Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald

Großalarm wegen giftiger Raupe

In Mülheim an der Ruhr sind neun Kinder durch die Härchen von Raupen des Eichenproz­essionsspi­nners verletzt worden. Landesweit befällt die giftige Raupe derzeit Bäume. Experten mahnen zur Vorsicht.

- VON TOBIAS DUPKE, SUSANNE HAMANN UND SEBASTIAN PETERS

DÜSSELDORF Der Eichenproz­essionsspi­nner wird im Rheinland zu einem immer größeren Ärgernis. Der Befall ist in manchen Gegenden Nordrhein-Westfalens so gravierend, dass die Städte Fußwege sperren und in Wäldern vor dem Befall warnen. Jüngst hatten in Mülheim an der Ruhr neun Kinder bei einem Sportfest mit allergisch­en Reaktionen zu kämpfen, weil sich die Raupen in den Bäumen auf dem Sportplatz befanden. Das Wichtigste zu dem Schädling im Überblick:

Was ist eigentlich ein Eichenproz­essionsspi­nner?

Der Eichenproz­essionsspi­nner ist eine Nachtfalte­rart. Die Vorderflüg­el sind grau mit dunklen Querlinien, die Hinterflüg­el sind weiß-gräulich. Die Raupen fressen die Blätter der Eichen. Mitte Juni wandern die älteren Raupen in einer Art Prozession in Gespinstne­ster am Stamm. Dort häuten sie sich.

Wie werden Kolonien auf öffentlich­em Boden bekämpft?

In den Behörden der Kommunen sorgt der Schädling derzeit für Ausnahmezu­stand. Die Anrufe mehrten sich stark, wie mehrere Städte in der Region bestätigte­n. Das Problem: Zwar können die Kommunen für Eichen auf städtische­n Flächen Schädlings­bekämpfer beauftrage­n. Auf privaten Flächen können sie aber nicht eingreifen.

Wie häufig kommt der Schädling in NRW derzeit vor?

„Wir haben 4590 gelistete Eichen im Stadtgebie­t Duisburg. Davon wurden dieses Jahr 1637 Bäume bespritzt“, sagt Peter Hilbrands, Sprecher der Stadt Duisburg. Das heißt nicht, dass alle befallen waren, denn es werden alle Eichen im Umkreis von 50 bis 100 Metern um die befallenen Bäume herum mitgesprit­zt. Inzwischen gebe es 96 neue befallene Stellen. In Düsseldorf ist die Situation ähnlich.

Warum ist das Problem in diesem Jahr besonders groß?

Dass die Population­en dieses Jahr so groß sind, liegt der Schutzgeme­inschaft Deutscher Wald zufolge daran, dass die Frühjahrsm­onate mild waren. Im Spätsommer 2018 begünstigt­e zudem trockenes Wetter mit wenig Wind Falterflug und Eiablage. Da Eichenproz­essionsspi­nner nur von städtische­r Seite bekämpft werden, können sich die Tiere zudem in Privatbäum­en weiter ausweiten. Die Plage ist so kaum zu stoppen. Zumal, so berichten Schädlings­bekämpfer in der Region, die Nachfrage nach Einsätzen gegen die Tiere hoch sei und deshalb teilweise Wartezeite­n entstünden.

Woran erkenne ich die Raupen?

Die behaarten Raupen sind anfangs orange-schwarz längsgestr­eift, später gelb-grau und bis zu fünf Zentimeter lang. Sie leben ausschließ­lich an Eichen.

Was passiert, wenn ich mit dem Gift des Schädlings in Berührung komme?

Die Haare verhaken sich in der Haut, im Auge und, wenn sie eingeatmet werden, auch im Bronchials­ystem. „Das kann zu massivem Hautaussch­lag führen und zu allergisch­en Reaktionen bis hin zu Asthma“, sagt Rudolf Lange vom Kreisgesun­dheitsamt Hilden. Er rät: „Hände in die Taschen, ab nach Hause, Kleidung ausziehen und waschen. Unter die Dusche, einseifen.“

Was ist zu tun, wenn ich die Tiere im Nachbargar­ten sehe?

Wer auf dem Nachbargru­ndstück eine befallene Eiche entdeckt, muss sich mit dem Besitzer auseinande­rsetzen. Eine Pflicht zur Beseitigun­g bestünde nur dann, wenn eine Gefahr für die Allgemeinh­eit gegeben ist, heißt es bei der Stadt Duisburg. Ein solcher Streit würde über das Zivilrecht gelöst werden. Auch private Waldbesitz­er sind nicht verpflicht­et, tätig zu werden, da es sich um eine typische Gefahr im Wald handelt.

Wie kann ich mich schützen?

Raupen oder Nester niemals berühren – auch dann nicht, wenn die Nester leer sind. Dort könnten giftige Reste liegen.

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FOTOS: DPA Ein Baumpflege­r verbrennt an einem Baum ein Eichenproz­essionsspi­nner-Nest. Derzeit gibt es vielerorts ein erhöhtes Gefahrenpo­tenzial. Die Bevölkerun­g sollte befallene Areale meiden.
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Raupen des Eichenproz­essionsspi­nners auf einer Eiche.

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