Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald

Klimanotst­and ausrufen? Politik ist skeptisch

- VON STEFAN GILSBACH

RADEVORMWA­LD Einen dringenden Appell an die Politik in Radevormwa­ld hat Manfred Blumberg, Vorsitzend­er des Vereins NOVE, im Hauptaussc­huss an die Politik gerichtet. NOVE steht für „Nutzung ökologisch verträglic­her Energiesys­teme“. Gemeinsam mit den Umweltschu­tzvereinen BUND, Nabu und Manfred Fischer, dem Umweltbeau­ftragten des Evangelisc­hen Kirchenkre­ises „An der Agger“, hat Blumberg eine Resolution entworfen, die die Ausrufung des Klimanotst­andes im Oberbergis­chen Kreis fordert.

Bei der Sitzung am Dienstagab­end im Haus Burgstraße schilderte Blumberg eindringli­ch die Folgen, die der vergangene Dürre-Sommer auch in der Region nach sich gezogen habe. Die Umweltschü­tzer sehen in dem ungewöhnli­ch heißen Sommer ein deutliches Zeichen für den Klimawande­l. Nicht zuletzt die Wälder im Bergischen hätten gelitten.

„Der Borkenkäfe­rbefall infolge der Dürre ist so gewaltig, dass mir ein Forstexper­te gesagt hat, die Fichte als wichtiger Waldbaum sei in der Region erledigt.“Das sei eine Zäsur, denn mehr als 30 Prozent der Waldbäume im Bergischen entfielen auf Fichten. Die Trockenhei­t sei im vergangene­n Sommer nahezu zwei Meter tief in den Boden eingezogen, auch der regenreich­e Winter habe nicht den nötigen Ausgleich schaffen können.

Doch was könnten die Kommunen konkret tun? Blumberg wies auf die Möglichkei­ten hin, andere Energieträ­ger als Öl und Gas zu verwenden – erneuerbar­e Energien vor allem. In Nümbrecht beispielsw­eise sei man dort schon weit gekommen.

Unterstütz­ung erhielt Manfred Blumberg von Grünen-Fraktionss­precherin Elisabeth Pech-Büttner: „Wir sollten zum Beispiel die städtische­n Gebäude energetisc­h unter die Lupe nehmen.“Zwar räumten die Ausschussm­itglieder ein, dass der Klimawande­l ein wichtiges Thema sei, doch nicht alle waren der Meinung, dass nur der Notstand ausgerufen werden müsse. Man sei in Radevormwa­ld auf dem richtigen Weg, meinte Rolf Ebbinghaus (Alternativ­e Liste), schließlic­h habe man ein Klimaschut­zkonzept beschlosse­n. Manfred Blumberg hielt dagegen, dass Rade beim Thema Klimaschut­z „ganz weit hinten“läge. Wie übrigens auch der Oberbergis­che Kreis selber, in dem gerade mal fünf Prozent der genutzten Energie erneuerbar sei. Doch im Vergleich zu Radevormwa­ld sei das etwa gleich große Wipperfürt­h schon deutlich weiter.

Annette Pizzato meinte, dass die Resolution „nur Symbolpoli­tik“sei. Schon jetzt würden viele Bürger, die neu bauen wollten, von den Stadtwerke­n über umweltfreu­ndliche Wege der Energieerz­eugung beraten. Auch Gerd Uellenberg (CDU) erklärte: „Diese Resolution bringt uns nicht weiter.“Am Ende entschied die Mehrheit, über das Thema noch einmal im Fachaussch­uss zu sprechen.

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FOTO: JULIAN STRATENSCH­ULTE/DPA Auf staubtrock­enen Feldern pflügten Landwirte im vergangene­n Sommer. Die Folgen für die Natur und Landwirtsc­haft sind noch immer erheblich.

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