Beat

Entdeckt: The Kii

- von Tobias Fischer www.thekii.art

The Kii haben gerade eine der feinsten deutschen Trap-EPs veröffentl­icht. Auf “PIUPIUPIU” tummeln sich herausrage­nde deutschen und internatio­nalen Nachwuchs-MCs. Aber das, was diese Musik ausmacht, sind immer noch die Beats – die so heiß sind, dass den beiden zu Anfang der Laptop durchschmo­rte.

Jan Lilienthal und Michael Nowatzky sind The Kii und haben gerade eine der feinsten deutschen Trap-EPs veröffentl­icht. Auf “PIUPIUPIU” tummeln sich herausrage­nde deutschen und internatio­nalen Nachwuchs-MCs. Aber das, was diese Musik ausmacht, sind immer noch die Beats – die so heiß sind, dass den beiden zu Anfang der Laptop durchschmo­rte.

Beat / Ihr habt euren Stil über viele Jahre verfeinert, wart zwischenze­itlich auch mal eine Zeit in Chicago, um Jazz, Soul und Gospel vor Ort zu erleben. Wie sah euer erstes Studio aus?

The Kii / Unser erstes Studio war ein einfaches Homestudio aus Laptop, Interface und 2 kleinen Boxen in Jans WG. Am Anfang mussten wir unseren Laptop bei größeren Projekten mit Kühlpacks kühlen, um die Songs fertig zu bekommen. Gehangen hat‘s trotzdem …

Beat / Gab es Technologi­en, die euren Prozess grundlegen­d verändert haben?

The Kii / Ja, eine Tape Machine zum Beispiel. Dadurch muss man mit der eingespiel­ten Performanc­e arbeiten und kann vieles nicht mehr editieren. Wir benutzen selbstvers­tändlich auch Neueres, aber nur sehr wenig AI-basierte Anwendunge­n, oder Arcade. Definitiv lieben wir auch analoge und warm klingende Instrument­e und sind deswegen immer mehr von Plug-ins zu echten Instrument­en geswitched. Wir spielen auch zu 100% alles selbst ein und sampeln uns lieber selbst. Zurzeit kleben wir viel am Prophet 10, verschiede­nsten Guitar-Pedals und dem Mellotron.

Beat / Wie geht es bei euch mit einem Track los?

The Kii / Das Interessan­teste für uns ist das Unbekannte. Meistens starten wir mit irgendwas, dass uns einen Vibe gibt und bauen darauf auf. Wir planen sehr wenig, weil wir uns dadurch alles offen halten und besondere Sachen entstehen.

Beat / Wie habt ihr den Beat zu eurem aktuellen Track “Picture Me” produziert?

The Kii / Die Basis vom Sample ist alles Mellotron. Danach haben wir 808 und Drums gemacht. Meistens nehmen wir erst eine Basic Clap/Snare und bauen dann die 808 - für uns ist es enorm wichtig, dass der 808-Bounce stimmt. Danach machen wir den Rest der Drums. Eigentlich hatten wir in dem Beat auch einen Part mit echtem Bass und echten Drums, den wir dann aber im Editing des Songs gecuttet haben. Hat abgelenkt.

Beat / In Zweifelsfa­ll also lieber zu wenig als zu viel?

The Kii / Für uns hat ein guter Beat immer eine klare Message und eine eindeutige Energie. Das gilt auch für die Vocals: Es ist wichtig, Platz zu lassen, sonst ist man schnell an einem Punkt, dass es zu voll ist. Vor allem auch, weil Collabs das sind, was uns ausmacht. Andere Perspektiv­en können pures Gold sein.

Beat / Gerade im Hip Hop stellt sich oft die Frage: Einen eigenen Sound kreieren, sich auf die Klassiker beziehen oder aktuelle Trends bedienen. Wie steht ihr dazu?

The Kii /Wir arrangiere­n immer so, dass sich der Song für uns gut anfühlt. Wir versuchen nicht an Spotify oder TikTok zu denken, obwohl das am Ende immer eine Rolle spielt. Songs sind über die letzten 20 Jahre einfach viel kürzer geworden und man muss sich bewusst sein, an was die Leute oder das Zielpublik­um gerade gewohnt ist/sind. Für uns ist es wichtig, einen eigenen Sound zu haben oder ihn zu entwickeln. Schließlic­h stecken wir in unserer eigenen Musik zu 100%, sonst würden wir es nicht machen. Um dahin zu kommen, ist es hilfreich, ein paar von den classic Sounds zu kennen. Wenn man weiß wo die Dinge her kommen, hat man viel mehr Möglichkei­ten, seinen eigenen Sound zu formen. Wir arbeiten aber eher ungern mit Trends, weil sie oft zu schnell vorbei sind. Im Optimalfal­l fährst du deinen eigenen Sound und der wird dann zum Trend. Besser geht‘s nicht!

Im Optimalfal­l fährst du deinen eigenen Sound und der wird dann zum Trend. Besser geht‘s nicht! «

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Sophie Balz
Foto: @goldenoddi­ty / Sophie Balz

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