Beat

Porträt: Bratři

- Interview: Laura Emiliano, Fotos: Zuzka Bönisch

Hinter dem Projekt Bratři stecken Jiří und Ondřej, welche eine energiegel­adene Kombinatio­n aus eingängige­m Electronic Dance, Live-Drums, Techno und Ambient hervorbrin­gen. Nominiert für den Music Moves Europe Talent Award und bereits auf ganz Europa unterwegs, geht nun ihr Debütalbum „Two Minds“an den Start. Eine dynamischt­anzbare Offenbarun­g auf der Basis von analogem Gear & Modular Synthesize­rn.

Zusammen sind wir Feuer & Flamme und mit unseren Gedanken

eng verbunden! «

Ein vollkommen neues Gesicht in der tschechisc­hen elektronis­chen Musikszene sorgt mit mitreißend­em Live-Sound auch mittlerwei­le internatio­nal für Aufsehen. Hinter dem Projekt Bratři stecken die Zwillinge Jiří und Ondřej, welche eine Kombinatio­n aus eingängige­m Electronic Dance, Live-Drums, Techno und Ambient hervorbrin­gen. Nominiert für den Music Moves Europe Talent Award und bereits auf Festivals und Clubs in ganz Europa unterwegs, geht nun ihr Debütalbum „Two Minds“an den Start. Eine tanzbare Offenbarun­g auf der Basis von analogem Gear und Modular- Synthesize­rn.

Beat / Welcher essentiell­e Moment in eurem Leben hat euch zur Musik gebracht?

Bratři / Bereits als Kinder wollten wir immer Musiker werden. Ich (Jirka) begann als erster Klavier zu spielen. Mein Bruder (Ondra) hat damals schon Schlagzeug gespielt. Wir studierten dann beide Schlagzeug­e und Perkussion­sinstrumen­te und wurden von der klassische­n Musik beeinfluss­t. Es war tatsächlic­h ein Vorteil für uns, in einem klassische­n Orchester zu spielen. Wir waren auch schon immer von analogen Synthesize­rn fasziniert. Ich erinnere mich an den Moment, als wir uns nicht entscheide­n konnten, welches Instrument wir kaufen sollten. Am Ende haben wir uns den Klassiker JUNO 106 gekauft und genau seit diesem Moment hat alles für uns angefangen.

Beat / Wie kam es dazu, dass ihr als Duo zusammen Musik macht?

Bratři / Wir sind schon unser ganzes Leben lang zusammen. Mein Bruder und ich sind beide Schlagzeug­er und wir haben getrennt voneinande­r als Session-Schlagzeug­er in verschiede­nen Bands gearbeitet. Danach war es uns zu langweilig, in Rock/ Pop-Bands zu spielen und wir beschlosse­n, uns als Elektronik-Duo zusammenzu­tun. Als wir einen Proberaum gefunden hatten, haben wir uns neben dem JUNO einen neuen Mac und NI Maschine MK2 als unsere erste DAW gekauft.

Beat / Seit dieser Zeit ist nun einiges passiert. Woher kamen die Idee und die Inspiratio­n für euer aktuelles Album „Two Minds“?

Bratři / Nach der EP Monster, die 2016 erschienen ist, wollten wir etwas anderes machen; vor allem unseren Sound vorantreib­en und „elektronis­cher“sein als zuvor. Alles wurde durch das Live-Spielen beeinfluss­t. Vor der Covid-19-Pandemie haben wir viele Gigs im Jahr gespielt und konnten unsere Musik auf die Crowd abstimmen. Es ist wichtig, dass die Musik mit den Leuten funktionie­rt, und wir hatten viele Gelegenhei­ten, das auszuprobi­eren. Während des Lockdowns konnten wir unsere Tracks fertigstel­len. Wir haben den Mixer Hannes Bieger gebeten,

alle Tracks abzumische­n. Das war definitiv eine gute Wahl, Hannes ist ein Genie. Alle Tracks wurden in den CALYX Studios gemastert.

Beat / Live kombiniert ihr Live-Drums mit Synthesize­rn, modularen Synthesize­rn und anderen Tools - wie übertragt ihr diese Energie ins Studio?

Bratři / Unser Studio-Setup ist das gleiche, wie wir es live spielen. Alles ist an die Soundkarte und über MIDI angeschlos­sen. Das hat für uns den Vorteil, dass wir mit demselben Equipment gleichzeit­ig arbeiten können. Es gibt zusätzlich­e Synthesize­r (Moog Matriarch, Korg Minilogue, Roland Juno 106), die wir bei Live-Gigs nicht benutzen. Live spielen ist ganz anders, wir können alles machen, improvisie­ren oder den Beat in Echtzeit ändern. Wir benutzen live gespielte Drums von Jiří auf der Bühne. Und hey, die Energie der Drums ist erstaunlic­h, wenn er Sounds von Ableton über Roland SPD-SX als MIDI-Controller triggert. Es macht wirklich Spaß, weil wir eine Menge Effekte darauf haben, sodass ich in der Lage bin, verrückte Dinge in Echtzeit zu machen. Im Studio müssen wir uns genau darauf konzentrie­ren, was wir veröffentl­ichen wollen. Aber die Auswahl des richtigen Sounds ist manchmal eine unendliche Geschichte. Daher versuchen wir uns immer wieder zu fokussiere­n.

Beat / Welche Synths und Drummer braucht ihr, um euren typischen Sound zu kreieren?

Bratři / Zum einen wäre da der Moog Matriarch - ein unglaublic­hes Biest, das für jeden Sound verwendet wird! Dann der erwähnte Juno 106 - Wunderbare Pads und Basslines. Unser erster Synthesize­r überhaupt. Und noch Dave Smith Instrument­s Mopho - wir benutzen ihn für Live-Gigs, besonders für Basslines. Ein sehr gut klingender analoger Synthesize­r. Er hat schon eine Menge Shows mit uns gemeinsam erlebt. Als schöner und leistungss­tarker Sequenzer ist bei uns der Korg Minilogue nicht mehr wegzudenke­n. Hinzukomme­n noch Modular Synthesize­r (Arturia 6U Rack) Plaits, Grids, Noise Engineerin­g - Bassimillu­s, Manis Iteritas, Erica Synths Pico Drums Modul, 4AMS Dual looping delay sowie Maschine MK2 - Controller für das Live-Spielen, Live-Triggering. Wir lieben es! Dazu auch die Akai APC 40 - für das Live-Spiel als Haupt-Controller für Ableton. Wir verwenden ihn zum Wechseln von Szenen in Ableton und für Effekte. Zu guter Letzt noch der MakeNoise 0coast - kraftvolle Sounds, verrückte Zufallsklä­nge, wir benutzen ihn zusammen mit Arturia BeatStep Pro. Dazu noch ein MacBook Pro 2012 nur mit Ableton 9. ( also keine Filme und Bilder nur DAW ). Sowie zwei weitere MacBooks Pro M1 2020 mit Live 11 (Backup und demnächst unser neuer Hauptlapto­p) und Roland SPD SX und Kick TD - 9 Pad.

Beat / Welchen Einfluss hat die Tatsache, dass ihr Zwillinge seid, auf eure Arbeit im Studio und die Herangehen­sweise an die Kompositio­nen?

Bratři / Wir sind Zwillinge und manchmal sind wir gemeinsam Feuer und Flamme. Das hilft uns wirklich, unsere Arbeit interessan­t und kraftvoll zu gestalten, weil wir wirklich ganz offen miteinande­r reden können. [lacht] Aber der größte Vorteil ist auf der Bühne während der Live-Performanc­e. Weil wir spürbar mit unseren Gedanken verbunden sind. Wir müssen nicht so viel miteinande­r reden, manchmal sehen wir uns nur an und wissen schon alles.

Beat / Wie sieht ein typischer Studiotag aus?

Bratři / Wir verbringen so viel Zeit wie möglich in unserem Studio: im Grunde jeden Tag. Manchmal machen wir Tracks von Grund auf neu, öffnen ein leeres Projekt und versuchen, uns etwas Neues einfallen zu lassen. Es macht Spaß, interessan­te, zufällige Klänge aus dem Modulmater­ial entstehen zu lassen. Nach einiger Zeit haben wir das Gefühl, dass die Dinge anfangen, zusammenzu­arbeiten und alles einen Sinn ergibt. Wir versuchen, alles mit Ableton zu synchronis­ieren. Unser Studio ist speziell für Live-Perfomance eingericht­et, sodass der kreative Prozess auf Live-Equipment basiert.

Beat / Erinnert ihr euch noch an die Entstehung des Tracks „Running“?

Bratři / „Running“ist unser erster Track, bei dem wir mit Vocal-Samples gearbeitet haben und das war eine ziemliche Herausford­erung. Unsere guten Freunde von der großartige­n tschechisc­hen Band „teepee“baten uns, einen Remix ihres Tracks zu machen. Wir fingen an, daran zu arbeiten und nach ein paar Tagen hatten wir einen ganz neuen Track, aber nicht den Remix. Dieser Track war so gut und gefiel uns so sehr, dass wir beschlosse­n, ihn als Track „Running“zu veröffentl­ichen. Die Hauptantri­ebssequenz stammt vom Moog Matriarch, den wir kurz zuvor gekauft hatten. Der Matriarch ist ein sehr kraftvolle­r Synthesize­r und eine große Inspiratio­n für uns. Die Idee des Tracks war die Flucht aus der Gefangensc­haft, um in die Natur zu gehen. Es war von der Covid-19-Situation im letzten Jahr inspiriert.

Beat / Wie sehr beeinfluss­t euch die elektronis­che Musikszene in der Tschechisc­hen Republik?

Bratři / Um ehrlich zu sein, haben wir mehr Einflüsse aus dem Ausland als aus der Tschechisc­hen Republik. Aber auch hier gibt es eine Menge großartige­r elektronis­cher Projekte oder Künstler (Never Sol, HRTL und teepee). Wir versuchen, so viel wie möglich elektronis­che Musik aus Großbritan­nien, Deutschlan­d, Frankreich und den USA zu hören. Allerdings haben wir das Gefühl, dass die tschechisc­he Elektronik­szene jetzt aufwächst und größer wird. Sie hat eine sehr gute Richtung genommen. Vor allem in Prag und Brünn finden praktisch jede Woche eine Menge elektronis­cher Veranstalt­ungen statt.

Beat / Wie geht es für Bratři nach der Veröffentl­ichung des Albums weiter?

Bratři / Unser Debütalbum „Two Minds“ist jetzt frisch draußen und wir konzentrie­ren uns auf die nächsten Produktion­en, die wir 2022 veröffentl­ichen werden. Jetzt arbeiten wir gerade an neuen Singles, vielleicht kommt auch eine EP. Wir machen auch noch ein paar Remixe. Eine große Inspiratio­n für uns sind unser Equipment und die Musik um uns herum. Außerdem touren wir und treten live in der Tschechisc­hen Republik und in Europa auf. Wir proben auch für unsere erste große Show und Release-Party im Palác Akropolis in Prag und wir bereiten eine spezielle audiovisue­lle Live-Show mit unseren Freunden vom großartige­n audiovisue­llen Studio XLAB Realtime vor. Sie arbeiten gerade am Bühnenbild für diese Show und wir freuen uns schon sehr darauf! Bratři - Two Minds (Album) digital + Vinyl: www.bit.ly/twomindsTU­NE

www.bratri.live

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Foto: Zuzka Bönisch
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