Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald

Erinnerung­en an Flugzeugab­sturz und gefrorene Kleidung.

Werner Haupt und Fritz Molitor waren mehr als ein halbes Leben lang als Freiwillig­e aktiv. Heute gehören sie der Ehrenabtei­lung der Freiwillig­en Feuerwehr an. Sie erinnern sich an einen Flugzeugab­sturz und „tiefgefror­ene“Kleidung.

- VON STEPHAN SINGER

WERMELSKIR­CHEN Wenn die „alten Recken“der Freiwillig­en Feuerwehr einmal in „Fahrt“sind, hören sie kaum noch mit dem Erzählen auf. Das ist kein Wunder, denn Werner Haupt und Fritz Molitor haben mehr als ein halbes Leben in den Reihen der Sankt-Florians-Jünger verbracht, gehörten zum Löschzug Stadtmitte, der in diesem Jahr sein 150-jähriges Bestehen feiert. Heute zählen Haupt und Molitor zur Ehrenabtei­lung der Feuerwehr, die aus 25 Männern besteht, die alle aus Altersgrün­den aus dem aktiven Dienst ausgeschie­den sind. Werner Haupt (80 Jahre) ist seit stattliche­n

„Unsere Frauen waren stets wichtige Kameraden. Im Einsatzfal­l halfen sie uns schnell in die Einsatzkle­idung“

Werner Haupt und Fritz Molitor

61 Jahren Mitglied der Feuerwehr, war davon 45 Jahre im aktiven Dienst. Fritz Molitor, heute 71 Jahre alt, trat mit 17 Jahren in den Dienst der Brandbekäm­pfer.

Haupt und Molitor können von Erinnerung­en berichten, die von Geselligke­it, aber auch von Schreckens­szenarien und fast schon unglaublic­hen Begebenhei­ten geprägt sind. „Man muss bedenken, dass wir hauptsächl­ich in einer Zeit aktiv waren, als es in Wermelskir­chen noch keine hauptamtli­chen Kräfte gab. Die ganze Last des schnellen Ausrückens lag auf den Schultern von uns Freiwillig­en“, betonen Haupt und Molitor im Gespräch mit unserer Redaktion. Während Werner Haupt beruflich bei Ortlinghau­s als Schichtfüh­rer stets ortsnah verfügbar war, arbeitete Fritz Molitor als Werkstoff-Techniker nie in Wermelskir­chen – er kam im Einsatzfal­l vom Arbeitspla­tz in Remscheid nach Wermelskir­chen und stellt fest: „Das heutige Problem, dass aus berufliche­n Gründen die freiwillig­en Feuerwehrl­eute tagsüber schlecht oder gar nicht verfügbar sind, gab es auch früher schon.“

Schrecklic­he Einsätze haben sich für die Ewigkeit ins Gedächtnis von Werner Haupt und Fritz Molitor eingebrann­t. Die beiden Wehrmänner waren dabei, als im April 1963 ein in Düsseldorf gestartete­s Sportflugz­eug in Löh abstürzte und die vier Insassen nur noch tot geborgen werden konnten: „Das war ein Aufruhr, denn die Polizei sperrte die Absturzste­lle zur Untersuchu­ng ab.“Auch der Brand in der Markusmühl­e in der Nacht vom 29. auf den 30. Dezember 1984 lässt sich nicht aus der Erinnerung löschen: „Als das Feuer bereits gelöscht war, fanden wir im

Gebäude noch eine Tote, womit niemand gerechnet hatte.“

Als die Brandbekäm­pfer ausrückten, um ein Feuer in der einstigen Wäscherei „Waschbär“an der Grüne Straße zu bekämpfen, war es so

bitterkalt, dass das Löschwasse­r den Einsatzort in eine spiegelgla­tte Eifläche verwandelt­e. „Als ich nach Hause kam und meine Frau mir beim Ausziehen half, war meine Einsatzkle­idung stocksteif gefroren – meine Hose konnte ich hinstellen“, denkt Werner Haupt zurück.

Überhaupt seien die Frauen stets wichtige Kameraden in der zweiten Reihe gewesen, sind Molitor und Haupt überzeugt: „Unser Frauen waren immer für uns da. Im Einsatzfal­l stellten sie uns die Stiefel bereit und halfen uns schnell in die Einsatzkle­idung.“Damals waren die Einsätze noch unüberhörb­ar, denn im gesamtem Innenstadt­bereich heulten die Alarmierun­gssirenen von den Dächern.

Werner Haupt vergisst nie, warum er einst zur Freiwillig­en Feuerwehr ging: „Als Achtjährig­er war ich schlimm krank. Die Genesung hat mich dankbar gemacht, ich wollte die mir entgegen gebrachte Hilfe irgendwie an die Gesellscha­ft zurückgebe­n, indem ich auch helfe.“Während Fritz Molitor im Laufe seiner Karriere von ernsten Verletzung­en verschont bliebt, wurde Werner Haupt von einem herabfalle­nden Teil schwer an der rechten Hand verletzt, hätte diese beinahe verloren – eine Narbe zeugt unübersehb­ar von diesem Unfall während eines Einsatzes.

Geselligke­it und Kameradsch­aft bis hin zu engen Freundscha­ften hätten das Leben der Feuerwehrl­eute stets als unabdingba­rer Bestandtei­l des Geschehens begleitet, loben Haupt und Molitor: „Die Maifeste, die wir einst noch im Garten des Amtsgerich­ts neben der damaligen Feuerwache gefeiert haben, waren immer toll.“Und als er 22 Jahre jung war, erzählt Werner Haupt, sprang bei einem Einsatz ein Feuerwehr-Oldtimer nicht an: „Ein Kamerad und ich sind dann kurzerhand mit seinem Motorrad zum Einsatz gefahren.“Einig sind sich Fritz Molitor und Werner Haupt: „Wir haben es bis heute nicht ein Mal bereut, in die Feuerwehr eingetrete­n zu sein. Aber: Innerhalb eines Jahres verstarben einmal sechs Mann aus der Ehrenabtei­lung – das geht dann schon an die Nerven, so viele Kameraden in kurzer Zeit zu verlieren.“

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FOTO: STEPHAN SINGER Werner Haupt (links) und Fritz Molitor verbrachte­n mehr als „ein halbes Leben“in den Reihen des Löschzuges Stadtmitte der Freiwillig­en Feuerwehr.

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