Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald
Vodafone vernetzt Autofabrik mit schnellem Mobilfunk
AACHEN (rky/pa) Die zunächst wichtigste Anwendung des neuen Mobilfunkstandards 5G wird darin liegen, Fabriken zu vernetzen und damit noch produktiver zu machen. Dies zeigte sich am Mittwoch, als in Aachen die erste Autofabrik in Deutschland vorgestellt wurde, in der die Maschinen per Mobilfunk verbunden sind. „Unsere Autoindustrie braucht ein schnelles Netz. Direkt dort, wo die neuesten und innovativsten Fahrzeuge gebaut werden“, sagte Vodafone-Chef Hannes Ametsreiter bei der Feier.
Das Düsseldorfer Unternehmen betreibt bei dem kleinen Autohersteller e.Go Mobile des Aachener Professors und Unternehmers Günther Schuh das autonome Mobilfunknetz mit 36 Mobilfunkantennen, das in Echtzeit alle Abläufe steuert und kontrolliert. Die Daten gelten als besonders gesichert, sagt Ametsreiter, „sie verlassen nicht das Werksgelände“. NRW-Wirtschaftsminister Andreas Pinkwart (FDP) sagte: „Ein toller Tag, an dem Innovationsgeschichte geschrieben wird. Wir müssen 5G durch Anwendungen erlebbar machen, um auf dem Weg zu smarter Mobilität, Industrie 4.0 und innovativen Prozessen deutlich voranzukommen.“Die Fabrik in Aachen sei Vorbild für die Industrie in ganz Deutschland.“
Der Austausch in Echtzeit bringe handfeste Vorteile mit sich, sagt Schuh, der unter anderem den elektrischen Lieferwagen Streetscooter für die Post entwickelt hatte und mit dem e.Go jetzt einen Elektrokleinwagen auf den Mark bringt. Transportfahrzeuge, Maschinen und Werkzeuge tauschen in der Fabrik in Echtzeit Informationen miteinander aus – über den aktuellen Standort, den Batteriezustand oder die geplante Fahrtroute. Autonom fahrende Transportfahrzeuge ersetzen das klassische Fließband, bewegen das Chassis eigenhändig von Station zu Station. Das E-Auto wird komplett digital und ziemlich effektiv gebaut. „Dabei streben wir nicht nach einer vollautomatisierten Fabrik, sondern wollen vielmehr coole Jobs anbieten“, sagt Schuh.
Das Aachener Modellprojekt hat für Vodafone große Bedeutung. Einerseits wetteifern die Düsseldorfer mit der Telekom und Telefónica darum, welches Unternehmen Aufträge aus der Industrie für die Vernetzung ganzer Werke erhält.
Andererseits droht allen Telefonkonzernen, dass Konzerne wie VW oder Siemens ihre Werke auf eigene Faust vernetzen, weil sie dafür von der Bundesnetzagentur eigene Frequenzen erhalten werden. Der beim Netz in Aachen hilfreiche Zulieferer Ericsson aus Schweden oder auch Huawei aus China stehen bereit, Netze aller Art in Deutschland auszurüsten. So hat Ericsson mit der Telekom bereits eine Fabrik von Osram in Bayern vernetzt, autonom arbeitende Roboter fahren dort herum.
Der in Aachen gebaute Elektro-Kleinwagen wird übrigens vorbereitet sein, per 5G-Unterstützung autonom durch die Städte fahren zu können.