Test: TASCAM Tape Collection
Den Tonbandgeräten von TEAC/TASCAM werden magische Klangeigenschaften nachgesagt und in der Tat haben sie den Sound einiger Klassiker der Musikgeschichte geprägt. Gelingt es den Emulationen von IK Multimedia, diese Magie einzufangen?
Mit seinen Bandmaschinen hat TEAC/Tascam seit Mitte der 1950er-Jahre unzählige professionelle und Home-Studios auf der ganzen Welt erobert. Das Bundle integriert vier virtuelle Tonbandgeräte, die nach Vorbildern von TEAC und TASCAM modelliert wurden. Diese lassen sich wahlweise innerhalb von T-RackS CS oder als individuelle Plug-ins nutzen. Durch diese Umsetzung genießt die TASCAM Tape Collection alle Vorzüge der beliebten Mix-/Mastering-Lösung T-RackS, wie Oversampling, eine skalierbare Bedienoberfläche, eine durchdachte Preset-Verwaltung, Undo/Redo sowie eine Vergleichsfunktion mit vier Slots. Die vier Maschinen, die von TASCAM/TEAC ausgewählt wurden, wurden vor der Modellierung zunächst komplett restauriert. Dann wurde jede Baugruppe analysiert und aufwendig nachgebildet, um das Zusammenspiel aller Bauteile nachzuempfinden. In Kombination mit einer dynamischen Convolution-Engine werden der Sound und das Klangverhalten der Tonbandgeräte simuliert.
Vintage-Sound ganz ohne Bandsalat
In puncto Optik und Ausstattung erinnern die Signalprozessoren an die Tape Machine Collection des italienischen Herstellers. Die Einstellmöglichkeiten sind bei allen Modellen identisch: Zunächst einmal kannst du zwischen vier Bändern mit eigener Klangcharakteristik wählen, nur TASCAM Porta One kommt mit zwei Modi aus. Unser Favorit ist die Betriebsart Formula GP9, die dem Signal einen kraftvollen Sound mit ausgeprägter Bassbetonung spendiert – perfekt für Drums. Bei den beiden TEAC-Modellen lässt sich zudem zwischen zwei Bandgeschwindigkeiten umschalten. Den deutlichsten Effekt liefern langsamere Geschwindigkeiten, die wärmer und gesättigter klingen, während höhere einen klareren Sound aufweisen.
Ist die Input-Option aktiv, wird das Signal nur durch die beiden Verstärker gefärbt, was je nach dem Modell drastischer ausfällt. Ein tolles Detail: Es werden auch die subtilen klanglichen Unterschiede der beiden Stereokanäle der Bandmaschinen simuliert. Diese kleinen Variationen von Pegel, Frequenzgang und Übersteuerung sorgen für einen sehr lebendigen, plastischen Sound. Auch die Vormagnetisierung bei der Aufnahme (Bias) sowie die Gleichlaufschwankungen werden simuliert. Der Bias-Wert lässt sich feinfühlig einstellen, höhere Werte erzeugen eine angenehme Sättigung und so einen wärmeren und dichteren Klang. Alle vier Modelle integrieren Equalizer, um den Sound weiter zu formen.
Klangliche Unterschiede und Eigenheiten
Viele von uns kennen es sicher noch, das vierkanalige Mini-Studio TASCAM Porta One, das in den 80er- und 90er-Jahren in vielen Heimstudios oder Proberäumen zu finden war. In der Betriebsart „Type I“prägt es Signalen einen dumpfen Lo-FiSound auf, was besonders auf Drums cool klingen kann. Dreht man den Bias-Regler auf, erhalten Drums eine kernige Sättigung. „Type II“besitzt hingegen einen klareren, aber dennoch warmen Sound. Die Nachbildung des TEAC A-6100 MKII Mastering-Recorder ist ein ausgezeichnetes Werkzeug, um Gruppenspuren und kompletten Mixen auf dezente Weise zu mehr Wärme und einer musikalischen Klangfärbung zu verhelfen. Nicht zuletzt dank des dreibandigen parametrischen EQs lädt TASCAM 388 zu kreativen Experimenten sein. Eine interessante klangliche Alternative ist das Modell
TEAC A-3340S, das mit seinem ausgewogenen Charakter gut für die Summenbearbeitung geeignet ist.
Fazit
Wie die Tape Machine Collection von IK Multimedia punktet auch dieses Bundle mit einem schicken Design und einem exzellenten, authentischen Klang, der als sehr organisch bezeichnet werden kann. Die Plug-ins der TASCAM Tape Collection können einzelnen Instrumenten zu mehr Wärme, Charakter und auch Dichte verhelfen. Aufgrund des recht hohen Ressourcenbedarfs wird man sie allerdings eher nutzen, um mehrere Spuren zu einer Einheit zusammenzuschweißen oder um Gruppen oder kompletten Mixen ein „analoges Feeling“zu verleihen und auf musikalische Weise zu komprimieren. Natürlich lassen sich die Plug-ins auch für das Sounddesign nutzen, z. B. für verzerrte 808-Kicks, Overdrive-Effekte für E-Gitarre und Synth-Sounds oder einen Lo-FiAnstrich für Drums. Nicht nur aufgrund des Preisvorteils gegenüber einem Einzelkauf lohnt es sich, in das Bundle zu investieren: Wie ihre analogen Vorbilder haben die virtuellen Bandmaschinen ihre individuellen Stärken, sodass sie einander hervorragend ergänzen.