Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald
Mülheim hofft auf Siemens-Sitz
Die neue börsennotierte Energie-Gesellschaft könnte ins Ruhrgebiet ziehen.
DÜSSELDORF Das Ruhrgebiet hat gute Chancen auf den Sitz der neuen Siemens-Energiesparte. Wie aus informierten Kreisen verlautete, könnte die Wahl für die neue börsennotierte Gesellschaft auf Mülheim an der Ruhr fallen. Eine Entscheidung sei aber noch nicht gefallen.
Mülheim würde sich damit gegen Berlin und Erlangen durchsetzen. Siemens-Chef Joe Kaeser hatte Anfang Mai angekündigt, das Energie-Geschäft des Münchner Technologie-Konzerns zu bündeln und an die Börse zu bringen. Es handelt sich um eine Sparte mit 88.000 Beschäftigten und 27 Milliarden Euro Umsatz. In Mülheim entwickelt und produziert Siemens seit 1927 mit fast 4500 Beschäftigten Dampfturbinen und Generatoren für das weltweite Kraftwerksgeschäft. Siemens ist auch bisher schon der größte Arbeitgeber der Stadt.
Neu entstehen würden in Mülheim durch die Ansiedlung der Verwaltung aber voraussichtlich nur 150 bis 200 neue Arbeitsplätze. NRW-Wirtschaftsminister Andreas Pinkwart (FDP) wollte sich zu den Aussichten für Mülheim nicht äußern. Die Landesregierung führe mit Siemens Gespräche und setze sich für alle Standorte im Ruhrgebiet als möglichen Sitz der neuen Gesellschaft ein, hieß es im Wirtschaftsministerium. Ein weiterer großer Energiestandort des Konzerns im Ruhrgebiet ist Duisburg. Mit einer Entscheidung sei innerhalb der kommenden vier Wochen zu rechnen, hieß es weiter.
Vor wenigen Tagen hatte Siemens seine Sparpläne für die Energiesparte verkündet. Konzernweit sollen 2700 Stellen bei der Sparte Gas und Power wegfallen, 1400 davon in Deutschland. Die NRW-Standorte Mülheim und Duisburg sollen davon allerdings nicht betroffen sein – anders als Erlangen, Berlin, Nürnberg und Dresden. Auf diese Weise will Siemens zusätzlich eine halbe Milliarde Kosten einsparen.
Kaeser will die Energie-Sparte damit fit für die Börse und für Anleger attraktiver machen. Die Ausgliederung ist Teil eines umfassenden Umbauplanes, mit dem der Vorstandschef Siemens auf wenige Kerngeschäfte konzentrieren und wohl auch Finanzinvestoren entgegen kommt.
Die neue Energie-Gesellschaft soll aus dem Kraftwerksgeschäft bestehen und einer Mehrheitsbeteiligung an der Gamesa Renewable Energy (erneuerbare Energien). Ziel ist es, das neue Unternehmen bis September 2020 an die Börse zu bringen. Siemens will künftig nur noch einen Minderheitsanteil halten.