Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald
Spitzen-Musiker aus Indien im Bürgerhaus
Das „Maharaj-Trio“machte Station in Radevormwald und begeisterte das Publikum mit Impro-Musik.
RADEVORMWALD Das Maharaj-Trio hat auf seiner Europa-Tournee einen Halt in Radevormwald eingelegt. Auf Einladung der Musikschule spielten Pandit Vikash Maharaj, Abhishek Maharaj und Prabhash Maharaj ihre weltberühmten Ragas am Samstagabend im Bürgerhaus. Der Vater und seine beiden Söhne gehören zu den besten Musikern Indiens und wurden mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet. Michael Borner, der Leiter der Radevormwalder Musikschule, bezeichnet die Musik des Trios als „Weltklasse“und freute sich auf die Mischung aus klassischer indischer Musik, Jazz und Blues. „Es ist schwer diese Musik zu beschreiben, da fehlen mir wirklich die Worte. Es ist bewegend und wie eine Meditation“, sagt der Musiker.
Prabhash Maharaj spielt in dem Trio die Tabla, die aus zwei kleinen Kesseltrommeln besteht und eines der berühmtesten Instrumente Indiens ist. Der Musiker begrüßte das Publikum auf Englisch und forderte es auf, den ersten Raga „mit dem Herzen zu hören“: „Schließen Sie die Augen und hören Sie auf, den Klang verstehen zu wollen. Sie müssen sich darauf einlassen. Musik ist wie Medizin, die von innen heilt.“Bei einem Raga des Trios sind nur etwa fünf Prozent aller Noten festgesetzt, der Großteil besteht aus rücksichtsvoller Improvisation, bei der die Musiker aufeinander eingehen und immer wieder miteinander kommunizieren.
Während Pandit Vikash Maharaj und Abhishek Maharaj auf dem Sarod und der Sitar improvisieren, spielt der Tabla-Musiker den Rhythmus weiter. „Andersrum funktioniert das genauso. Der Rhythmus des Ragas hört nie auf“, sagt Prabhash Maharaj. Der erste Raga des Trios war wie eine Offenbarung. Über 15 Minuten lang improvisierten die drei Musiker das Stück, das sie auf englisch „Ponytail“nannten. Es handelte sich also um die Schönheit eines Frauenzopfes, der üppig dekoriert werden kann, sich der Bewegung des weiblichen Körpers anpasst und in Indien ein Inbegriff von Schönheit ist.
Mit kraftvollen, sensiblen und ruhigen Passagen schlich sich die Komposition in die Herzen und Gedanken aller Zuhörer. Der Raga war so, wie man sich einen Spaziergang durch Indien vorstellt, nämlich voller Eindrücke, menschlichen Begegnungen und Vielfältigkeit. Fasziniert von dem Klang und von den musikalischen Talenten brach das Publikum immer wieder in Szenenapplaus aus.
In der Familie Maharaj hat Musik Tradition. Zunächst lernen die Musiker die Töne eines Ragas zu singen. „Das habe ich mit sieben Jahren gelernt. Danach überträgt man den Gesang auf ein Instrument und lernt, die Noten aufzuschreiben und eigene Kompositionen festzuhalten“, sagt Prabhash Maharaj. Mit seiner Familie auf Tournee zu sein, bedeutet aber nicht nur Musik, sondern auch Engagement. Das Maharaj-Trio engagiert sich im Kampf gegen Plastik und um die Verschwendung von Trinkwasser. „Es ist unsere Pflicht, diese Probleme anzugehen und zu entscheiden, welche Welt wir unseren Kindern übergeben wollen“, sagt Prabhash Maharaj. Das Konzert war eine Erweiterung des musikalischen und weltlichen Verständnisses.