Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald

Jobcenter zahlt 9,9 Millionen Euro aus

Ein ganzes Bündel an Maßnahmen dient als Werkzeug zur Integratio­n in den Arbeitsmar­kt. Langzeitar­beitslose stehen im Fokus.

- VON STEPHAN SINGER

Ein großes Maßnahmen-Paket soll helfen, Arbeitslos­e wieder in den Arbeitsmar­kt zu integriere­n. Im Fokus stehen Langzeiter­werbslose.

WERMELSKIR­CHEN Das Jobcenter in Wermelskir­chen sieht sich für schwierige Aufgabe der Integratio­n von erwerbsfäh­igen Arbeitslos­en in den Arbeitsmar­kt gut aufgestell­t. „Wir sind in der Lage, für jeden das Richtige zu finden“, betonen der Geschäftsf­ührer des Jobcenters im Rheinisch-Bergischen Kreis, Michael Schulte, und der Leiter des Jobcenter-Standorts Wermelskir­chen, Jochen Hahn, und verweisen auf ein ganzes Bündel an Maßnahmen, mit denen das Jobcenter „individuel­l und nach den unterschie­dlichen Bedarfen“tätig werden kann. Besonders erfreulich für die beiden Verantwort­lichen: „In diesem Jahr bekommen wir vom Bund für die Durchführu­ng der Maßnahmen mehr Geld als in 2018.“Demnach verausgabt­e das Jobcenter im vergangene­n Jahr allein in Wermelskir­chen 9,9 Millionen Euro – kreisweit habe das Jobcenter 98 Prozent der vom Bund in 2018 zur Verfügung gestellten Mittel ausgeschöp­ft.

Grundsätzl­ich stellt Michael Schulte fest, dass die Zahl der SGB II-Empfänger („Hartz IV“) genauso sinke wie die Zahl der Neuzugänge in das Leistungss­ystem: „Unsere vorrangige Aufgabe ist die Einglieder­ung von Dauer-Empfängern in den Arbeitsmar­kt.“Der Jobcenter-Geschäftsf­ührer zeigt einen „Teufelskre­is“auf: „Nicht arbeiten macht krank, Krankheit führt dazu, nicht arbeiten zu können, was wiederum zusätzlich­e Sozialleis­tungen nötig macht.“

Personell bleibe die Betreuung ein Problem, denn rechnerisc­h kämen auf einen Berater stattliche 230 Kunden, der Maßnahmenk­atalog böte viele Instrument­e an. „Wollen vor Können“und „Kein Abschluss, ohne Anschluss“seien Grundlage des Förderns: „Lücken im Lebenslauf sind höchstprob­lematisch und Zwang schafft keine Perspektiv­e“, betont Schulte, wenngleich er feststellt: „Wenn sich jemand entzieht, ist es unsere Aufgabe, herauszufi­nden warum. Und wir können Sanktionen, wie Kürzungen der Regelleist­ungen, ausführen.“Für 2019 hat der Jobcenter-Standort Wermelskir­chen geplant (ein monatliche­s Controllin­g passt die Vorhaben an): 100 Maßnahmen bei freien Trägern wie Wirtschaft­sakademien (zum Beispiel Bewerbungs­training), 160 Maßnahmen über den Aktivierun­gs- und Vermittlun­gsgutschei­n (AVGS) für spezielle Coachings, 50 Förderunge­n für Maßnahmen bei Arbeitgebe­rn (MAG) wie Praktika oder Probearbei­t, 30 Förderunge­n zur berufliche­n Weiterbild­ung wie beispielsw­eise zur Altenpfleg­e, zehn Förderunge­n für junge Betroffene (assistiert­e Ausbildung oder ausbildung­sbegleiten­de Hilfen), 300 Förderunge­n zum sogenannte­n Vermittlun­gsbudget (Finanzieru­ng erfolgter Bewerbungs­bemühungen oder eines notwendige­n Führersche­ins), 20 Maßnahmen zur temporären Unterstütz­ung bei Arbeitsauf­nahme (Einstiegsg­eld), 20 Einglieder­ungszuschu­ss-Maßnahmen bei erhöhtem Einarbeitu­ngsaufwand für den Arbeitgebe­r, zehn freie Förderunge­n sowie 15 Förderunge­n nach dem Teilhabe-Chancenges­etz, was einen Zuschuss zum Lohn für maximal fünf Jahre bedeutet, wenn ein zuvor Langzeitar­beitsloser eine Arbeit aufnimmt.

Als Maßnahmen zur Schaffung einer Arbeitsgel­egenheit, einst als „Ein-Euro-Jobs“bezeichnet, sind in diesem Jahr in Wermelskir­chen 20 an der Zahl vorgesehen. „Diese AGH müssen stets wettbewerb­sneutral und der Öffentlich­keit dienlich sein“, erläutern Michael Schulte und Jochen Hahn. Es liefen intensive Gespräche mit der Stadt Wermelskir­chen zur Umsetzung, denn, so Schulte: „Je weiter die Betroffene­n vom regulären Markt weg sind, je schwerer ist eine Integratio­n.“Diese Gespräche bestätigt Wermelskir­chens Sozialamts­leiterin Tanja Dehnen: „Wir wollen das einführen über alle Bereiche der Stadtverwa­ltung.“

Zum Strauß der Maßnahmen gesellen sich kommunale Einglieder­ungs-Maßnahmen: Suchtberat­ung (ausführend: Diakonie; zehn Förderunge­n in 2019 geplant), Schuldnerb­eratung (Arbeiterwo­hlfahrt; 30) und Psychosozi­ale Beratung (Alpha; 25). Von 80 Gutachten beim ärztlichen Dienst und zehn beim berufspsyc­hologische­n Service geht das Jobcenter für das laufende Jahr aus – diese Gutachten gelten in der Regel der Feststellu­ng der Arbeitsfäh­igkeit oder -unfähigkei­t.

Desweitere­n gehören 270 Förderunge­n für Integratio­nskurse sowie 100 Förderunge­n für berufsbezo­genes Deutsch zum Maßnahmenk­atalog. Zusammenfa­ssend kalkuliert das örtliche Jobcenter in 2019 mit 1260 Maßnahmen (735 Bundesleis­tungen, 65 kommunalen Leistungen, 90 Gutachten im ärztlich-psychologi­schen Bereich sowie 370 Integratio­ns- und Sprachförd­erungen).

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