Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald

Politiker sehen Demokratie in Gefahr

Verfassung­sschützer beobachten einen Anstieg von rechtsextr­emer Gewalt.

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BERLIN (epd) Nach dem mutmaßlich rechtsextr­emistisch motivierte­n Mord am Kasseler Regierungs­präsidente­n Walter Lübcke sucht die Politik nach Lösungen zur Eindämmung rechter Gewalt. Bundeskanz­lerin Angela Merkel forderte auf dem evangelisc­hen Kirchentag in Dortmund, mögliche Verbindung­en der Ermordung Lübckes zur rechtsterr­oristische­n Gruppe NSU aufzukläre­n. Die Kanzlerin erinnerte an das Versagen der Behörden bei der NSU-Mordserie und die Verspreche­n von Aufklärung, die den Betroffene­n gemacht worden seien. Am Freitag war bekannt geworden, dass Lübckes Name auf einer Liste des NSU stand. Der CDU-Politiker wurde am 2. Juni spätabends vor seinem Wohnhaus im nordhessis­chen Wolfhagen mit einem Kopfschuss getötet. Ein Verdächtig­er sitzt seit vergangene­r Woche in Haft. Die Ermittler vermuten einen rechtsextr­emen Hintergrun­d. „Wenn heute die Repräsenta­nten unserer Demokratie, Bürgermeis­ter und Kommunalpo­litiker beschimpft, bedroht und tätlich angegriffe­n werden – dann ist unsere Demokratie in Gefahr“,

„Terror von rechts darf nie wieder unterschät­zt werden“

Frank-Walter Steinmeier Bundespräs­ident

warnte Bundespräs­ident Frank-Walter Steinmeier in Kassel. Die Gefahr eines Terrorismu­s von rechts dürfe niemals wieder unterschät­zt werden. Steinmeier besuchte am Sonntagmit­tag das Wohnhaus der Familie Lübcke, um der Witwe des Ermordeten zu kondoliere­n und mit ihr zu reden.

Auch Außenminis­ter Heiko Maas (SPD) rief die Deutschen auf, sich gegen rechte Tendenzen zur Wehr zu setzen. Den Feinden der Demokratie dürfe kein Millimeter mehr überlassen werden, schrieb Maas in einem Gastbeitra­g für die „Bild“. „Vielleicht braucht unser Land nicht nur die ‚Fridays for Future‘, die so viel in Bewegung gebracht haben. Sondern auch einen Donnerstag der Demokratie.“

Laut „Bild am Sonntag“ist die Zahl rechtsextr­emer Gewalttate­n im vergangene­n Jahr deutlich gestiegen. Während 2017 noch 28 solcher Taten erfasst worden seien, seien es 2018 bereits 48 gewesen, meldete die Zeitung unter Berufung auf den neuen Jahresberi­cht des Bundesamte­s für Verfassung­sschutz, der am Donnerstag vorgestell­t werden soll. Demnach sind Ende 2018 rund 24.100 Personen als rechtsextr­em eingestuft gewesen. Fast jeder Zweite von ihnen gelte als „gewaltbere­it“.

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