Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald
Der Motorradmarkt ist heiß umkämpft
(tor) Für die einen ist der Spaß auf zwei Rädern Vergnügen, andere leben davon: 130.000 Arbeitsplätze hängen in Deutschland an der Motorradbranche, wenn man neben Produktion, Vertrieb und Reparatur auch die Jobs bei Messen, Versicherungen und im Motorradtourismus mit einrechnet. In der Summe setzt die Branche rund 12 Milliarden Euro pro Jahr um.
Der Markt boomt. Seit 2011 steigt die Zahl der neu zugelassenen Motorräder kontinuierlich an. Laut Kraftfrahrtbundesamt befinden sich aktuell rund 4,5 Millionen Krafträder in deutschem Besitz. Die meisten davon übrigens nicht im bevölkerungsreichsten Bundesland Nordhrein-Westfalen (das liegt auf Platz zwei), sondern im alpennahen Bayern – denn Motorradfahrer lieben Berge.
Im vergangenen Jahr betrug das Zulassungsplus laut Kraftfahrtbundesamt über alle Kategorien hinweg (Krafträder, Kraftroller, Leichtkrafträder und Leichtkraftroller) über zwölf Prozent, was 158.258 neu zugelassenen Zweirädern entspricht. Im laufenden Jahr setzt sich der Trend fort: Für die ersten drei Monate 2019 verzeichnete der Motorradmarkt ein Plus von gut 23 Prozent im Vergleich zum ersten Quartal 2018, wobei die Kraftroller mit einem Zuwachs von fast 38 Prozent am stärksten zugelegt haben. Die eigentlichen Motorräder kamen auf gut 20 Prozent.
Deutschland ist schon seit Jahren ein ausgemachtes Big-Bike-Land. Die Klasse der über 750 Kubikzentimeter schweren Maschinen hatte bei den Neuzulassungen des vergangenen Jahres innerhalb des Motorrad-Segmentes einen Marktanteil von rund 70 Prozent. Sportmotorräder und klassische Motorräder sind am meisten gefragt, gefolgt von (Reise-)Geländemaschinen, erst dann kommen die Chopper mit ihren weit ausgestellten Vorderradgabeln.
Das in Deutschland meistverkaufte Modell war im vergangenen Jahr wieder einmal die R1200GS von BMW (oben im Bild ihr aktuellster Nachfolger, inzwischen mit 1250 Kubikzentimetern), die sich etwa doppelt so oft verkaufte wie die zweitplatzierte Yamaha MT-07 und die drittplatzierte Kawasaki Z900. Das beliebteste Frauenmotorrad in Deutschland ist derzeit übrigens eine Kawasaki Z 650. Jenseits der einzelnen Modelle ist BMW bei den Neuzulassungen mit 21,4 Prozent Marktanteil Marktführer, gefolgt von Kawasaki (12 Prozent) und Honda (11,7 Prozent). Harley-Davidson liegt mit 10,2 Prozent Marktanteil auf Platz sechs.
Die Nachhaltigkeit des Motorrad-Booms wird auch an der seit 2006 Jahr für Jahr steigenden Zahl der Besitzer entsprechender Führerscheine erkennbar. 2008 durften in Deutschland 12,21 Millionen Menschen Motorräder fahren, im vergangenen Jahr waren es schon 16,46 Millionen. 0,5 Prozent der deutschen Bevölkerung nutzen so gut wie täglich ein motorisiertes Zweirad, 1,2 Prozent einmal wöchentlich.