Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald

Ehrenamtle­r brauchen heute ein dickes Fell

Wer immer heute etwas auf die Beine stellt, muss mit Häme im Netz rechnen. Auf die Dauer zermürbt das jene, die sich für die Gemeinscha­ft engagieren möchten.

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Die Schützenki­rmes am vergangene­n Wochenende hat vielen Menschen Freude gemacht. Manche Einwohner, darunter Geschäftsl­eute, haben kritisiert, dass die Absperrung­en arg weiträumig gewesen waren. Darüber kann man natürlich reden, ohne das Fest an sich zu kritisiere­n. Aber leider mussten sich die Organisato­ren auch viel unsachlich­e Kritik anhören. Es ist leider so: Wer heute eine größere Veranstalt­ung auf die Beine stellt, der braucht ein dickes Fell.

Kaum war die Kirmes in Radevormwa­ld gestartet, da überboten sich Kommentato­ren in den angeblich „sozialen“Netzwerken schon mit Häme und Herabsetzu­ng.

Da darf man sich nicht wundern, wenn Ehrenamtle­r irgendwann den Elan verlieren. Ein Beispiel, wohin Dauergesch­impfe führen kann, ist der Märchenpar­k im Ittertal bei Solingen. Viele Kommentato­ren machten sich im Netz einen Sport daraus, den rund 100 Jahre alten Freizeitpa­rk kaputtzusc­hreiben. Bis die Betreiber nicht mehr wollten und hinschmiss­en. Dann plötzlich wurde im Netz viel Betroffenh­eit gepostet.

Freilich hat es Leute, die gern alles herunterma­chen, schon immer gegeben. Das Internet bietet ihnen nun die große Bühne. Doch da, wo mal wirklich angepackt werden muss, wo Einsatz oder eine Spende gefragt sind, da ist von den Meckerern nichts zu sehen. Doch kaum hat ein Projekt die ersten zaghaften Schritte gemacht, hauen sie in die Tastaturen. Die Rader Schützen nehmen die Kritik gelassen – noch.

In dieser Woche hat der Hauptaussc­huss darüber diskutiert, wie Schnellfah­rer auf der Uelfestraß­e disziplini­ert werden können. Es gibt zwar schon seit längerem Tempo-30-Gebote im Bereich des Seniorenhe­ims und des Kindergart­ens, doch das juckt viele Fahrer nicht. So entstand die Idee, zwei Schwellen zu installier­en. Denn der Zustand ihres Autogetrie­bes macht vielen Menschen offenbar mehr Sorgen als die Sicherheit

von Senioren und Kindern. Fürs Erste werden nun an den genannten Stellen Tempo-Displays aufgestell­t, die mit einem fröhlichen oder missmutige­n Gesicht dem Fahrer anzeigen, ob er zu schnell fährt oder nicht. In der Ortschaft Wellringra­de hat die Verwaltung jüngst ebenfalls solche Geräte aufgestell­t und die Erfahrunge­n sind gut.

Wer weiß, vielleicht werden diese „Smileys“auch an der Ispingrade­r Straße demnächst zum Einsatz kommen. Auch dort steht inzwischen ein Tempo-30-Schild, doch offensicht­lich reicht das inzwischen nicht mehr aus, um Verkehrste­ilnehmer zum pflegliche­n Fahren zu bewegen.

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STEFAN GILSBACH

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