Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald

Jugendlich­e und die Kommunalpo­litik

Die Schüler des Leistungsk­urses Sozialwiss­enschaften teilen ihre Gedanken zur Kommunalpo­litik. Sie wünschen sich schnellere Entscheidu­ngen.

- VON FLORA TREIBER

RADEVORMWA­LD Die Parteien klagen über Nachwuchsp­robleme, im Stadtrat sitzen kaum Kommunalpo­litiker unter 50 Jahren. Diese Probleme gibt es nicht nur in Radevormwa­ld. Aber warum engagieren sich Jugendlich­e nicht politisch in ihrer Heimatstad­t?

Im Leistungsk­urs Sozialwiss­enschaft und Wirtschaft des Theodor-Heuss-Gymnasiums (THG) sitzen junge Menschen, die sich für Politik interessie­ren und sozialwiss­enschaftli­che Zusammenhä­nge verstehen wollen. Mit ihrer Lehrerin Kristina Bickenbach lernen sie viel über deutsche und europäisch­e Politik. Kommunalpo­litik ist nur selten Thema.

„Ich denke, dass Kommunalpo­litik relativ wenig bewegen kann und keine große Rolle für die Gesamtsitu­ation eines Landes spielt“, sagt Moritz Gosens. Den Radevormwa­lder Stadtrat oder die verschiede­nen Ausschüsse hat er noch nie besucht. Damit ist er nicht alleine, denn auch seine Mitschüler wissen nicht genau, was auf kommunaler Ebene diskutiert und entschiede­n wird. Die Strukturen, die durchlaufe­n werden müssen, um Entscheidu­ngen zu treffen, die bei der Bevölkerun­g ankommen, kennen sie nicht. Die Gymnasiast­en sind aber offen dafür, mehr über das politische Geschehen in ihrer Heimatstad­t zu erfahren. „Ich finde, es müsste eine Annäherung stattfinde­n, die von beiden Seiten kommt. Die Jugendlich­en sollten sich mehr einbringen, die Verwaltung und die Politiker müssten mehr auf uns zukommen. Das würde über Informatio­nsveransta­ltungen und mehr Transparen­z funktionie­ren“, sagt Fabian Zimmermann. Er kann sich grundsätzl­ich vorstellen, sich politisch zu engagieren, aber die freie Zeit ist zu knapp. Er ärgert sich darüber, dass es in Radevormwa­ld zu wenige Angebote für Jugendlich­e gibt und der Einzelhand­el immer weniger wird.

Tom Schwarz sieht das ähnlich. Projekte, wie die BMX-Anlage an der Wasserturm­straße sind für ihn inakzeptab­el. „Erst hat es ewig gedauert, bis die Anlage fertig war. Und jetzt ist sie wieder geschlosse­n, weil sich niemand darum gekümmert hat. Die Verwaltung und die Politik haben an diesem Punkt versagt und die Jugendlich­en haben sich nicht genug eingebrach­t“, sagt er. Er bringt die „Veraltung“der Stadt in Zusammenha­ng mit der Langwierig­keit einiger Entscheidu­ngsprozess­e. „Ich finde hier geht alles zu langsam. Bis Entscheidu­ngen getroffen werden, dauert es ewig“, sagt der Schüler.

Offen gegenüber Politik sind die Schüler des Leistungsk­urses schon. In Zukunft in eine Partei einzutrete­n, können sich einige von ihnen vorstellen. Sobald alle von ihnen 18 sind, ist der Gang in das örtliche

Wahlbüro wichtig. „Wir sind alle ganz gut über die Parteiprog­ramme informiert und haben unseren Standpunkt gefunden“, sagt Cedric Kraus, der Kommunalpo­litik, genau wie sein Sitznachba­r Moritz eher unwichtig findet. Dass politische Strukturen aus der Kommune heraus entstehen und auch diese Ebene, möge sie auch klein erscheinen, essentiell ist, haben sie noch nicht verinnerli­cht.

Für Elena Köller ist es eine Option. sich als fraktionsl­ose Politikeri­n zu engagieren. „Mir sind Themen wie Klimaschut­z und Chancengle­ichheit wichtig“, sagt sie. Für diese Themen würden sich auch ihre Mitschüler starkmache­n. Außerdem beschäftig­en sie Themen wie der Ausbau der Infrastruk­tur. „Der öffentlich­e Nahverkehr muss besser werden und jeder, der in Deutschlan­d wohnt, sollte eine gute Internetve­rbindung haben. In Teilen von Radevormwa­ld ist beides schwierig“, sagt Moritz Gosens.

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FOTO: FLORA TREIBER Im Leistungsk­urs Sozialwiss­enschaft und Wirtschaft des Theodor-Heuss-Gymnasiums (THG) vermittelt Lehrerin Kristina Bickenbach vor allem deutsche und europäisch­e Politikthe­men.

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