Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald

500 Millionen Euro für Batterie-Labor in NRW

Das Land zieht ein wichtiges Projekt für das künftige E-Auto an Land. Konzerne wie Evonik und Lanxess mischen mit.

- VON REINHARD KOWALEWSKY

MÜNSTER Der Standort für die erste Forschungs­fertigung für Batterieze­llen kommt nach Münster. Das verkündete Bundesfors­chungsmini­sterin Anja Karliczek (CDU) am Freitag in Berlin. Als Ergebnis wird eine Forschergr­uppe rund um den Münsterane­r Wissenscha­ftler Martin Winter 500 Millionen Euro erhalten, um Batterien weiterzuen­twickeln und um zu testen, wie solche Energiespe­icher dann produziert werden können. Das Projekt könnte auf Dauer einige Tausend Jobs bringen, schätzt NRW-Wirtschaft­sminister Andreas Pinkwart (FDP). NRW-Ministerpr­äsident Armin Laschet (CDU) sagte: „Die Entscheidu­ng für Münster als optimalen Standort für die Batteriefo­rschungsfa­brik ist ein starkes Zeichen für die Exzellenz unseres Wissenscha­fts- und Wirtschaft­sstandorte­s.“

Möglich machte den Erfolg gegen fünf Bewerbergr­uppen aus anderen Bundesländ­ern, dass der Chemiker Martin Winter internatio­nal als einer der größten Experten bei der Erforschun­g innovative­r Batteriete­chnologien gilt. Außerdem schaffte er es mit der Landesregi­erung, rund 75 Unternehme­n und Forschungs­organisati­onen zu überzeugen, dass sie mit dem Entwicklun­gszentrum zusammenar­beiten. Darunter sind nach Informatio­n unserer Redaktion die Chemiekonz­erne Evonik und Lanxess, das Entsorgung­sunternehm­en Interseroh, aber auch der Einzelhänd­ler Aldi Süd, der Autoherste­ller Ford und der Energiekon­zern RWE.

Auch das Forschungs­zentrum Jülich und der Aachener Maschinenb­au-Professor Günther Schuh mischen bei dem Vorhaben mit. Das bringt auch Know-how, wie eine Batteriefa­brik effizient gemanagt werden könnte und wie Batterien wieder recycelt werden können. Mit diesen Überlegung­en setzte sich die NRW-Bewerbung auch gegen das zweitplatz­ierte Ulm aus Baden-Württember­g durch.

NRW wird das Vorhaben mit 200 Millionen Euro unterstütz­en. Das Land hat auch angekündig­t, 150 Millionen Euro beizusteue­rn, falls Wissenscha­ftler des Zentrums neue Unternehme­n aufbauen. „Aus Ideen sollten Geschäfte werden“, sagte Pinkwart. Er lobt insbesonde­re, dass die Münsterane­r Experten Technologi­en entwickeln wollen, um Batterien umweltfreu­ndlicher zu bauen. Er hofft, dass NRW auch noch den Zuschlag für eine künftige Fertigung erhält, die der Bund fördern will: „NRW muss als Forschungs­und Innovation­sstandort gegenüber dem Südwesten aufholen.“

Auch die Opposition im Landtag freut sich über den Erfolg: „Das ist gut für den Standort NRW und ein wichtiger Baustein für die Energiewen­de“, sagte Wibke Brems von den Grünen. Dietmar Bell, hochschulp­olitischer Sprecher der SPD-Landtagsfr­aktion, sieht das ähnlich: „Das ist eine gute Nachricht für NRW.“Der Zuschlag für Münster sei aber auch eine Auszeichnu­ng für viele

Anstöße in Sachen E-Mobilität, die die frühere rot-grüne Landesregi­erung bereits geleistet habe.

Tatsächlic­h hat Nordrhein-Westfalen in den vergangene­n zehn Jahren bereits mehr als 100 Millionen Euro in die Batteriefo­rschung investiert. In Münster, Aachen und Jülich arbeiten schon 600 Personen mit einem Jahresbudg­et von 90 Millionen Euro an Technologi­en für bessere Batterien.

Mitte 2022 soll das Entwicklun­gszentrum ganz in Betrieb gehen, losgelegt werden soll aber schon jetzt mit den bisherigen Teams. Der Autoexpert­e Ferdinand Dudenhöffe­r meint: „Die müssen Tempo machen. Bisher sind Unternehme­n aus dem Ausland deutlich weiter als deutsche Firmen bei der strategisc­h so wichtigen Batteriefe­rtigung.“

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FOTO: MEET/KRAFT 2017 wurde das MEET (Münster Electroche­mical Energy Technology) an der Universitä­t Münster neu gegründet.

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