Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald
Polarisierende Hetzjagd
Der zwölfte Film in der vom ORF produzierten „Landkrimi“-Reihe führte ins südliche Burgenland nahe Ungarn. Brigitte K ren, die kürzlich ihren Schauspiel kollegen Dietrich Siegl als Leiter der „Soko Wien“abgelöst hat, untersuchte in „Grenzland“(Vortag, 20.15 Uhr, ZDF) als Chefinspektorin Elfriede Jandrasits den Mord an einer jungen, von Geburt an stummen Frau. Nicht nur auf der Landkarte betrat manhi er einGrenz gebiet: RegisseurMarvinK ren, der der Sohn der Hauptdarstellerin ist, und die Drehbuchautoren schlugen einen riskanten Weg ein, indem sie eine Hetzjagd auf einen tatverdächtigen syrischen Asylbewerber durch aufgebrachte Dorfbewohner ins Zentrum rückten. Zudem wurden Vorurteile gegenüber Flüchtlingen – auch in Polizeikreisen – offen thematisiert und kommentarlos stehengelassen. Das bewusste Brechen von Tabus erfüllte aber seinen Zweck. Es führte den Zuschauern menschliche Schwächen vor Augen und stellte auch die Gesetzeshüter nicht als frei von Fehlern dar. Kleine Lichtblicke waren die Szenen, in denen Jandrasits Zeit mit ihrem Ehemann verbrachte, der ihr sichtlich Halt gab. Ansonsten zeigte die überwiegend düster und melancholisch inszenierte Episode eine von Hass und Misstrauen geprägte Welt, in der es keine Gewinner gab. Der gesamte Fall polarisierte, ebenso wie die keineswegs eindimensionale Hauptfigur, die von Kren überzeugend verkörpert wurde. In ihrer Rolle als Ermittlerin konnte sie ihr ganzes Gefühls repertoire darbieten. Mal trat sie liebevoll und mitfühlend auf, mal wutentbrannt, mal kalt und unnahbar. Diese Darbietung machte den Film am Ende sehenswert.