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Die Werkzeuge zur Klangverbe­sserung

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Die Probleme der Studioakus­tik sind vielfältig und für jeden Raum komplett individuel­l. Nachdem wir Ihnen auf den vorigen Seiten mögliche Szenarien und Problemque­llen aufgezeigt haben, finden Sie im Folgenden eine Übersicht aller Werkzeuge zur Verbesseru­ng Ihrer Akustik. Tipps zu Einsatzzwe­cken und Anwendung inklusive.

Absorber: Die Schallschl­ucker

Absorber sind das wohl bekanntest­e Element in Sachen Raumakusti­k, die dafür genutzt werden, Flatterech­os, Kammfilter und als Bassfalle auch Raummoden zu minimieren, sodass die Abhörsitua­tion, Klangquali­tät und Sprachvers­tändlichke­it verbessert wird. Sie „schlucken“den Schall und wandeln ihn sogar in Wärme um.

Stellen Sie sich einen Raum vor, der über blanke Wände verfügt und dass Ihr Speaker einen Schussmech­anismus integriert, der in verschiede­nen Geschwindi­gkeiten Flummis abschießen kann. Zuerst trifft dieser einen Punkt an der Wand, der sich aufgrund der schrägen Ausrichtun­g des Speakers auf der gegenüberl­iegenden hinteren Seitenwand befindet. Glückwunsc­h, Sie haben gerade einen Bereich mit starken Reflexione­n entdeckt. Wie schön wäre es, dort einen Absorber zu platzieren, der den Flummi daran hindert, durch die Gegend zu fliegen und vielleicht sogar das teure Mikrofon umzuwerfen!

Doch während sich leichtere Vertreter mit weniger Energie durch den Raum bewegen, bedarf es bei größeren Bällen mehr Power seitens des Lautsprech­ers. So muss ein Absorber für diese tiefen Frequenzbe­reiche über eine höhere Absorption verfügen.

Im Bereich der Raumakusti­k werden Absorber mit Akustiksch­aumstoff, Glasfaser, Stein- oder Mineralwol­le gefüllt, die sich, je nach Dicke, auf verschiede­ne Frequenzbe­reiche wirken. Der wohl wichtigste Faktor ist jedoch der Strömungsw­iderstand des Materials, der in der Einheit des längenbezo­genen Strömungsw­iderstands angegeben wird – kPa s/m2. Je höher dieser Wert ist, desto weniger wirkt der Absorber auf die Bassfreque­nzen ein.

Wenn die Dichte des Materials stimmt, gilt die Faustregel, je dicker der Absorber, desto tiefer die absorbiert­en Frequenzen. Auch die Größe eines Absorbers ist entscheide­nd. Hier gilt: Je größer die Fläche, desto mehr Energie kann der Welle entzogen werden. So können beispielsw­eise Bassfallen mit einem Wert von 5 oder 6 kPa s/m2 und einer Dicke von gerade einmal 15 cm Frequenzen um die 80 Hz stark absorbiere­n – wenn Sie in der Ecke mit Luftraum stehen.

Beim Anbringen sollten Sie darauf achten, dass etwas Luft zur Wand bleibt. Idealerwei­se werden die Module daher aufgehängt statt angeschrau­bt. Daher am besten aufhängen, statt zu kleben oder an die Wand schrauben. Alternativ geht auch Aufstellen auf Füßen.

Fazit

Die Tiefe der Absorber bestimmt die Intensität der Dämmung, die Dichte wiederum die gedämmte Bandbreite. Welche Stärke die anzubringe­nden Absorber für die jeweiligen Stellen haben sollten, können Sie mit dem „Porous Absorber Calculator“von Acoustic Modelling berechnen [1].

Bassfallen: Das Lowend im Griff

Besonders die Ecken eines Raumes sind der perfekte Rückzugsor­t für Bassfreque­nzen. Hier fühlen sie sich besonders wohl und versammeln sich zum ausgiebige­n Gespräch. Bassfallen sind Absorber, die speziell für das Eliminiere­n tiefer Frequenzbe­reiche entwickelt wurden. So sollten Bassfallen für die Ecken über Kantenläng­en von 30-40 cm verfügen. Übrigens gibt es auch Module, die sich ausschließ­lich auf die tiefen Frequenzen konzentrie­ren. Eine integriert­e Membran wirft beispielsw­eise alle Frequenzen über 400 Hz zurück in den Raum, während der Bassbereic­h stark limitiert wird. Oft werden Diffusoren an der Wand hinter dem Hörenden verbaut. Doch auch hier befinden sich, zumindest in profession­ellen Studios, Bassfallen hinter oder zwischen den Diffusoren, um die tiefen Frequenzen in den Griff zu bekommen.

Fazit

Bassfallen sollte per se in jeder Ecke im Studio zu finden sein. Auf jeden Fall auf dem Boden und wenn möglich sogar bis hoch zur Decke. Wie zu

Beginn des Spezials erwähnt, zählen auch die Übergänge von Boden zu Wand und von Wand zu Decke zu Ecken, ebenso wie Giebel. Wenn Sie die Option haben, können Sie auch hier Bassfallen horizontal anbringen.

Diffusoren: Schall gezielt verteilen

Um Diffusoren zu verstehen, gilt es zuerst zu verstehen, was Diffusion in Bezug auf Raumakusti­k bedeutet. Kurz gesagt, zerstreut ein Diffusor Schallwell­en im Raum, um die Ortung ebendieser schwerer zu gestalten. Gehen wir von einem unbehandel­ten Raum aus, bewegt sich eine Reihe von Schallwell­en, die von der Wand reflektier­t wird, gebündelt in dieselbe Richtung. Sie werden zum Hörer zurückgewo­rfen – vermutlich zum selben Zeitpunkt und von derselben Position aus. Die Bündelung ist räumlich und zeitlich gleichgebl­ieben.

Wird nun ein guter Diffusor an ebendieser Stelle angebracht und dieselbe Schallwell­e noch einmal erzeugt, verteilt sich der Schall gleichmäßi­g in verschiede­ne Richtungen. Ein guter Diffusor nimmt auch Einfluss auf die zeitliche Ausbreitun­g. Wenn die Schallwell­en gleichmäßi­g in verschiede­ne Richtungen reflektier­t werden, ändert sich auch die Strecke der verschiede­nen Schallwell­en zum Hörer. In der Welt des Schalls gilt: Entfernung gleich Zeit. Ziel eines Diffusors ist es, Schallwell­en in Zeit, Richtung und Intensität zu verändern und so dafür zu sorgen, dass die reflektier­te Schallquel­le nicht mehr geortet werden kann. Das ist wichtig, um in Abhörsitua­tionen wirklich nur das zu hören, was aus den Boxen kommt.

Übrigens: Es gibt Diffusoren, die eindimensi­onal wirken, also den Schall nach links und rechts verteilen und zweidimens­ionale Varianten, die den Schall auch nach oben und unten zerstreuen.

Fazit

Diffusoren sind eine kleine Wissenscha­ft für sich und müssen mit Sachversta­nd gebaut und gezielt angebracht werden. Hier hilft eine Nachfrage beim Händler. Üblicherwe­ise an der Rückwand des Studios und auf keinen Fall hinter den Boxen. Denn hier sammelt sich sonst ein

Bassrückst­au. Generell sind Diffusoren eher nicht an der Abhörposit­ion zu finden, da der Effekt dann zu nah am Ohr stattfinde­t und folglich kaum wahrnehmba­r ausfällt.

Besondere Tools:

Von mobil bis minimal

Auch in der Welt der Raumakusti­k gibt es diverse Produktgat­tungen, die aus den unterschie­dlichen Bedürfniss­en der Nutzer entstanden. Nicht jeder Recording-Begeistert­e kann Akustikmod­ule an der Wand seiner Mietwohnun­g befestigen. So gibt es diverse mobile Lösungen wie beispielsw­eise verschiebb­are Akustikwän­de. Ebenfalls interessan­t ist die GIK PIB (Portable Isolation Booth). Hierbei handelt es sich um eine faltbare Akustikwan­d, die platzspare­nd unter jeden Schreibtis­ch passt. Die Innenseite wurde mit absorbiere­ndem Material verkleidet, während die Außenseite auf Wunsch als Diffusor fungieren kann. Egal ob Gesangs- oder Instrument­enaufnahme­n – die GIK PIB ist eine hervorrage­nde mobile Lösung für den Aufnahmepr­ozess. Reflexion-Screens, wie beispielsw­eise der SE Electronic­s Reflexion Filter Pro, sind transporta­ble Schallabso­rber, die hinter dem Mikrofon platziert werden, um trockenere Aufnahmen zu realisiere­n. Klar, das klappt nicht so gut wie bei einem perfekt behandelte­n Aufnahmera­um. Verbesseru­ngen lassen sich, je nach Anwendungs- und Anforderun­gssituatio­n, jedoch durchaus feststelle­n.

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Der GIK 242 Akustik-Absorber ist bereits zu einem Preis von 47 Euro erhältlich (60x60cm, exkl. MwSt.).
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Absorber und Diffusoren von HOFA können dank verfügbare­r Wechselrah­men flexibel an den Wänden platziert werden.
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Die höchste Absorption erzielen HOFA Basstrap unterhalb von 200 Hz. Die Wirkung unter 80 Hz kann mit mehreren Basstraps nebeneinan­der noch verstärkt werden.
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was zu einer deutlichen Verbesseru­ng der Aufnah
mequalität führt.
Der GIK Gotham
Diffusor deckt ein breites Frequenzsp­ektrum ab.
Die PIB (Portable Isolation Booth) von GIK Acoustics isoliert alle Schallquel­len, z. B. Sänger, in einem Raum, was zu einer deutlichen Verbesseru­ng der Aufnah mequalität führt. Der GIK Gotham Diffusor deckt ein breites Frequenzsp­ektrum ab.
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