Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald
Erinnerungen an Flugzeugabsturz und gefrorene Kleidung.
Werner Haupt und Fritz Molitor waren mehr als ein halbes Leben lang als Freiwillige aktiv. Heute gehören sie der Ehrenabteilung der Freiwilligen Feuerwehr an. Sie erinnern sich an einen Flugzeugabsturz und „tiefgefrorene“Kleidung.
WERMELSKIRCHEN Wenn die „alten Recken“der Freiwilligen Feuerwehr einmal in „Fahrt“sind, hören sie kaum noch mit dem Erzählen auf. Das ist kein Wunder, denn Werner Haupt und Fritz Molitor haben mehr als ein halbes Leben in den Reihen der Sankt-Florians-Jünger verbracht, gehörten zum Löschzug Stadtmitte, der in diesem Jahr sein 150-jähriges Bestehen feiert. Heute zählen Haupt und Molitor zur Ehrenabteilung der Feuerwehr, die aus 25 Männern besteht, die alle aus Altersgründen aus dem aktiven Dienst ausgeschieden sind. Werner Haupt (80 Jahre) ist seit stattlichen
„Unsere Frauen waren stets wichtige Kameraden. Im Einsatzfall halfen sie uns schnell in die Einsatzkleidung“
Werner Haupt und Fritz Molitor
61 Jahren Mitglied der Feuerwehr, war davon 45 Jahre im aktiven Dienst. Fritz Molitor, heute 71 Jahre alt, trat mit 17 Jahren in den Dienst der Brandbekämpfer.
Haupt und Molitor können von Erinnerungen berichten, die von Geselligkeit, aber auch von Schreckensszenarien und fast schon unglaublichen Begebenheiten geprägt sind. „Man muss bedenken, dass wir hauptsächlich in einer Zeit aktiv waren, als es in Wermelskirchen noch keine hauptamtlichen Kräfte gab. Die ganze Last des schnellen Ausrückens lag auf den Schultern von uns Freiwilligen“, betonen Haupt und Molitor im Gespräch mit unserer Redaktion. Während Werner Haupt beruflich bei Ortlinghaus als Schichtführer stets ortsnah verfügbar war, arbeitete Fritz Molitor als Werkstoff-Techniker nie in Wermelskirchen – er kam im Einsatzfall vom Arbeitsplatz in Remscheid nach Wermelskirchen und stellt fest: „Das heutige Problem, dass aus beruflichen Gründen die freiwilligen Feuerwehrleute tagsüber schlecht oder gar nicht verfügbar sind, gab es auch früher schon.“
Schreckliche Einsätze haben sich für die Ewigkeit ins Gedächtnis von Werner Haupt und Fritz Molitor eingebrannt. Die beiden Wehrmänner waren dabei, als im April 1963 ein in Düsseldorf gestartetes Sportflugzeug in Löh abstürzte und die vier Insassen nur noch tot geborgen werden konnten: „Das war ein Aufruhr, denn die Polizei sperrte die Absturzstelle zur Untersuchung ab.“Auch der Brand in der Markusmühle in der Nacht vom 29. auf den 30. Dezember 1984 lässt sich nicht aus der Erinnerung löschen: „Als das Feuer bereits gelöscht war, fanden wir im
Gebäude noch eine Tote, womit niemand gerechnet hatte.“
Als die Brandbekämpfer ausrückten, um ein Feuer in der einstigen Wäscherei „Waschbär“an der Grüne Straße zu bekämpfen, war es so
bitterkalt, dass das Löschwasser den Einsatzort in eine spiegelglatte Eifläche verwandelte. „Als ich nach Hause kam und meine Frau mir beim Ausziehen half, war meine Einsatzkleidung stocksteif gefroren – meine Hose konnte ich hinstellen“, denkt Werner Haupt zurück.
Überhaupt seien die Frauen stets wichtige Kameraden in der zweiten Reihe gewesen, sind Molitor und Haupt überzeugt: „Unser Frauen waren immer für uns da. Im Einsatzfall stellten sie uns die Stiefel bereit und halfen uns schnell in die Einsatzkleidung.“Damals waren die Einsätze noch unüberhörbar, denn im gesamtem Innenstadtbereich heulten die Alarmierungssirenen von den Dächern.
Werner Haupt vergisst nie, warum er einst zur Freiwilligen Feuerwehr ging: „Als Achtjähriger war ich schlimm krank. Die Genesung hat mich dankbar gemacht, ich wollte die mir entgegen gebrachte Hilfe irgendwie an die Gesellschaft zurückgeben, indem ich auch helfe.“Während Fritz Molitor im Laufe seiner Karriere von ernsten Verletzungen verschont bliebt, wurde Werner Haupt von einem herabfallenden Teil schwer an der rechten Hand verletzt, hätte diese beinahe verloren – eine Narbe zeugt unübersehbar von diesem Unfall während eines Einsatzes.
Geselligkeit und Kameradschaft bis hin zu engen Freundschaften hätten das Leben der Feuerwehrleute stets als unabdingbarer Bestandteil des Geschehens begleitet, loben Haupt und Molitor: „Die Maifeste, die wir einst noch im Garten des Amtsgerichts neben der damaligen Feuerwache gefeiert haben, waren immer toll.“Und als er 22 Jahre jung war, erzählt Werner Haupt, sprang bei einem Einsatz ein Feuerwehr-Oldtimer nicht an: „Ein Kamerad und ich sind dann kurzerhand mit seinem Motorrad zum Einsatz gefahren.“Einig sind sich Fritz Molitor und Werner Haupt: „Wir haben es bis heute nicht ein Mal bereut, in die Feuerwehr eingetreten zu sein. Aber: Innerhalb eines Jahres verstarben einmal sechs Mann aus der Ehrenabteilung – das geht dann schon an die Nerven, so viele Kameraden in kurzer Zeit zu verlieren.“