Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald
Negativtrend führt zur Trennung von Andrzejczak
REMSCHEID Außergewöhnliche Situationen erfordern ungewöhnliche Maßnahmen. Dass der AFC Remscheid Amboss als Absteiger aus der Football-Regionalliga nach vier Spielen in der Viertklassigkeit noch ohne jeden Punkt dasteht, damit hatte nun wirklich niemand gerechnet. Bei allen Turbulenzen, die das vergangenen Jahr zu einer Seuchensaison haben werden lassen. Dass der Negativtrend nun die Trennung von Headcoach Wojciech Andrzejczak nach sich gezogen hat, überraschte dagegen nicht.
So weit, so im Sport gewöhnlich. Kurios mutete aber die Szenerie am vergangenen Mittwoch an, als sich der Pole von der Mannschaft vor dem Training verabschiedete und dieses und dessen Inhalte dann schon – zumindest aus der Ferne – von seinem noch nicht offiziell verkündeten Nachfolger organisiert wurde. Es zeigt: Die Zeit drängt. In einer Woche steht das immens wichtige Derby gegen Aufsteiger Wuppertal Greyhounds auf dem Programm, das gewonnen werden muss. Ohne Wenn und Aber.
Diese missliche Lage – es werden zwei Absteiger in die Football-Verbandsliga gesucht – wollte Christian Müller aber keinesfalls ausschließlich am geschassten Headcoach festmachen. „Ich schätze Andrzejczak sehr und habe viel von seinem Football-Sachverstand lernen können“, sagt der Sportdirektor. „Unter dem Strich hat er es aber nicht geschafft, das Team in ein ruhiges Fahrwasser zu bringen und zu stabilisieren.“
Andrzejczak hatte versucht, dem Amboss eine komplett neue Football-Kultur einzuimpfen. Beispielsweise ohne Specialteams, die üblicherweise unter anderem fürs Punten zuständig sind. Dies musste stattdessen Quarterback Tom Schröder übernehmen, um mehr Optionen zu haben. Auch der gänzliche Verzicht auf Fieldgoals gehörte zum konsequenten Konzept von Coach Voyt, wie er genannt wird.
All das funktionierte aber eben nicht und trug eher zur Verunsicherung der nach zwölf Niederlagen in zwölf Regionalligaspielen alles andere als gefestigten Mannschaft bei. „Wir haben diesen Prozess beobachtet und mussten nun die Reißleine ziehen“, berichtet Müller und ergänzt: „Wir hätten diese Entscheidung aber nicht getroffen, ohne adäquaten Ersatz in der Hinterhand zu haben.“
Dieser soll an diesem Wochenende offiziell verkündet werden. Müller selbst wird es nicht. Auch wenn sich viele ein Comeback des Remscheiders wünschen würden, unter dem es bis Ende April 2018 (mindestens) ordentlich lief. „Nein, nein“, sagt Müller, „ich bin noch zu ausgebrannt.“Zusammen mit den anderen Verantwortlichen des Amboss investierte er seine Energie lieber in die Suche nach einem neuen Headcoach.
Dieser wurde „in einem anderen Bundesland“gefunden, wie Müller umschreibt, gilt als erfahrener Trainer und will nach einem Jahr Pause wieder angreifen. „Er ist schon Feuer und Flamme“, berichtet der Sportdirektor und erklärt geheimnisvoll: „In der Szene ist er nicht unbekannt.“Bekannt ist dagegen das sofortige Ziel: der Klassenerhalt. Nicht ausgeschlossen, das dafür in der langen Sommerpause (bis 1. September) auch noch einmal Nachverpflichtungen getätigt werden.