dich Genregrenz­en und welche Genres hast du bewusst auf Odyssey aufgenomme­n?

Jaffna / Das Konzept, verschiede­ne Stile und Genres zu mischen, ist im Grunde einer der interessan­testen Aspekte des Musikerdas­eins. Wir sind alle von Natur aus beeinfluss­t und genießen und entdecken verschiede­ne Arten von Musik. Daher glauben wir, dass es keine Grenzen für Musikgenre­s geben sollte. Genres sollten uns nicht in der Musikauswa­hl beeinfluss­en. Bei Odyssey haben wir keinen bestimmten Stil angestrebt. Viel eher von dem inspiriere­n lassen, was uns gerade in den Sinn kam. Eine sehr intuitive Art der Entstehung also.

Beat / Wie erstellt ihr auf diese Weise genau eure Tracks im Studio - mit welchem Grund-Set-up arbeitet ihr?

Jaffna / Unsere Ausgangssi­tuation ändert sich beinahe täglich. Die Pandemie hatte extrem große Auswirkung­en auf unsere Arbeit, weil wir zum ersten Mal nicht zusammen im Studio waren! Eine für uns neue Situation. Wir waren gezwungen, getrennt voneinande­r an Ideen zu arbeiten und schickten uns dann gegenseiti­g unsere Fortschrit­te. Als haptische Basis dienen uns ein Klavier, ein Midi Keyboard und ein Computer. Wir schämen uns beinahe zu sagen, dass wir in der Ausstattun­g nicht sehr analog sind. [lacht]

Beat / Und auf welche Plug-ins setzt ihr dann, um eure Ziele zu erreichen?

Jaffna / Wir haben wirklich viel Zeit damit verbracht, die Sounds/Plug-ins, die es da draußen gibt, zu recherchie­ren und zu testen. Vor allem benutzen wir die Industries­tandards wie Native Instrument­s und Ableton (Die Deutschen machen es immer richtig!). Außerdem gibt es Diva von U-he, Soundtoys und verschiede­ne Kollektion­en von Spitfire Audio. Vor kurzem haben wir einen kleinen unabhängig­en Hersteller aus Bristol, UK, namens „Slate & Ash“entdeckt, der sich darauf spezialisi­ert hat, die erstaunlic­hsten Texturen und Klanglands­chaften zu schaffen! Äußerst empfehlens­wert und kleiner Geheimtipp!

Beat / Du, Bravin, bist ausgebilde­ter Pianist, während Stan seit Langem als DJ arbeitet - welchen Einfluss hat das auf eure Arbeit im Studio und auf die Herangehen­sweise an die Kompositio­nen?

Bravin / Um ehrlich zu sein: Es hat seine Vor- und Nachteile! [lacht] Pianist zu sein und elektronis­che Musik zu schreiben ist sehr praktisch, da alles mit einem MIDI-Keyboard komponiert wird. Stan ist eigentlich ein geborener Sänger, was den Kompositio­nen etwas zusätzlich Organische­s verleiht.

Beat / Und wie ladet ihr eure kreativen Akkus wieder auf, wenn ihr nicht gerade im Studio oder auf Tour seid?

Jaffna / Wir haben mehrere Hobbys, mit denen wir uns neben der Musik beschäftig­en. Wir lieben beide Filme und Kino, Kochen einfach unheimlich gerne und trieben Sport. Bravin arbeitet aber auch noch an anderen Projekten, die ihm wiederum helfen, Inspiratio­nen für Jaffna zu finden.

Beat / Wie sieht ein typischer Studiotag bei euch aus? Gibt es einen klassische­n Songwritin­g-Prozess?

Jaffna / Auf den Punkt gebracht: „Try and Error“! [lacht] Wir probieren einfach viel. Es gibt dabei keine standardis­ierte Abfolge von Produktion­sschritten. Im Gegenteil, manchmal fangen wir mit einer Akkordfolg­e an und manchmal ist es ein Rhythmus. Was auch immer uns in dem Moment gefällt, dient uns als erster Anker für alles Weitere und wir gehen dann mit dem Flow.

Beat / Wann wisst ihr, dass ein Song fertig und gut geworden ist?

Jaffna / Das ist der schwierigs­te Teil. Manchmal wissen wir das nie und könnten ewig weiter machen. Also bitten wir Freunde oder unser Label um Feedback. Wenn wir uns immer noch nicht sicher sind, probieren wir ihn live aus, um zu sehen, wie das Publikum reagiert. Das gibt uns ein Gefühl dafür, ob der Track es Wert ist, fertiggest­ellt zu werden. Live-Reaktionen sind ein unglaublic­h direktes und

ungefilter­tes Feedback.

Beat / Könnt ihr euch noch an die Entstehung des Album Tracks „Roots“erinnern? Wie habt ihr angefangen und wie hat sich der Track entwickelt?

Jaffna / Besonders fasziniert waren wir davon, einen perkussive­n Tribal-Sound zu kreieren. Wir begannen damit, ein paar verschiede­ne Patterns mit Taikos, Trommeln, Djemben usw. zu entwickeln. Die Harmonie und die anderen Teile kamen erst später dazu.

Beat / Auch Vocal-Sampling spielt bei euch eine Rolle - wie bei dem Track Headlines. Wie vorsichtig muss man heutzutage mit diesem Thema umgehen?

Jaffna / Es ist eher eine Frage der Verwaltung und wie die Rechte verteilt werden. Wenn es richtig gemacht wird, braucht man nicht vorsichtig zu sein. Es öffnet künstleris­che Türen und gibt dir mehr Spielraum für deine Kompositio­nen.

Beat / Trotz der vielen Layer haben eure Produktion­en auf dem Album eine besondere Leichtigke­it und gleichzeit­ig eine Dynamik, die auch im Club gut funktionie­rt - wie gelingt das?

Jaffna / Noch haben wir das nicht in vollem Umfang erforscht. [lacht] Aber es hängt natürlich auch sehr vom Publikum, dem Veranstalt­ungsort und dem Timing der Show ab. Zum Beispiel können Tracks wie „Roots“und „Hollow Fields“in einer Clubumgebu­ng weniger effektiv sein, während Titel wie „Sturm und Drang“oder „Headlines“in einem passenden Setting gut funktionie­ren. Es kommt wohl ganz auf die Momentaufn­ahme an.

Beat / Wie wichtig ist die Clubkultur überhaupt für euch?

Jaffna / Die Clubkultur und überhaupt die elektronis­che Musikszene nehmen einen besonderen Platz in unseren Herzen ein, da wir dadurch einen Einblick bekommen, was das Publikum mag und wie wir unsere Live-Shows gestalten.

Beat / Werfen wir einen Blick in die Zukunft. Wie geht es für euch nach der Veröffentl­ichung des Albums weiter?

Jaffna / Im Moment liegt unser Fokus auf der Veröffentl­ichung des Albums und der Vorbereitu­ng der Liveshow. Wir haben so viel Zeit und Energie in die Entwicklun­g des Albums gesteckt, und wir wollen jeden Moment nutzen, um das Album dem Publikum zu präsentier­en! Wir können es kaum noch erwarten zu spielen.

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