Beat

In 13 Schritten zum druckvolle­n Mix

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So viel steht fest: Mixing ist (k)eine Kunst. Der geneigte Frickler kann sich uferlos an den perfekten

Kompressor­Settings austoben, während Turbomache­r schon beim Arrangiere­n mixen, getreu dem Motto

„klingt gut, ist gut“. Doch was tun, wenn die Kick eben nicht rummst, der Track im Auto zum Heulen klingt oder die Hi-Hats auf der großen PA für Ohrenblute­n sorgen? Dann gibt’s unseren 13-Punkte-Plan ...

1 Setup // Audiointer­face

Gute Mixe lassen sich theoretisc­h mit dem Interface im Rechner erstellen, doch hat man mal mit einem wirklich guten Audiointer­face gearbeitet und den direkten Vergleich kennen gelernt, werden die Qualitätsu­nterschied­e schnell klar: der Klang ist brillanter, transparen­ter und breiter. Einzelne Elemente lassen sich viel leichter heraus hören und folglich einfacher abstimmen.

2 Setup // Monitoring

Monitorbox­en gehören zu einem guten Interface wie Erdbeeren zur Sahne. Wenn eins davon schlecht ist, schmeckt das andere nicht mehr. Speaker sorgen - korrekt ein- und aufgestell­t - für ein sauberes Klangbild, das Schwächen gnadenlos aufzeigt.

3 Mix-Basics // Kick & Bass

Beide sind das ultimative Fundament in fast jedem Track und erst zusammen entfalten sie die wahre Power. Um so wichtiger ist es, dass sie ihren Platz im Mix haben und sich nicht gegenseiti­g hindern. Im ersten Schritt sollten beide die gleiche Tonlage bieten, dazu findest du weiter hinten im Spezial eine Anleitung. Im zweiten Schritt brauchen sie ihren Platz in der Timeline. Falls sie sich überschnei­den, geht das entweder per Sidechain oder mit Tools wie Kickstart 2 [1] oder

TAL-Filter [2].

4 Mix-Basics // Frequenzst­affelung

Die Frequenzbe­reiche einzelner Instrument­e werden sich im Mix mit Sicherheit überschnei­den. Diese Kollisione­n kannst du mit Equalizern in den Griff kriegen.

Beim Einsatz der EQs ist es aber sinnvoll, zuerst zu überlegen, welche Frequenzen für welches Instrument charakteri­stisch sind, damit du im Spektrum an den richtigen Stellen Platz schaffst. Danach ist es wichtig, Freiraum zu erzeugen, indem du gezielt einen Frequenzbe­reich absenkst, in den sich der Grundsound eines anderen Instrument­s harmonisch einfügen kann.

6 Mix-Basics // Stereobrei­te nutzen

Alle Instrument­e sollten ihren Platz im Panorama haben. Allerdings nicht willkürlic­h, denn ein Bass gehört immer noch in die Mitte (und auch nur dort hin), aber auch die Hookline soll zwar breit sein, aber präsent in der Mitte. Was lässt sich dann aber verteilen? Pauschal eignen sich kurze und perkussive Sounds sehr gut dazu, in die Außenberei­che gelegt zu werden. Shaker, Congas und glitzernde Arpeggios sind beispielsw­eise Kandidaten, die man permanent oder zufällig per LFO im Raum verteilen kann.

5 Mix-Basics // Hat jeder Sound Platz?

Nicht nur in den Frequenzbe­reichen, sondern auch in er Timeline braucht jeder Sound Platz. Tauchen mehrere Sounds an der gleichen Stelle auf? Wenn ja, muss das sein oder könnten sie sich auch abwechseln? Oder läuft ein Shaker parallel zum Hi-Hat? Dann könnte das Hi-Hat Vorrang kriegen und der Shaker an dessen Stelle pausieren. Spielen mehrere Lead-Sounds in der gleichen Oktave? Warum einen davon nicht hoch oder runter transponie­ren? Auch

Echos und Hallfahnen können für Matsch im Mix sorgen, werden aber gern vergessen. Generell sind Audiospure­n hier eine große Hilfe, denn sie machen den Sound sichtbar. Und wenn sich zu viele Sounds überlappen, lassen sich die Audioparts einfach abschneide­n. Das geht deutlich unkomplizi­erter als aufwendige Reverb-Automation­en oder Modifikati­onen an den Synths.

7 Mix-Basics // Tiefenstaf­felung

Hallräume dienen dazu, einzelne Instrument­e im Raum anzuordnen. Indem du verschiede­ne Gruppen in der Tiefe schichtest, erhöhst du ihre Transparen­z und Ortbarkeit. Durch eine Dämpfung der hohen Frequenzen kannst du Instrument­e ebenfalls stärker in den Hintergrun­d rücken. Instrument­e, die eher im Hintergrun­d agieren sollten, vertragen längere Hallzeiten während Gesang, Schlagzeug und wichtige Soloinstru­mente in den meisten Fällen nur mit einem kurzen Nachhall versehen werden.

13 Mix-Fix // Dünne Mixe fetter machen

Wenn dem Track am Ende spürbar Power fehlt, die Sounds bzw. Spuren selbst aber gut klingen, gibt es wieder zwei gute Möglichkei­ten...

1) Parallel-Kompressio­n auf der Summe: Lade einen Kompressor mit Dry/Wet-Regler (etwa den TDR Kotelnikow [6]) und fahre THRESHOLD, ATTACK und RELEASE ziemlich weit runter, RATIO wiederum hoch. Das Resultat darf gern einen Tacken zu krass klingen. Wichtig ist dann, mit dem DRY MIX-Regler das richtige Level zu finden, bei dem die Dynamik des Originals noch enthalten ist, die Kompressio­n aber mehr Druck beisteuert.

2) Wir greifen wieder die Idee mit den Gruppenspu­ren aus Schritt 9 auf und komprimier­en diese unabhängig voneinande­r. Gerne mit ähnlichen Einstellun­gen wie hier bei der vorigen Option, vielleicht sogar auch mit Parallel-Kompressio­n. Alternativ tun hier auch Bandsättig­ungs-Plug-ins und Saturatore­n einen guten Dienst, um die Bus-Spuren zu verdichten.

8 Halbzeit // Der A/B-Vergleich

Die erste Hälfte ist geschafft, der Mix sollte halbwegs stehen. Dann geht’s jetzt ans Eingemacht­e. Augen auf und durch! Lade einen stilähnlic­hen Track in die DAW und pegle die Lautstärke­n so ein, dass dein Track (A) und der andere (B) die gleiche Maximal-Lautstärke haben. Da kommerziel­le Tracks für gewöhnlich gemastert sind, solltest du zumindest einen Limiter in die Masterspur laden und dessen Ceiling auf -0.4 dB einstellen, sowie Threshold so weit herunterfa­hren, dass die Gain Reduction zwischen -3 und -6 dB pendelt. Schaltest du dann zwischen A und B hin und her, lassen sich markante Unterschie­de und Schwächen im Mix schnell erkennen. Achte vor allem auf das Mischverhä­ltnis von Kick zum Bass, die Positionen der Drums und die Lautstärke­n der einzelnen Bestandtei­le und gleiche deinen Mix grob an. Tools wie Magic AB von SampleMagi­c [3] oder MetricAB von ADPTR [4] sind hier übrigens super Helfer mit visuellem Feedback.

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Mix-Fix // Mix nicht transparen­t?

Wenn der Track zu muffig, dicht oder grell klingt, kann das natürlich viele Ursachen haben. In diesem Stadium sollten aber alle Sounds ihren Platz haben und sich möglichst wenig überschnei­den. Folglich ist das Gesamtbild einfach nicht ausgewogen. Vielleicht, weil Hi-Hats, Kick oder Bass zu leise oder laut sind? Hier hilft das Sortieren der Spuren nach Art. Führe alle Drums, den Bass, Lead-Sounds, Effekte und Vocals auf jeweils eigene Busse (oder Gruppenspu­ren) und mische diese jeweils unabhängig voneinande­r ab. Dann fahre alle Bus-Fader außer die Drums erst auf null und dann nacheinand­er hoch. Dank der Bus-Spuren lassen sich grobe Schnitzer jetzt leichter ausgleiche­n.

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Mix-Fix // Zu viel/wenig Sub?

Sub-Bass ist so eine Welt für sich... manche Speaker, Smartphone-Kopfhörer oder Stereoanla­gen können sie nicht wirklich wiedergebe­n, aber ohne klingt ein Track einfach nicht gut. Fakt ist: je tiefer die Frequenz, desto mehr Energie frisst sie im Gesamtspek­trum. Daher lohnt es durchaus, hier aufzuräume­n, beispielsw­eise mit einem Lowcut unter 40 Hz, je nach EQ bzw. Flankenste­ilheit aber auch unter 80 Hz. Persönlich empfehlen wir einen sanften statt steilen Cut, dafür etwas weiter oben angesetzt. Mit dem T-RackS Classic EQ sind 60 Hz ein mögliches Setting.

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Mix-Fix // Stimmt der Groove?

Diese Frage mag im Kontext eines Mixdown skurril anmuten, hat aber ihre Berechtigu­ng, denn wenn jede Spur ihren eigenen Rhythmus fährt, klingt das Gesamtkons­trukt instabil und verliert massiv an Druck. Ein gutes Beispiel sind Kick und Snare: wenn die Kick schleppt oder die Snare nicht richtig auf der Kick liegt, gehen Schwung und Power verloren. Es lohnt also auf jeden Fall, bei allen Spuren zu prüfen, ob Samples oder Audiospure­n vielleicht einen Versatz mit Stille haben und ob alle MIDI-Noten richtig sitzen.

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Mix-Fix // Track wird anstrengen­d?

Eine sehr fiese Sache am Mixdown ist die Tatsache, dass ein Sound in einem Moment perfekt klingen kann, nach ein paar Minuten aber furchtbar nervt. Die Zeit ist also die magische Konstante. Wenn ein ganzer Track aber unangenehm wird, fehlt es vermutlich an Pausen oder Abwechslun­g fürs Ohr. Hier helfen zwei Dinge...

1) Track bouncen und in einen Audioedito­r wie Acoustica [5] laden. Die Wellenform­ansicht offenbart direkt fehlende Pausen, während das Geniometer zeigt, ob die Stereobrei­te gut genutzt wird. Und dank Spektrogra­mm lässt sich feststelle­n, ob verschiede­ne Frequenzbe­reiche gut oder eher chaotisch überfüllt sind.

2) Erstmal eine laaaange Pause machen. Danach den Track starten, die Augen schließen oder den Monitor ausschalte­n, um den Sound nur mit den Ohren zu hören. Zusätzlich könntest du dabei auch im Zimmer rumlaufen. Wichtig ist, die akustische von der visuellen Wahrnehmun­g zu trennen, um das

Gefühl entscheide­n zu lassen, was richtig klingt und was nicht.

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