Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald
24. Juni 1958
Die Atmosphäre in Göteborg war gereizt. Schon bevor die deutsche Nationalmannschaft im Halbfinale der Fußball-WM 1958 gegen Gastgeber Schweden antreten musste, hatten die Medien Stimmung gemacht. Schwedische Journalisten bezeichneten die deutschen Fans, die mehr als einmal unangenehm aufgefallen waren, als „Panzer“und „Kriegsfußballer“. Auch die deutsche Presse zeigte sich angriffslustig: Viele schwedische Nationalspieler waren in den vergangenen Jahren zur Liga A in Italien gewechselt, für dieses damals noch ungewöhnliche Vorgehen wurden sie als „Legionäre“beschimpft. Für Unmut sorgte dann auch noch die kurzfristige Verlegung des Spielorts und schließlich die Wahl des Unparteiischen: Der Ungar Istvan Zsolt sollte die Partie leiten – ausgerechnet ein Schiedsrichter aus dem Land, das Deutschland vier Jahre zuvor im Finale in Bern besiegt hatte. Das Spiel am 24. Juni 1958 blieb auch auf dem Platz hart umkämpft. In der 59. Minute wurde ein deutscher Verteidiger des Platzes verwiesen, wenige Minuten später wurde Fritz Walter böse gefoult. Mit einem verletzten Knöchel konnte er kaum noch ins Spielgeschehen eingreifen. Mit faktisch neun Spielern verlor die deutsche Elf das Halbfinale 3:1. Obwohl die Mannschaft um Sepp Herberger sich fair zeigte und dem Gegner gratulierte, reagierte die deutsche Öffentlichkeit erbost und nannte das Spiel „Schlacht von Göteborg“. Das Verhältnis zwischen den beiden Nationalmannschaften blieb über Jahre angespannt.