Solardo – Todays News
Mit „Todays News“hat das britische DJ- und Producer-Duo Solardo einen waschechten Underground-Hit am Start. Ihr Rezept: Man nehme ein virales Interview-Video, stelle dessen Pointe als Drop Vocals in den Vordergrund und gebe oberfette Tech House-Beats hinzu.
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Kreativer Hinhörer dieses Tracks sind kleine Ausschnitte eines in einer Lotterieannahmestelle geführten Interviews des US-amerikanischen Fernsehsenders Fox, das zum viralen Youtube-Lacher wurde. Den lustigen Inhalt des Interviews lassen Solardo bereits im Mix-Intro anklingen, indem sie mit einem abgedrehten Synth-Loop beginnen. Zunächst von einer House-Hi-Hat und einer Clap begleitet, filtern sie besagten Loop über die ersten acht Takte zwecks Mixing-Unterstützung für DJs langsam hoch. Zudem sind bereits vereinzelte, rhythmisch geschickt platzierte Vocal-Shots mit von der Partie, die für coole Zwischen-Kicks sorgen. Ab Beginn der folgenden acht Takte setzt dann die Bassdrum ein – zuzüglich antreibender 16tel-Closed Hi-Hats. Einen Vorgeschmack auf den später folgenden Break-Part mit Interview-Vocals – nicht nur aus oben genanntem Fox-Newsvideo – gibt es dann am Ende des Achterabschnitts mit der auftaktigen Phrase des männlichen Interview-Partners „.. a bunch of hookers and cocaine“. (sic!) Sie leitet in den nächsten Abschnitt über und wird auch später im Track immer wieder zu diesem Zweck eingesetzt. Mit dieser „Foreshadowing“genannten Kompositionstechnik wird den Hörern bereits früh das Hauptthema kenntlich gemacht, was Aufmerksamkeit erregen und die Neugier der Zuhörer wecken soll.
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Es folgt ein mit 16 Takten ebenso langer, zweiter Teil des Mix-Intros, der zum ersten Drop hinführt. Percussion-seitig wird nun noch mehr Gas im Sinne einer „progressiven Spannungssteigerung“gegeben, indem die anfangs kurze Offbeat-House-Hi-Hat durch eine längere ersetzt wird. Zudem wird noch ein gleich schneller Shaker-Loop unter die 16tel-Hi-Hats gelegt. Beides feuert den Groove nochmals weiter an, wobei insbesondere die Shaker für noch mehr Klangfülle sorgen. Vocal-seitig ist hingegen für die ersten vier Takte erst einmal nichts zu hören. Dann aber werden immer wieder kurze, unidentifizierbare Vocal-Phrasen eingeblendet, bis am Ende von Intro-Hälfte Zwei bereits etwas mehr rund um die zuvor vorgestellte Auftakt-Phrase erklingt. Dort stellt – als zusätzlicher Hinhörer – die Reporterin die Frage, was ihr Interview-Partner denn mit dem ganzen Geld tun würde, wenn er es gewänne. Die bereits als Running-Gag etablierte Auftakt-Phrase lässt nun als aberwitzige Antwort umso mehr schmunzeln und der nachfolgende Drop knallt im Anschluss umso besser.
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Für den Drop haben Solardo etwas Besonderes parat. Nun erklingt zu den kompletten Beats aus Intro-Hälfte Nummero zwei nicht nur eine Tech House-typisch rollende Bassline. Zudem ist auch der Intro-Synth-Loop verschwunden und wird durch einen wohlbekannten, klassischen Sample-Loop abgelöst. Die Rede ist von keinem geringeren, als dem House-Klassiker DHS – „The House Of God“von 1990. In Kombination mit den restlichen Tech House-Elementen kickt das Ganze einfach nur hervorragend und überrascht die Crowd auf der Tanzfläche aufs Beste. Zwecks weiterer Abwechslung wird in den letzten beiden der ersten acht Takte eine weitere Interview-Phrase eingeführt, die inhaltlich zu den bereits vorgestellten Phrasen passt, neu eingeführt. Am Ende der darauffolgenden acht Takte erklingt dann abermals die Pre-Drop-Auftakt-Phrase.
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Damit der Drop nicht zu langatmig wird, setzt nach nunmehr 16 Takten der DHS-Loop aus. Stattdessen kommen zwecks Abwechslung ein synthetisches Offbeat Ride-Becken sowie ein in Vierteln Delay-artig geloopter Sirenen-Sound hinzu, dessen Impulse entsprechend rasch verklingen. Nach acht Takten ertönt, ebenso Delay-mäßig rasch verklingend ein kurzer Rausch-Hi-Hat-Loop, der abermals für kurze Auflockerung sorgt.
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Als kurzes Extra-Schmankerl zur Überleitung in den ersten Break-Part lassen Solardo an dieser Stelle noch einmal einen Takt DHS-Loop erklingen. Untermalt wird dieser von der bereits am Ende der ersten acht Drop-Takte eingeführten Interview-Phrase „That´s probably not the answer that we´re looking for“.
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Nach einem zum ersten identischen, zweiten Drop verzichtet der zweite, ebenfalls 16-taktige Break zwecks Abwechslungsreichtum auf durchlaufenden Interview-Text. Stattdessen bedient er sich in den ersten acht Takten ähnlich zum Mix-Intro verschiedener, kurzer Vocal-Schnipsel. Wiedererkennungswert: In der zweiten Hälfte folgt dann – dazwischen von unidentifizierbaren Sprach-Fetzen gefüllt – zweimal die mittlerweile wohlbekannte Finalfrage aus dem Fox-Interview, worauf nach dem zweiten Mal erneut die bewährte Pre-Drop-Phrase in einen dritten, diesmal leicht variierten Drop führt.
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Storytelling als Songwriting-Basis: Nun folgt der erste, 16-taktige Break-Part, in dem Solardo zum erneut ertönenden Synth-Loop aus dem Mix-Intro zunächst nicht etwa den kompletten Vorlauf des Fox-Interviews erklingen lassen. Da dieser nämlich im Gegensatz zu unserer wohletablierten Auftakt-Aussage „... bunch of hookers and cocaine“keinen durchgehenden Hinhörer-Effekt besitzt, wurde kurzerhand passendes Material aus einem zweiten Interview eingebaut – und zwar mit einem männlichen Überfallopfer(!). Auch an dieser Stelle handelt es sich um eine Reporterin, die eine männliche Person befragt, wobei beide Stimmen denen im Fox-Bericht stark ähneln. Die darin final gestellte Frage, ob er denn wisse, wer ihn überfallen habe und warum diese Person das getan habe, passt hervorragend zu oben genannter Auftakt-Antwort, die schließlich wieder in den nächsten Drop einleitet.