Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald
Entzündete Venen
Oft sind Krampfadern schuld: Eine sogenannte Thrombophlebitis ist meist schmerzhaft. In Einzelfällen kann eine Lungenembolie entstehen.
Eva K. (Goch) fragt: „Mein Vater hat eine schmerzhafte Venenentzündung am Unterschenkel. Nun hat er gelesen, dass daraus eine Lungenembolie entstehen kann. Stimmt das?“Christoph Ploenes Wie so oft, hat die Sache einen Funken Wahrheit, wird aber bisweilen in düsteren Farben dargestellt, um auf sie aufmerksam zu machen. Eine oberflächliche Venenentzündung (Thrombophlebitis) geht nämlich fast immer mit der Bildung von Blutgerinnseln (Thromben) einher, ist daher gleichzeitig eine Thrombose.
Glücklicherweise ist das Risiko einer „oberflächlichen Venenthrombose“für das Entstehen einer Lungenembolie heute wie früher in den allermeisten Fällen nicht erhöht, im Unterschied zu einer Thrombose der tiefen Beinvenen. Diese Gefahr besteht nur, wenn die oberflächliche Venenthrombose in das tiefe Venensystem wandert; sie ist also umso größer, je näher das oberflächliche Blutgerinnsel der Einmündung in die tiefen Venen kommt, die sich in Leistenhöhe befindet. Deshalb raten Gefäßmediziner dazu, eine oberflächliche Venenentzündung des Beines per Ultraschall zu untersuchen. Die sichtbare schmerzhafte Entzündung mit Rötung ist nämlich nicht selten weiter von der Leiste entfernt als die zugrundeliegende oberflächliche Venenthrombose. Aufmerksamkeit geboten ist daher besonders bei Venenentzündungen in Höhe des Oberschenkels.
Ist das Blutgerinnsel in unmittelbarer Nachbarschaft der Mündungszone zu den tiefen Beinvenen, sollte man behandeln wie bei einer tiefen Beinvenenthrombose, also mit medikamentöser Hemmung der Blutgerinnung. Dadurch wird eine Vergrößerung und eine Verschleppung des Blutgerinnsels verhindert, somit die Gefahr einer Lungenembolie gebannt. Bei einer größeren Entfernung vom Mündungsort und längerem Thrombus in einer oberflächlichen Hauptvene ist ebenfalls eine Gerinnungshemmung
Manchmal muss man auch die tiefen Beinvenen untersuchen
zu erwägen, aber in verminderter Dosis.
Zu einer Thrombophlebitis im Bein kommt es meist auf Basis von Krampfadern. Selten ist eine oberflächliche Venenthrombose Ausdruck einer allgemein erhöhten Thromboseneigung, vor allem nach früheren Thrombose-Episoden oder bei schwerer chronischer Krankheit ohne Krampfadern. In diesem Fall empfiehlt sich eine gleichzeitige Untersuchung der tiefen Beinvenen. Im Bereich der Arme kann es zu Venenentzündungen vor allem nach Legen von Venenverweilkanülen kommen, auch nach intravenöser Medikamentengabe. Dies kann schmerzhaft sein; eine Ausweitung ins tiefe Venensystem ist aber die Ausnahme. Die Beschwerden klingen unter entzündungshemmender Behandlung ab.