Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald
Experte führt über den Friedhof der reformierten Kirchengemeinde und zeigt Grabstein.
Eduard Otter referierte am Sonntag über das geschichtsträchtige Areal, auf dem auch regional bekannte Persönlichkeiten ruhen. Beim Rundgang entdeckten Besucher zahlreiche alte Gräber. Eines ist über 150 Jahre alt.
RADEVORMWALD Der Friedhof der evangelisch-reformierten Kirchengemeinde gehört zu den schönsten und ältesten im Bergischen Land. Er ist bekannt für seine großen Bäume und seine historische Friedhofskapelle. Eduard Otter war lange Zeit Presbyter der Kirchengemeinde und kümmert sich seit einigen Jahren um die Entwicklung des Friedhofes. „Meine drei Hobbys sind Familie und Freunde, Fotografie und ja, der Friedhof unserer Gemeinde“, sagt er. Sein Wissen über die Historie der Anlage teilte er am Sonntag mit historisch interessierten Gemeindemitgliedern. Pfarrer Wolfgang Motte war aus gesundheitlichen Gründen verhindert.
Für die Kirche und den Bergischen Geschichtsverein hat der pensionierte Pfarrer der reformierten Gemeinde einige Publikationen über den Friedhof geschrieben, der zwischen der Kaiserstraße und der Hermannstraße liegt. Auf diese Veröffentlichungen bezog sich Eduard Otter am Sonntag. Weil es am Sonntag stark regnete, wurde der größte Teil der Führung in die Friedhofskapelle verlegt, wo Eduard Otter auch die ältesten Lagepläne des Areals präsentierte. „Der reformierte Friedhof wurde 1866 vor den Toten der Stadt, also außerhalb der Stadtmauer angelegt“, sagt Eduard Otter. Bevor der Friedhof an der Kaiserstraße lag, war sein Platz an der Hohenfuhrstraße. Oberhalb des heutigen Hallenbades fanden die Begräbnisse der reformierten Kirche statt. „Als unsere Kirche 1804 neu gebaut wurde, waren Bestattungen in dem Garten um die Kirche nicht mehr gestattet, deswegen brauchten wir einen externen Friedhof.“
Den Friedhof, wie die Gemeinde ihn heute kennt, wurde zweimal erweitert. „1893 und 1923 haben wir unser Gebiet erweitert. Heute ist unser Friedhof ungefähr so groß wie eineinhalb Fußballfelder“, sagt Eduard Otter. Die historischen Grabsteine gehören fast alle zu der Radevormwalder Unternehmerfamilie Rocholl, die ein Jahr nach Gründung des Friedhofes das erste Grab anlegen ließ. Der älteste Stein ist 151 Jahre alt.
Alle historischen Steine der Familie hat die Gemeinde 2013 in eine Anlage umsetzen lassen. „Steine des Gedenkens“erinnern an alte Radevormwalder Familien. Der älteste Grabstein des Friedhofs gehört Wilhelmine Rocholl. „Die alten Gräber umzusetzen war kostspielig. Manche Steine waren sehr marode und mussten instandgesetzt werden“, sagt Eduard Otter. Auf der Kopfseite der Anlage steht das Grabmal der Familie Bernhard Rocholl. Der größte Stein des Friedhofes wurde aufwendig restauriert. Erhalten wurden auch imposante Familiengräber, um die sich Ehrenamtler kümmern.
Das Presbyterium hat 2012 festgelegt, welche Gräber erhaltenswert sind. Eduard Otter gab seinen Zuhörern nach einem Rundgang über den Friedhof auch Einblick in die zukünftige Gestaltung der Anlage. Weil Urnengräber immer stärker nachgefragt werden, wird sich auch der Aufbau des reformierten Friedhofes ändern. Eine neue Urnenanlage wurde dieses Jahr fertiggestellt.
„Ein Student hat 2015 eine Bachelor-Arbeit über unseren Friedhof geschrieben und das Gebiet dafür digital vermessen. Damit sind wir anderen Gemeinden voraus“, sagt Eduard Otter. Dank der Vermessung konnte die Gemeinde den Friedhofentwicklungsplan vorantreiben. „In Zukunft werden wir immer mehr Freiflächen haben, weil die Urnen weniger Platz wegnehmen. Außerdem kann auf unserem Friedhof jeder ein Grab belegen.“