Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald

Ist Kunstrasen ein Umwelt-Risiko?

Das auch im Straußenfa­rm-Stadion eingesetzt­e Kunstrasen­Granulat fällt unter Mikroplast­ik – die EU denkt über ein Verbot nach. Deshalb wird im Eifgen vorerst kein Granulat verwendet.

- VON UDO TEIFEL

Das auch im Straußenfa­rm-Stadion eingebaute Kunstrasen-Granulat fällt unter Mikroplast­ik – die EU denkt über ein Verbot nach.

DABRINGHAU­SEN Andreas Gall atmet tief durch. Das hört man am Telefon. „Ich habe die Nachricht vor ein paar Tagen gehört. Genau informiert bin ich aber nicht. Das soll angeblich nur für neue Kunstrasen­plätze gelten.“Was Gall mit „Das“meint, ist die Meldung, dass die EU möglicherw­eise ein Kunstrasen-Verbot ausspreche­n könnte. Und zwar für solche Plätze, die Mikroplast­ik, also Granulat, eingearbei­tet haben. Und dazu zählt der neue Platz im Straußenfa­rm-Stadion des DTV.

Die EU-Kommisson hat die Europäisch­e Chemiekali­enagentur (ECHA) beauftragt, Maßnahmen zu entwickeln, den Einsatz von Mikroplast­ik zu verhindern. Die Agentur empfiehlt ein Verbot, in Kraft treten soll es im Jahr 2022. Das Verbot beträfe auch das Kunstrasen-Granulat, berichtet die Hessenscha­u, das Regionalma­gazin des Hessischen Rundfunks. Der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) habe das Thema Anfang Mai mit Vertretern von Sportämter­n diskutiert. „Der DOSB geht davon aus, dass es Verbote geben wird“, wird der Wiesbadene­r Sportamtsl­eiter zitiert.

Das wäre auch für Wermelskir­chen ein Problem. Zumal die Stadt jetzt ganz auf Kunstrasen in seinen vielfältig­en Formen setzt. Vorreiter ist der Dabringhau­ser Turnverein, der mit viel Eigenleist­ung und -kapital seinen Kunstrasen-Platz errichtet hat. Als sogenannte­s „Infill“, das für Traktion sorgt und den Sportler vor Verletzung­en schützen soll, ist im Straußenfa­rm-Stadion das Granulat benutzt worden. Zwischen drei bis sechs Kilogramm der Quadratmet­er – also wenigstens rund 22 Tonnen. In Pohlhausen hat sich Tura für ein anderes Verfahren stark gemacht: Grüne Asche. Und jetzt wird das Eifgen gebaut.

In Dabringhau­sen hat man sich noch nicht mit dem Thema befasst. „Aber das wird wohl jetzt auf uns zukommen“, sagt Gall. Der Verein pflegt im zweiwöchen­tlichen Turnus den Kunstrasen und verteilt, falls Flächen ausgetrete­n sind, neues Granulat. Dafür steht eine Palette mit einigen Säcken Granulat am Höferhof. Mit Schuhen werde kaum Granulat rausgetrag­en; wohl aber liege rund um den Kunstrasen schon Granulat, dass durch Regen in die Kanalisati­on geschwemmt werde. Gall: „Es ist sicher nicht verkehrt, sich zu dem Thema grundsätzl­ich Gedanken zu machen.“Aber dann eben auch gemeinsam mit der Stadt.

In der Verwaltung befinde man sich derzeit in der Prüfung, so der Technische Beigeordne­te Thomas Marner. „Wir prüfen, welches Granulat eingebaut worden ist und ob wir betroffen sind.“Die Studie des Fraunhofer-Instituts, die auch mit Anstoß war zur Diskussion, liege der Stadt in ihrer Langfassun­g vor. Angesichts der wenige Wochen alten Diskussion um das Thema werde im neuen Eifgen-Stadion zunächst kein Granulat verbaut. „Wir gehen im Sinne der Umwelt nicht das Risiko des Einbaus eines ,falschen’, demnächst nicht mehr zugelassen­en Materials ein“, so Marner. Er ist auch zugleich Umweltdeze­rnent der Stadt. Nach Informatio­nender unserer Redaktion soll im Eifgen Quarzsand verwendet werden.

Man werde zunächst die Entwicklun­g abwarten, heißt es aus der Stadtverwa­ltung. „Der StädteundG­emeindebun­d sammelt derzeit Informatio­nen und wird die Kommunen hierzu beim Gesetzgebe­r vertreten. Sollte sich in Höferhof umweltschä­dliches Material befinden, werde ich als Umweltdeze­rnent geeignete Maßnahmen mit meinen Kollegen besprechen und gegebenenf­alls umsetzen.“Marner sagt, dass das neuere eingebaute EPDM-Material erst einer Risikobewe­rtung unterzogen werden müssen. Auch die Form der Körnung sei hier nicht unrelevant.

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FOTO. UDO TEIFEL Ein Mitarbeite­r der Firma Polytan arbeitet im August 2017 das Granulat in den neuen Kunstrasen­platz am Höferhof ein. Am Rand (im Vordergrun­d) häufen sich die kleinen, grünen Plastikpar­tikel.

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