Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald
Fäkalien fließen in die Wupperschleife
Umweltschützer sprechen von einem Skandal. In Honsberg entdeckten Jäger, dass Fäkalwasser in die Wupper eingespeist wird. Bei Stadt, Kreis und Land ist das Problem bekannt. Das Abschlagbauwerk muss saniert werden.
Umweltschützer sprechen von einem Skandal, die Behörden sehen die Sache mit dem stinkenden Abwasser in Herbeck gelassener.
HERBECK Während Naturschützer von einem Umweltskandal ausgehen, spricht die Stadtverwaltung von legalen Fäkalwasser-Abschlägen in die Wupperschleife am Regenrückhaltebecken in Herbeck. „Bei Reviergängen entdeckten die Jäger des Reviers Honsberg, dass in einem Bereich der Wupperschleife Fäkalwasser über ein Felsenbett in die Wupper eingespeist wird – mit allem Zubehör, was Toilette oder Abort hergeben“, berichtet Jörg Krogull, Pächter des Reviers Honsberg, Obmann für Natur-Umwelt-Jagd des Hegerings sowie Akteur für den Lernort Natur. Das sehe man nicht nur, sondern rieche es auch.
„Den üblen Weg zurückverfolgen konnten die Jäger bis zum Regenrückhaltebecken Herbeck, danach wird alles zu Privatgrund“, schreibt Krogull. Er arbeitet eng mit dem Rheinisch-Bergischen Naturschutzverein (RBN) zusammen und bezeichnet die Abschläge als Umweltsünde. Er hat seine Beobachtungen der Stadtverwaltung, dem Wupperverband und den Wasserbehörden mitgeteilt. „Aufschiebende und auf Schwierigkeiten bei der Beseitigung, Reparatur und Sanierung des Rückhaltebeckens sowie Rückmeldungen, dass dieses Problem bekannt ist, sind bis heute das einzige, was herausgekommen ist“, sagt Krogull enttäuscht.
Dabei sei ein weiteres Überlaufen und Einspeisen der Abschläge in das Gewässer der Wupperschleife, das in einem besonders geschützten FFH-Naturschutzgebiet liegt, nicht akzeptabel, weil die Qualität der umliegenden Flächen und damit auch die der Jagd stark beeinträchtigt werde. „Von der Kontaminierung des Ufers und des Bodens gar nicht zu reden“, meint Krogull. Die Jäger seien nur durch Zufall auf die Einleitungen gestoßen, weil sie ganz selten in diesen Bereich kommen würden. „Da führt nur ein kleiner Weg in eine Sackgasse“, berichtet er.
Dass die Behörden nicht aktiv werden, sei erschreckend. „Wir werden hingehalten“, sagt Krogull, der dramatische Folgen für die Umwelt befürchtet. Der Fischereiverband habe ihm mitgeteilt, dass auch schon Fische verendet seien. Als „traurig“bezeichnet Naturschützer Dietmar Fennel vom Vorstand des Bergischen Naturschutzvereins die seit etwa vier Jahren bekannten Einleitungen. Obere Landschaftsbehörde, Bezirksregierung und das zuständige Ministerium seien informiert. „Ich verstehe nicht, warum da nichts passiert“, sagt er. Die Einleitungen würden die Wasserqualität mindern, in dem sich wieder Forellen und Lachse angesiedelt hätten. Diese Tiere bräuchten sauberes Wasser. „Außerdem fördern die eingeleiteten Stickstoffe das Algenwachstum und die Wasserpest.“
Das Problem ist der Stadtverwaltung bekannt, bestätigt Ulrich Dippel, Leiter des Technischen Bauamtes. Gerade bei starkem Regen gelange verschmutztes Wasser stark verdünnt in die Wupper, was aber von den Behörden genehmigt sei. Abschlagbauwerk und Abflussrinne seien sanierungsbedürftig. Hier liege auch schon eine Planung vor, aber die Verhandlungen mit den Grundstückseigentümern über die private Zufahrt gestalte sich als sehr schwierig.
Dabei ist nach Angaben von Dippel genau geregelt, wie viel Kubikmeter eingeleitet werden dürfen. 2018 habe es außerdem die letzte Begehung am Rückhaltebecken in Herbeck gegeben – Fazit: Es gab keine Bußgelder. Dippel: „Der Zustand ist nicht gut, es sieht nicht schön aus, und es riecht auch nicht gut. Aber wir können noch nichts tun.“