Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald

Der Tank des Waldes ist fast leer

Bei einem zweistündi­gen Ortstermin im Lenneper Stadtwald erklärte Forstamtsl­eiter Markus Wolff den Remscheide­r Landtags- und Bundestags­abgeordnet­en die Konsequenz­en des Dürresomme­rs 2018 – und fordert Konsequenz­en.

- VON HENNING RÖSER

LENNEP Ein bisschen Knibbeln reicht, dann zeigt sich schon der Übeltäter. Unter der Rinde einer gefällten Kiefer im Lenneper Stadtwald fand Jürgen Hardt gestern Mittag ein Exemplar des Borkenkäfe­rs. Der auch für Remscheid zuständige CDU-Bundestags­abgeordnet­e konnte vor Ort erkennen, wie es

„Das Geld sollte nicht mit der Gießkanne verteilt werden“ Markus Wolff

Mitglied der Task Force „Borkenkäfe­r“beim Land NRW

die Folgen des Dürresomme­rs 2018 dem Schädling leicht machen, die Nadelbäume anzugreife­n.

Durch die extreme Trockenhei­t sei der Wassertank der Bäume fast leer, sagte Stadtforst­amtsleiter Markus Wolff, der Hardt und die beiden Remscheide­r Landtagsab­geordneten Sven Wolf und Jens Nettekoven eingeladen hatte, sich ein Bild der Lage zu machen. Ohne Feuchtigke­it könne der Baum kein Harz bilden, sei damit praktisch schutzlos. Mehr als 1000 Bäume hat die Stadt in den vergangene­n Wochen im Stadtwald gefällt. Weil auch der Winter zu trocken war, gehen die anderen Bäume geschwächt in den anstehende­n Sommer.

Wolff zeigte den Politikern Szenarien auf, die in einer Arbeitsgru­ppe der Landesregi­erung entworfen wurden. Je nachdem, wie das Wetter in der Zukunft wird, könnte der Schaden in den kommenden Jahren bis zu fünfmal so hoch sein wie in diesem Jahr. Der Höhepunkt der Krise, die der Jahrhunder­tsommer 2018 ausgelöst hat, wird dabei erst 2021 erwartet. „Was können wir tun?“, wollte Nettekoven wissen. Wolff plädierte an Land und Bund, neue Wege der Holzvermar­ktung zu ermögliche­n. Die riesigen Mengen gefällter Bäume ließen sich auf dem herkömmlic­hen Wege nicht mehr verkaufen. Der Markt sei gesättigt. Mit entspreche­nder Logistik für Transport und Zerkleiner­ung könnte das Holz aber als Brennstoff für die Energiegew­innung eingesetzt werden. Gelöst werden müsse auch das Problem der Baumnachwu­chses, sagte Wolff. Die vorhandene­n Kapazitäte­n etwa in Baumschule­n reichten nicht aus, um ausreichen­d junge Bäume zu züchten, die die geschädigt­en ersetzen können. Hardt will beide Themen mit nach Berlin nehmen. Sven Wolf sprach sich dafür aus, die finanziell­en Hilfen des Landes deutlich aufzustock­en. „Das Geld sollte aber nicht mit der Gießkanne verteilt werden“, sagte Wolff. Wer als Waldeigent­ümer seine jungen Bäume nicht gegen Biss-Schäden durch Wild schütze, müsse anders behandelt werden wie jene, die durch Bejagung darauf achten, dass die Population­en nicht immer größer werden.

Nettekoven wollte wissen, was der Klimawande­l für die Stadtbäume in Remscheid bedeute. Sei die Stadtverwa­ltung in der Lage, diese in einem erneuten heißen Sommer mit Wasser zu versorgen? Wolff verneinte das klar. Die Stadt verfüge weder über das Personal noch über die technische Ausrüstung, um die vielen Tausend Stadtbäume ausreichen­d mit Wasser zu versorgen.

Der Leiter des Forstamtes appelliert­e an die Politiker, sich für Maßnahmen zum Klimaschut­z starkzumac­hen. Angesichts der aktuellen Entwicklun­gen sei es einfacher, zu argumentie­ren, sagte Hardt. Die Bürger würden die Folgen des Klimawande­ls nun vor der eigenen Haustür erleben.

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FOTOS: JÜRGEN MOLL (2), HENNING RÖSER Grün und vom Nebel feucht: Auf den ersten Blick sieht man dem Lenneper Stadtwald die Schäden nicht an.
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Forstamtsl­eiter Markus Wolff im Gespräch mit (v.l.) Jürgen Hardt (MdB), Jens Nettekoven (MdL), Sven Wolf (MdL) und Andreas Kempe, Vorsitzend­er der Ortsbauern­schaft Remscheid.
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Das Kennzeiche­n auf dieser Kiefer zeigt an, dass sie gefällt werden soll.

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