Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald
Neonazi-Fotos im Mordfall Lübcke
Der Verdächtige Stephan E. soll sich noch im März mit Rechtsextremen getroffen haben.
BERLIN (dpa) Der Tatverdächtige im Mordfall Lübcke, Stephan E., hat nach einem Bericht des ARD-Magazins „Monitor“noch in diesem Frühjahr an einem konspirativen Treffen von Mitgliedern von Neonazi-Organisationen teilgenommen. Das gehe aus Fotos hervor, die „Monitor“gemeinsam mit einem Gutachter ausgewertet habe. Verfassungsschutzpräsident Thomas Haldenwang hatte am Dienstag erklärt, E. sei in den vergangenen zehn Jahren nicht mehr so deutlich als Rechtsextremist in Erscheinung getreten und „eher in den Hintergrund der Beobachtung getreten“.
Innenminister Horst Seehofer (CSU) kündigte an, dass sein Ministerium die neuen Informationen prüfen werde. Er wisse bisher nichts von dem rechtsextremen Treffen im März, bei dem E. dabei gewesen sein soll. Seines Wissens gebe es den letzten behördlichen Eintrag von Stephan E. aus dem Jahr 2009. „Wir haben aber immer gesagt, dass das nicht bedeutet, dass er nicht mit irgendwelchen Leuten Kontakt hatte.“Es könne nicht ausgeschlossen werden, dass er auch nach 2009 mit der Szene vernetzt gewesen sei.
Dem Bericht zufolge nahm E. am 23. März an einer konspirativen rechtsextremen Veranstaltung im sächsischen Mücka teil, wo er mit Mitgliedern der neonazistischen Organisation „Combat 18“und der neonazistischen Vereinigung „Brigade 8“fotografiert wurde. FDP-Innenpolitiker Benjamin Strasser sagte: „Ein Teilnehmer an ihren Treffen kann eigentlich nicht vom Radar der Sicherheitsbehörden verschwunden sein.“
Lübcke war in der Nacht zum 2. Juni auf der Terrasse seines Wohnhauses im hessischen Wolfhagen-Istha niedergeschossen worden. E. (45) sitzt in Untersuchungshaft. Die Bundesanwaltschaft stuft das Verbrechen als politisches Attentat mit rechtsextremem Hintergrund ein.
Nach Informationen des „Tagesspiegel“aus Sicherheitskreisen führte bereits die rechtsextreme Terrorzelle „Nationalsozialistischer Untergrund“Lübcke als mögliches Opfer. Der Regierungspräsident habe auf einer Liste mit 10.000 Namen von Personen und Objekten gestanden; er sei im hinteren „8000er-Bereich“aufgeführt, hieß es.