Nachgefragt:
Nachgefragt: Christian Henson, Migründer von Spitfire Audio.
Beat / Wie entstand die Idee zu Albion Solstice?
Christian / Ich bin ein großer Fan von Folk-Horror. Damit wurde ich schon sehr früh konfrontiert, weil mein Vater die Hauptrolle in „Witchfinder General“spielte, der als Klassiker dieses Genres gilt. Als ich dann nach Edinburgh gezogen bin, habe ich so viele Talente im Bereich der Folk Music und der traditionellen Musik kennengelernt. Also dachte ich mir: Wäre es nicht cool, Folk-Instrumente zu nehmen und im Geiste der Albion-Serie zu versuchen, mit dem Hintergrund der Folk-Kulturen ein cinematisches Soundset zu kreieren? Solstice fügt sich sehr gut in die Albion-Reihe ein, denn die Library beinhaltet die Vororchestrierung wirklich interessanter Ensembles auf eine Weise, die noch nie zuvor gesampelt wurde. Und wie bei allen Albions könnte man, wenn man nur diesen Teil kauft, eine ganze Partitur daraus machen, denn er enthält nicht nur das „Orchester“, sondern auch Percussion, Loops und einige stimmungsvolle Synth-Sounds!
Beat / Kannst du uns ein bisschen über die vielfältige Instrumentenauswahl von Albion Solstice erzählen?
Christian / Da keines der Ensembles auf irgendeiner Tradition basiert, sondern es eher eine kuratierte Auswahl von Instrumenten ist, die gut zusammenpassen, haben wir beschlossen, den Ensembles Bandnamen zu geben. Das war ein großer Spaß. Aber vordergründig gibt es zwei Streichergruppen, eine 8- und eine 6-köpfige. Die 8er-Gruppe ist ein klassischer Streichersatz, und die 6er besteht aus Geigen und Spielern, die verschiedene Folk-Disziplinen praktizieren. Dann hatten wir eine Auswahl an Akkordeons, Bassmundharmonikas, Harmoniums, die zusammen mit Harfen, Clarsachs und Nickelharpas spielen. Außerdem gibt es eine Gruppe von Mandolinen und Ukulelen, ein Trio von E-Gitarren, einige erstaunliche gestimmte Percussioninstrumente, einige Pfeifen und Flöten und einen Frauenchor gallischer und keltischer Sänger. Schließlich gibt es noch eine großartige Percussion-Sektion mit einem Schlagzeug, einer Bodhran und gemischter Percussion.
Beat / Wie sind die spannenden Sounds des Cassette Orchestra entstanden?
Christian / Ich liebe einfach Sachen, die kaputt klingen. Es gibt allem eine schmerzend düstere und willkommene depressive Natur. Fast verzweifelt. Für mich gibt es nichts Besseres, als einen Haufen makelloser Aufnahmen zu nehmen, die man über mehrere Monate hinweg mühsam gemacht hat, und sie völlig zu zerstören. Wir haben etwa acht Signalwege eingerichtet: Shallow-Water-Pedale, meine Chorus-Tape-Delays, zwei Portastudios (mit stark abgenutzten Bändern,), eine Reihe von Chase-Bliss-Pedalen, einige modulare Bearbeitungen und mein Favorit, eine Reihe von ZVex-Pedalen. Wir haben dann einfach die gesamte Solstice-Library durchlaufen lassen und wenn wir etwas Schönes hörten, sagten wir: „Behalte das!“Wir haben wahrscheinlich etwa drei Monate damit verbracht. Es war eine besondere Zeit, in der wir die Bänder aufbauten und dann im Garten vor meinem Schuppen saßen, mit laufenden Timern, um aufzuspringen und die Bandmaschinen zurückzuspulen!
Beat / Welche sind für dich die aufregendsten Features von Albion Solstice?
Christian / Besonders schätze ich, dass ich mit der Library in der Lage bin, etwas sehr Einzigartiges und Originelles zu schaffen, ohne mir dafür neue Skills als Komponist aneignen zu müssen. Ich habe mir jeden einzelnen Sound in dieser Bibliothek angesehen, um sicherzugehen, dass sie einfach zu benutzen sind und mich inspirieren. Denn ich weiß, dass, wenn es gut genug für mich ist, ist es auch gut genug für andere (lacht). Ich denke, das Interessanteste an der Library sind die Streicher. Wir haben sie alle mit Clip-On-Mikrofonen aufgenommen, und das ergibt einen unglaublich intensiven Sound, den Björk glaube ich als Erste ausprobiert hat. Aber abgesehen davon ist das Cassette Orchestra ein absolutes Unikat und bietet einfach unendlich viel Inspiration. Das ist es, was mich und Sample-Librarys ausmacht: Wir kennen den Wert von etwas, das so großartig klingt, dass einem Musik aus den Fingern fließt, die man noch nie zuvor gehört hat. Darin liegt das Gold, nicht in den Sounds selbst, sondern in dem, was die Sounds mit den Menschen machen, die sie benutzen!
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